Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
Witterung auf und hatte ihre Beute bald ausgemacht.
Laura stand ahnungslos im fahlen Mondlicht vor dem Schlüsselbrett und ließ den Blick über die vielen Schlüssel schweifen. Sie zog die Augenbrauen kraus. Verdammt, welcher war wohl der passende für die Bibliothek? Woran konnte sie ihn bloß erkennen? Während sie sich den Kopf zermartete, war der kriechende Tod nur noch knapp zwei Meter von ihr entfernt.
Kaja biss zu. Und noch einmal. Schließlich schob sie sich das letzte Stück Schokolade in den Mund. »Wie wange waucht wie wenn woch?«, fragte sie, mit vollen Backen kauend.
Lukas schaute sie zunächst ratlos an. »Wie lange sie noch braucht? Keine Ahnung.«
Er wandte den Blick wieder dem Haus zu, das kaum mehr zu erkennen war. Dicke Wolken ballten sich am Himmel zusammen. Wieder rief ein Käuzchen, und die Glocke der nahen Turmuhr schlug drei Mal. Lukas blickte auf seine Armbanduhr: Viertel vor zehn. Laura musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig vor Beginn der Nachtruhe auf ihren Zimmern sein wollten.
Der Junge sah auf, und da entdeckte er ein halbes Dutzend kleiner Schatten, die lautlos über den Dachfirst des Hauses flogen und auf die kahlen Wipfel der Bäume im Park zu geisterten.
Fledermäuse. Seltsam. Eigentlich hielten Fledermäuse doch Winterschlaf ... Was machten die mitten im Dezember im Park von Ravenstein? Äußerst seltsam. Fast so seltsam wie Lauras Verhalten in den letzten Tagen.
Lukas ließ die Flattertiere nicht aus den Augen. Wie schwarze Gespenster schwebten sie zwischen den großen Bäumen hindurch und hielten auf die Burg zu. Er sah noch, wie sie den Ostturm umkreisten, bevor sie verschwanden.
Vielleicht leben sie unter dem Dach des Turms?, überlegte Lukas - und im selben Moment noch schrak er zusammen, denn er sah den Hausmeister, der gerade das Internatsgebäude verließ. Attila Morduk kehrte zurück.
Aufgeregt stieß Lukas Kaja mit dem Ellenbogen an und deutete hinüber zu der schaukelnden Gestalt.
Kaja hörte vor Schreck auf zu kauen.
Attila Morduk hatte es offenbar eilig, wieder ins Warme zu kommen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er sein Häuschen erreicht hatte.
D er Hüter des Lichts lag reglos auf dem Lager in seiner Schlafkammer, während Paravain die Heilerin entsetzt anstarrte. »Du kannst wirklich nichts für ihn tun?«, fragte er ungläubig.
Morwena wandte ihren Blick von dem Kranken ab und schaute den jungen Ritter fast mitleidig an. »Tut mir Leid, Paravain. Aber du weißt doch selbst, dass jede Heilkunst gegen die zerstörerischen Kräfte des Schwarzen Schwertes machtlos ist. Ich kann Elysions Schmerzen lindern und sein Fieber senken, und meine Tränke werden ihm einen ruhigen Schlaf schenken. Und sicherlich vermag ich auch seinen Verfall aufzuhalten, für eine gewisse Zeit zumindest. Aber heilen -«
Sie brach ab und schüttelte resigniert den Kopf. In ihren sanften Augen stand Hilflo sigkeit geschrieben. Dann räus perte sie sich und fuhr mit leiser Stimme fort: »... heilen kann ich ihn nicht. Nur das Wasser des Lebens kann ihm helfen, sonst nichts.«
Morwena senkte den Blick. Sie nahm das Leinentuch und wollte es in die Schüssel tauchen, als sie sah, dass sich kaum mehr Wasser darin befand.
Die Heilerin wandte sich an Alienor, die neben Elysions Lager stand. »Würdest du bitte frisches Wasser holen, Alienor?«
»Aber natürlich«, sagte das Mädchen und griff zur Schüssel.
Alarik fing seine Schwester vor dem Thronsaal ab. Erwartungsvoll blickte er das Mädchen an. »Und? Was sagt sie?«
Alienor schüttelte nur betrübt den Kopf.
»Aber das ist doch nicht möglich!« Das blanke Entsetzen klang aus der Stimme des Jungen. »Sie muss doch was tun können!«
Wieder schüttelte Alienor den Kopf. »Morwena sagt, dass sie ihn nicht heilen kann. Nur das Wasser des Lebens kann ihm -«
»Das glaube ich einfach nicht!«, schnitt Alarik ihr das Wort ab. »Das ist einfach nicht möglich! Sie ist doch eine Heilerin - die beste in ganz Aventerra! Da stimmt doch etwas nicht!«
Der Junge stapfte so wütend mit dem Fuß auf, dass Schmatzfraß erschrocken von seiner Schulter swuupte und sich in eine Ecke verzog.
Alienor legte ihrem Bruder beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das ist Unsinn, Alarik. Morwena möchte doch genauso wenig wie wir, dass Elysion stirbt - warum also sollte sie das Gegenteil behaupten, wenn sie ihm helfen könnte?«
Alarik machte ein trotziges Gesicht. »Keine Ahnung. Aber warum hat Paravain Elysions Zustand vor uns
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