Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
bin.«
»Du hast Recht«, antwortete Alarik geknickt. »Aber wie ich schon sagte – hier auf dem Menschenstern ist alles so fremd für mich. Nichts ist mir vertraut, und ich kann mich auf nichts wirklich verlassen, und deshalb…« Ein gequälter Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Jungen. »Es tut mir Leid, Laura.«
Laura sah ihn mitleidig an. Alarik musste sich einfach schrecklich fühlen – so weit weg von zu Hause und fast ganz auf sich allein gestellt. Und schlimmer noch: Er musste stets darauf bedacht sein, von keinem Fremden entdeckt zu werden. Verständlich, dass man in einer solch misslichen Lage nicht immer richtig reagierte.
»Wahrscheinlich ist es dir nur ein schwacher Trost«, sagte sie freundlich, »aber ich verspreche dir, mich von nun an so gut wie möglich um dich zu kümmern.«
Im nächsten Moment jedoch ärgerte Laura sich bereits wieder über ihre Gefühlsregung, denn Alarik grinste schelmisch.
»Das ist sehr nobel von dir, aber nicht notwendig. Ich komme schon zurecht. In der Ausbildung lernen wir Knappen, auch Zeiten der größten Not ohne Jammern und Wehklagen durchzustehen und uns nicht wie Memmen oder Mädchen aufzuführen!«
Lauras Stirn bewölkte sich. »Hey! Ich werd dir gleich zeigen, wie sich ein Mädchen aufführt!« Sie drohte dem Jungen mit der Faust, bevor sie dann doch sein belustigtes Grinsen erwiderte. »Du hast Glück, dass ich schon gehen muss, weil ich ein paar dringende Fragen an einen ganz bestimmten Herrn habe!«
K apitel 13 Das Siegel
der Sieben Monde
s stimmt. Es verhält sich genau so, wie Alarik es dir berichtet hat.« Schwerfällig erhob Aurelius Morgenstern sich vom Schreibtischstuhl und schritt langsam auf Laura zu. Sein ehrwürdiges Altmännergesicht war von Sorgen gezeichnet. »Dass ich bislang niemandem davon erzählt habe, ist ganz alleine zu seinem Schutz geschehen. Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn der Junge aus Aventerra von Außenstehenden entdeckt wird? Von der Presse zum Beispiel – ganz zu schweigen von den Dunklen.«
Die mahnenden Worte des Professors schienen Laura nicht zu besänftigen, denn sie erwiderte seinen um Verständnis heischenden Blick mit der gleichen trotzigen Miene, mit der sie eine Erklärung von ihm gefordert hatte. »Schon – aber Miss Mary, Percy und mich hätten Sie in die Sache einweihen sollen. Schließlich betrifft uns Alariks Schicksal genauso sehr wie Sie. Zu viert können wir viel besser auf ihn aufpassen als Sie allein – oder Attila und der Bauer.«
Aurelius Morgenstern hob besänftigend die Hände. »Gemach, Laura, nur gemach! Natürlich hatte ich vor, euch alles so schnell wie möglich zu offenbaren. Aber zum einen war keiner von euch zugegen, als Morduk den Jungen entdeckt hat, und zum anderen hat mich das tragische Ereignis der letzten Tage stark mitgenommen, wie du dir sicherlich vorstellen kannst.«
Laura verstand nur zu gut, worauf der Professor anspielte.
Bleich und übernächtigt, wie er war, musste der Mord an Pater Dominikus ihn schwer getroffen haben und ihn immer noch über die Maßen beschäftigen. »Haben Sie eigentlich geahnt, w as im Kloster passieren würde?«, fragte sie deshalb in versöhnlichem Ton.
Aurelius Morgenstern legte schweigend den Kopf in den Nacken und sah für eine Weile versonnen in eine unbestimmte Ferne, bevor er ihr antwortete. »Geahnt nicht – obwohl mir spätestens, als ich von dem mysteriösen Unfall in Hinterthur erfuhr, klar wurde, dass unsere Feinde Übles im Schilde führten.«
»Dann sind Sie also auch davon überzeugt, dass dieser Anschlag auf das Konto der Dunklen geht?«
Abrupt senkte Morgenstern den Blick und schaute Laura eindringlich an. »Natürlich – wer sonst sollte so etwas tun? Deswegen habe ich Dominikus auch schnellstmöglich aus der Klinik zurück ins Kloster gebracht. Ich hab geglaubt, dass er dort sicherer sei – ein unverzeihlicher Trugschluss.«
Bekümmert wandte er sich ab. Laura musste seine Gedanken nicht erst lesen, um zu wissen, was den Direktor beschäftigte.
»Aus welchem Grund haben Sie Alarik denn wieder aus dem Kloster geholt?«
»Weil Dominikus mir in einem Brief mitgeteilt hat, dass dort merkwürdige Dinge vor sich gingen. Wir hatten uns darauf verständigt, wichtige Informationen nur schriftlich auszutauschen.«
Laura zog eine Grimasse. »Ist das nicht reichlich antiquiert?«
»Eben drum!« Der Professor hob den Zeigefinger. »Jeder rechnet doch damit, dass man in einem solchen Fall das Telefon benutzt. Und es
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