Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
abspielten.
Marius Leander hetzte um die Mauerecke. Der schmale Weg, der sich an der Längsseite des Internatsgebäudes hinzog, war vom Schnee geräumt und gestreut. Marius wollte ihm schon folgen, als er sich plötzlich anders entschied. Er stoppte unvermittelt und verschwand mit einem schnellen Sprung hinter der dichten Ligusterhecke, die den Pfad säumte. Die Schritte und das Keuchen der Verfolger waren bereits zu hören, als Marius plötzlich auffiel, dass sein Fuß einen deutlich sichtbaren Abdruck im tiefen Schnee neben dem Weg hinterlassen hatte. Rasch beugte er sich hinter der Hecke hervor und verwischte die verräterische Spur mit den Händen. Gerade noch rechtzeitig zog er sich wieder in sein Versteck zurück, denn nur einen Augenblick später stürmten seine Häscher auch schon um die Ecke.
Als sie keine Spur von ihrem Opfer entdecken konnten, blieben sie überrascht stehen. Die Schwarzen Männer steckten die Köpfe zusammen und beratschlagten sich. Laura konnte hören, dass sie aufgeregt flüsterten.
Das Mädchen hielt den Atem an. Hoffentlich - hoffentlich suchen sie nicht in der Hecke, vor der sie gerade stehen!, schoss es Laura durch den Kopf.
Einer der Schwarzen Ritter machte seinen Kumpanen ein Zeichen und deutete den Weg entlang, der in einiger Entfernung hinter der Gebäudeecke verschwand. Dann stürmten die drei Männer in die Richtung, in der sie Marius vermuteten.
Laura atmete erleichtert auf. Zum Glück ist Papas Finte aufgegangen!
Da wagte Marius Leander sich auch schon aus seinem Versteck. Er warf einen Blick zu der Ecke, hinter der seine Verfolger eben verschwunden waren, bevor er in die entgegengesetzte Richtung hetzte und zu der Treppe rannte, die zum Eingangsportal führte. Wenige Augenblicke später hatte das Internatsgebäude ihn verschluckt.
Laura verharrte noch für kurze Zeit an der Mauer. Sorgfältig schaute sie nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, dass die Männer in den schwarzen Rüstungen nicht zurückkamen. Doch die blieben verschwunden. Nicht einmal mehr das Scheppern ihrer Rüstungen war zu hören.
Sehr gut!
Das Mädchen löste sich aus dem Schatten, überquerte geschwind den Hof und huschte zur Treppe. Der Schnee knirschte, während es die Stufen emporeilte.
Als Laura in die Eingangshalle trat, konnte sie keine Spur von ihrem Vater entdecken. Doch sie wusste auch so, wo er hingegangen sein musste: zur Bibliothek - wohin sonst?
Der lange Flur, der zum Bibliothekssaal führte, war duster. Die funzelige Notbeleuchtung spendete kaum Licht. Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich Lauras. Die kahlen Wände lagen im Dunkeln, und die zahllosen Mauernischen gähnten sie finster an. Sie konnte nicht erkennen, was sich in der unheimlichen Schwärze verbarg.
Pochenden Herzens schlich Laura den Gang entlang. Als sie sich der Bibliothek näherte, sah sie, dass sie richtig vermutet hatte: Es brannte zwar kein Licht in dem Saal, aber die Tür stand einen Spalt breit offen.
Laura beschleunigte die Schritte, huschte zur Tür und stieß sie vorsichtig auf. Dann trat sie über die Schwelle und blickte sich suchend in der dunklen Bibliothek um.
Marius Leander kniete an der entfernten Wand, nicht weit vom Ausleihtresen entfernt, hinter dem für gewöhnlich Amalie Bröselsam saß und ihren Hühnergeierblick durch den Saal schweifen ließ. Laura konnte nicht erkennen, was ihr Vater tat. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und machte sich offensichtlich am Boden zu schaffen.
Laura wollte gerade auf ihn zu gehen, als sie plötzlich Schritte im Flur hörte.
Das Mädchen machte kehrt und steckte den Kopf zur Tür hinaus. Das Herz schlug Laura bis zum Halse, als sie die drei Männer in den schwarzen Ritterrüstungen am Ende des Ganges erblickte. Sie stürmten auf die Bibliothek zu und kamen rasch näher.
Sehr rasch!
Laura huschte in die Bibliothek zurück. Obwohl Percy Valiant ihr jede Einmischung strengstens verboten hatte, konnte sie einen Warnschrei nicht unterdrücken.
»Vorsicht, Papa!«
Damit hastete sie in einen der engen Gänge zwischen den Bücherregalen und drückte sich tief in den Schatten.
Marius Leander richtete sich auf und sah sich überrascht um. Da stürmten die drei Schwarzen Ritter zur Tür herein. Sie erblickten Marius sofort.
»Los, schnappt ihn euch!«, befahl der Anführer.
Hände flogen an die Griffe der Schwerter, und mit gezogenen Waffen stürmten die Männer auf Marius zu, der hilflos in der Falle saß. Er wehrte sich heftig, versuchte mit
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