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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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rostigen Angeln quietschten. Zum Glück standen die anderen Häuser im Park zu weit entfernt, als dass ihren Bewohnern das Geräusch hätte auffallen können.
    Ein eisiger Wind schlug dem Jungen entgegen. Er hob den Kopf und sog die Luft durch die Nase ein wie ein wildes Tier. Sofort wusste er, dass es in Kürze schneien würde. Er konnte den Schnee riechen. Eine dicke weiße Decke würde das ganze Land überziehen und ihn zwingen, in seinem Versteck zu bleiben. Andernfalls würden die Fußabdrücke im Schnee ihn verraten und die Fremden auf seine Spur führen. Deshalb war schnelles Handeln geboten. Er musste die Gelegenheit nutzen, sich einen ausreichenden Essensvorrat anzulegen. Schon bald konnte es zu spät dazu sein.
    Noch einmal sah sich der Junge nach allen Seiten um. Dann huschte er geduckt auf die Burg zu. Geschickt nutzte er die mächtigen Baumstämme als Deckung, während er sich Meter um Meter der efeubewachsenen Festung näherte.
    Unbemerkt gelangte er in das Gebäude. Seine feine Nase ließ ihn die Vorratskammer in kürzester Zeit aufspüren. In sie einzudringen war ein Kinderspiel – sie war nicht einmal abgeschlossen.
    Der Junge zog die Tür hinter sich zu und blickte sich in dem großen Raum um, in dem ein dämmeriges Zwielicht herrschte. Seltsamerweise konnte er nirgends eine Kerze oder eine Fackel entdecken. Und wenn schon – er würde auch so zurechtkommen. Schließlich hatte er gelernt, nicht nur auf die Augen, sondern auch auf die anderen Sinne zu vertrauen und sich selbst in tiefster Nacht zu orientieren.
    Der würzige Geruch von Würsten und Schinken stieg ihm in die Nase, und der Duft von geselchtem Fleisch und Gänseschmalz ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dann roch der Junge die Äpfel. Ihr süßer Wohlgeruch entlockte ihm einen kleinen Freudenschrei. Eilig trat er zu dem Brett mit dem Obst, griff sich eine der rotbackigen Früchte und biss hinein. Hmmm – wie das schmeckte! Gierig schlang er den köstlichen Apfel hinunter und griff gerade nach dem nächsten – als ihn gleißendes Licht blendete. Erschrocken fuhr der Junge herum.
    Aus zusammengekniffenen Augen sah er den leuchtenden Ball, der von der Zimmerdecke baumelte. Und einen Mann, der im Türrahmen stand und ihm den Rückweg versperrte. Er war von grober Statur; die Arme, dick wie eine Wagendeichsel, reichten ihm bis zu den Knien. Sein kahler Schädel glänzte wie eine reife Süßmelone. Er sah finster drein.
     
    Die Kinovorstellung am Abend war nur mäßig besucht. Eine Hand voll Zuschauer verlor sich in dem großen Saal. Laura registrierte das nur am Rande. Der Film nahm sie so gefangen, dass sie kaum mitbekam, was um sie herum vorging. Sie tauchte ein in die fantastische Welt von Mittelerde und bangte und litt mit Frodo und seinen Gefährten.
    Als die Lichter langsam aufleuchteten, erschien es ihr, als erwache sie aus einem tiefen Traum. In ihrem Innersten sträubte sich alles dagegen, in die Realität zurückzukehren. Sie blieb bis zum Schluss sitzen und schaute sich die endlos langen Abspanntitel bis zum allerletzten an.
    Noch auf dem Heimweg fühlte sich Laura wie benommen. Zufrieden trottete sie durch die Menge der Passanten, die wie getrieben durch die Straßen von Hinterthur hasteten, und hing den Bildern nach, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hatten. Die mitreißende Filmmusik hallte noch wie ein fernes Echo in ihren Ohren.
    Da versetzte ein unerwarteter Anblick Laura einen tiefen Schock: In einer Traube von Fußgängern auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig glaubte sie ihren Chemielehrer zu erkennen. Wie vom Schlag gerührt, blieb sie stehen und spähte mit klopfendem Herzen zur anderen Straßenseite – aber der schwarzhaarige Mann war bereits verschwunden. Doch Laura war sich sicher: Bei der hoch aufgeschossenen Gestalt, die mit finsterem Blick zu ihr herübergestarrt hatte, konnte es sich nur um Dr. Quintus Schwartz gehandelt haben. Der angeblich in der Karibik Urlaub machte – und sich in Wahrheit in Hinterthur herumtrieb. Was nur bedeuten konnte, dass er Übles im Schilde führte. Und deshalb beschloss Laura, nach ihm zu suchen.
    Sie trat zwischen zwei geparkte Autos, um die Straße zu überqueren. Ein schwarzer Lieferwagen, der gut zwanzig Meter von ihr entfernt am Straßenrand abgestellt war, versperrte ihr die Sicht.
    Laura wusste nicht warum, aber der Transporter erregte sofort ihre Aufmerksamkeit. Auf seinem Dach lag eine dünne Schneedecke. Er musste also schon seit geraumer Zeit dort

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