Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
erneut. »Auch Super-Hirne können mal verschlafen, oder nicht?« Dann atmete sie voller Erleichterung durch. »Oh, Mann, ich fass es einfach nicht! Jetzt wird doch noch alles gut!« Aber da konnte sie auch nicht ahnen, welche Überraschungen die kommenden Stunden noch bereithalten würden.
K apitel 29 Ein ruchloser Verrat
ichter Nebel war im Park aufgezogen. Obwohl Laura nur ein paar Schritte weit sehen konnte, ließ sie sich davon nicht beirren. Schließlich kannte sie den Weg zu Attila Morduks Häuschen mittlerweile so gut, dass sie ihn selbst mit verbundenen Augen gefunden hätte. Auch die gespenstischen Schemen und bizarren Gestalten, die immer wieder rechts und links aus dem grauen Dunst auftauchten, vermochten sie nicht zu erschrecken, wusste sie doch, dass es sich dabei um die Büsche und Sträucher handelte, die die Parkwege säumten. Nicht einmal die geflügelten Schatten, die wie aus dem Nichts kamen, um dann völlig geräuschlos dicht über ihren Kopf hinwegzustreichen, konnten Laura ängstigen: Es war nur das Steinkauzpaar, das in der alten Eiche hinter der Turnhalle nistete und ihre nächtlichen Streifzüge gelegentlich im lautlosen Flug begleitete.
Eine entfernte Turmuhr schlug gerade Mitternacht, als Morduks Häuschen aus dem Nebel auftauchte. Die Buche, die ihre kahlen Äste über das Dach spannte, ragte wie ein überdimensioniertes Schirmgerippe aus dem Dunst auf. Auch der hohe Haselnussstrauch, der sich an die seitliche Steinwand zu lehnen schien, trug noch keine Blätter.
Laura hatte die Tür noch nicht erreicht, als ein seltsames Gefühl sie anflog: Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie plötzlich. Alarmiert griff sie zu dem klobigen Klopfeisen in der Gestalt eines Echsenkopfes, das an Attilas Haustür hing.
Laute Schläge hallten durch die Nacht, doch der Hausmeister rührte sich nicht.
»Attila?«, rief das Mädchen beunruhigt. »Ich bin’s - Laura!«
Wieder kam keine Antwort.
Laura wusste, dass der letzte der Zwergriesen seine Tür für gewöhnlich nicht abschloss. Sie drückte die Klinke herunter und schlüpfte ins Häuschen.
Ihre Hand ertastete den Lichtschalter. Die kleine Lampe in der Mitte des Raumes flammte auf und tauchte ihn in ein spärliches Licht, das die Bezeichnung Helligkeit nicht verdiente. Immerhin reichte es aus, dass Laura den Hausherrn sehen konnte: Attila hing auf einem Stuhl am Tisch und schnarchte vor sich hin. Sein massiger Oberkörper war auf die Tischplatte gesunken. Der kahle Kopf ruhte auf den verschränkten Armen.
Laura war fassungslos. Entweder war Morduk völlig verrückt geworden – oder er besaß Nerven aus Stahl. Wie sonst war es zu erklären, dass er in dieser entscheidenden Nacht so tief schlief?
Rasch trat sie an den Tisch, um den Mann wachzurütteln. Dabei brüllte sie ihm laut ins Ohr: »Aufwachen, Attila! Wir müssen los!«
Doch sosehr das Mädchen ihn auch schüttelte und so laut es auch rief – der Schläfer wachte nicht auf. Wie betäubt schnarchte er einfach weiter, als wäre er narkotisiert.
Das gibt’s doch nicht!, fuhr es Laura durch den Kopf, als sie plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte. Entsetzt schrie sie auf und wirbelte herum – und sah einen völlig verwirrten Jungen.
Kevin!
»Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er mit blassem Gesicht.
»Hast du aber«, antwortete das Mädchen vorwurfsvoll, um dann verwundert hinzuzufügen: »Was machst du denn hier?«
»Lukas schickt mich.«
»Lukas?«
»Ja. Er fühlt sich nicht wohl und hat mich gebeten, dich ins Kloster zu begleiten.«
»Echt?«
Wieder nickte Kevin.
»Ist es was Schlimmes?« Laura schien besorgt.
»Nein. Irgendetwas mit dem Magen, hat er gesagt. Vielleicht ist ihm das Abendessen nicht bekommen. Ich hab ihm ein Mittel gegeben, damit er schlafen kann.«
Laura atmete erleichtert auf und lächelte Kevin an. Ein Glück, dass es ihn gab! Wie lieb er sich um alles kümmerte! Und wie gut, dass sie in dieser misslichen Lage nun nicht alleine war. Auf Kevin konnte sie sich bestimmt genauso verlassen wie auf ihren Bruder. Sie fühlte sich richtig wohl und geborgen bei ihm! Sie war versucht, seine Hand zu nehmen, schreckte dann aber doch davor zurück.
Kevin räusperte sich und deutete auf den Hausmeister. »Was ist denn mit dem los?«
»Keine Ahnung. Attila schläft wie ein Schlafmonster. Ich hab schon versucht, ihn wachzukriegen, aber –« Hilflos zuckte Laura mit den Schultern. »Keine Chance!«
Plötzlich schnupperte der Junge. »Was
Weitere Kostenlose Bücher