Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
zu dürfen, trieb ihm ein freudiges Grinsen ins Gesicht. »Ihr könnt Euch ganz und gar auf uns verlassen!«
»Das will ich auch hoffen! Andernfalls…« Der strenge Blick, den der Schwarze Fürst seinen Knechten zuwarf, war unmissverständlich. Borboron schickte sich an weiterzugehen, als Syrin ihn daran hinderte.
»Einen Augenblick noch«, sagte sie und wandte sich an die Trioktiden. »Die Sklavin ist neu, sagt ihr?«
»Ja, Herrin. Sie versieht heute zum ersten Mal ihren Dienst im Kerker.«
»Tatsächlich?« Nachdenklich spielte die Gestaltwandlerin mit dem Rad der Zeit an ihrer Halskette. Es hatte sich beruhigt und sah wieder genauso aus wie vorher. Syrin strich sich mit den Krallenfingern übers Kinn. »Vielleicht… sollten wir uns das Mädchen einmal näher ansehen?«, sagte sie dann. Ohne Borborons Antwort abzuwarten, setzte sie sich in Bewegung und ging zügig auf die Mauerecke zu.
Oh, nein!
Zu Tode erschrocken, bemühte Laura sich um Fassung. Fieberhaft blickte sie sich um, auf der Suche nach einem Versteck – vergeblich. Syrin kam unaufhaltsam näher. Ihre Tritte hallten wie eine böse Drohung an Lauras Ohr. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis die Gestaltwandlerin sie entdeckte. Und dann –
V erwundert starrte Kaja auf die leblose Freundin. »Oh, nö!«, stieß sie überrascht aus.
»Was ist los?« Kevin, der mit Lukas vor dem Computer der Mädchen saß und ein Adventure-Game spielte, schaute sie fragend an.
»Laura hat das Gesicht verzogen!«
»Ja, und?«
»Ich find das irgendwie merkwürdig«, antwortete Kaja aufgeregt. »Seit sie sich auf Traumreise befindet, hat sie nicht die geringste Bewegung gemacht. Keine Regung, keinen Mucks, nichts. Aber vor ein paar Sekunden ist Laura plötzlich zusammengezuckt, das hab ich deutlich gesehen. Findet ihr das nicht komisch?«
»Was soll daran denn komisch sein?« Lukas musterte sie verständnislos. »Jeder Mensch bewegt sich im Schlaf, das ist völlig normal. Der eine mehr und der andere weniger, und selbst in tiefster Hypnose bleibt niemand völlig regungslos!«
Kaja zuckte hilflos mit den Schultern. »Mag ja alles sein – aber irgendwie hab ich ein doofes Gefühl.«
»Irgendwie?«, wiederholte Lukas mit Nachdruck und legte die Stirn in Falten. »Klingt ja direkt überzeugend!«
Verärgert über die bissige Bemerkung, schnitt Kaja ihm eine Grimasse. »Ja – irgendwie! Auch wenn dir das zu hoch sein sollte!« Sie legte das Buch zur Seite und beobachtete Laura eindringlich. »Sie sieht plötzlich so anders aus. Als ob sie –« Sie stockte. Sie hatte natürlich bemerkt, dass Lukas ihr seinen allseits gefürchteten Jetzt-red-doch-bloß-keinen-Blödsinn-du-Spar-Kiu-Blick zuwarf. Kaja wusste nur zu genau, was für gewöhnlich passierte, wenn man diese Warnung ignorierte: Eine ätzende Bemerkung war die Folge, die leider meist ins Schwarze traf und den Adressaten bis auf die Knochen blamierte. Kaja zögerte deshalb einen Moment – doch dann gewann die Sorge um die Freundin die Oberhand über die Furcht vor der Blamage. »Laura sieht aus, als würde sie unsere Hilfe brauchen«, fuhr sie tapfer fort.
Kevin schüttelte missbilligend den Kopf. »Also davon kann ich wirklich nichts erkennen, Kaja. Das bildest du dir bloß ein.«
»Mach ich nicht!« Das Pummelchen war mehr als besorgt. »Guckt sie euch doch nur mal an, dann werdet ihr es auch merken!«
Endlich erhob Lukas sich doch, trat neben das Bett der Schwester und betrachtete sie eingehend. »Ich weiß wirklich nicht, was du hast.«
»Mann, Lukas!« Wachsende Verzweiflung lag in Kajas Blick. »Sieh doch mal genau hin! Außerdem hat Laura uns doch bestimmt nicht ohne Grund gebeten, auf sie aufzupassen!«
»Stimmt.« Der junge nickte und stupste die Brille von der Nasenspitze zurück. »Aber damit hat sie lediglich gemeint, dass wir darauf achten sollen, dass ihr hier nichts geschieht! Weil sie in der Trance nämlich völlig hilflos ist. Davon allerdings, dass wir sie vorzeitig zurückholen, war mit keinem Wort die Rede. Und so, wie ich meine Schwester kenne, würde sie sich auch schön bedanken, wenn wir ihr die Traumreise vermasseln!«
»Aber wenn sie tatsächlich in Gefahr ist?« Kajas Stimme klang weinerlich.
»Nur weil sie sich bewegt hat?« Lukas zog die Augenbrauen hoch und setzte sein Oberlehrergesicht auf. »Überleg doch mal: Könnte es nicht auch sein, dass Laura deswegen zusammengezuckt ist, weil sie gerade rausgefunden hat, wie sie Papa befreien kann? Willst du wirklich, dass
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