Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
mehr als ein schwaches Weiß.
Die Nebelflößer verharrten während der gesamten Fahrt an der gleichen Stelle: der eine am Bug, der andere am Heck des Floßes. Hin und wieder tauschten sie knappe Kommentare aus, wiesen sich gegenseitig auf Stromschnellen und Untiefen hin oder riefen sich Wasserstände und Steuerkommandos zu. Ihren Fahrgästen jedoch schenkten sie keinerlei Beachtung.
Der Fluss war inzwischen viel breiter geworden. Dennoch glitt das Floß mit unveränderter Geschwindigkeit dahin. Am rechten Ufer ragten nun schroffe Felswände empor.
Alarik wandte sich dem Mädchen zu. »Wir sind bald da«, sagte er. »Wir haben die Tosenden Wasser fast schon erreicht!«
»Was? Jetzt schon?«, wunderte sich Laura. »Aber wir haben doch gerade eben erst abgelegt!«
»Langsam gebe ich die Hoffnung auf.« Alarik schüttelte resigniert den Kopf. »Du scheinst immer noch nicht zu verstehen, dass das Leben auf Aventerra ganz anderen Gesetzen gehorcht als auf eurem Menschenstern.«
Wenig später gelangten sie in einen Talkessel, der fast vollständig von Steilwänden eingeschlossen war. Gewaltige Wasserfälle stürzten sich von den Felsen in den Fluss. Ihr Donnern war selbst noch in den Nebelschleiern des Floßes zu vernehmen. Am Ende des Tales ballte sich eine riesige Dunstwolke am linken Ufer.
Aufgeregt deutete der Junge darauf. »Siehst du! Das ist der Hafen der Nebelflößer! Dort werden wir an Land gehen!« Er erhob sich und schwang sich auf den Rücken seines Ponys. Auch Laura stand auf und stieg in den Sattel.
Schon machten die Nebelflößer am Ufer fest. Laura musste genau hinsehen, um die verschwommenen Gestalten zu bemerken, die dort warteten – Nebelflößer allesamt. Ob es sich um junge oder alte, Männer oder Frauen handelte, wagte sie nicht zu sagen.
»Was sind wir Euch schuldig?«, fragte Alarik die Steuerleute.
Die Antwort, die durch Lauras Kopf driftete, versetzte sie in Erstaunen: »Nichts für den Moment. Und wenn es so weit ist, werdet ihr es schon merken.« Verwundert wandte sie sich an Alarik: »Was will er damit sagen?«
»Ach, nichts weiter«, wiegelte der Junge ab. »Die Aussage ist genauso nebulös wie der Kerl.« Damit trieb er das Pony an und verließ das Floß.
Seite an Seite ritten Laura und Alarik durch die schemenhafte Siedlung, die vom Tosen der Wasserfälle erfüllt war. Die Behausungen der Nebelflößer waren genauso unbeständig und durchscheinend wie die Gestalten, die durch die Straßen schwebten. Als Laura bemerkte, dass der Junge sich immer wieder neugierig umschaute, zügelte sie ihr Pferd. »Warum halten wir uns eigentlich in dem Dunst hier auf? Suchst du vielleicht was?«
»Nein!« Alarik grinste. »Ich habe es bereits gefunden!« Dann wandte er sich ab und rief etwas in den Dunst hinein, das Laura Zweifel an seinem Verstand eingab. »Malhiermalda!«, rief der Junge. »Malhiermalda!«
K apitel 30 Das
Orakel der
Silbernen Sphinx
h, oh!«, schimpfe der Platzwechsler, während er den schmalen Gebirgspfad entlanghüpfte und mal links, mal rechts davon landete. »Warum habe ich mich nur überreden lassen, euch den Weg zur Silbernen Sphinx zu zeigen?«
»Weil du keinen festen Standpunkt hast«, rief ihm Alarik vom Rücken seines Braunen zu, »und heute mal das sagst und morgen mal was anderes!«
»So sind wir nun mal, wir Mutari!« Der seltsame Wicht sprang auf den Rücken von Sturmwind, um gleich darauf auf das Steppenpony zu hüpfen. »Und wir können ebenso wenig gegen unsere Natur an wie ihr.«
»Das mag wohl sein«, entgegnete der Junge. »Aber deine ewige Herumwuselei treibt mich langsam in den Wahnsinn.« Damit packte er den Platzwechsler und hielt ihn eisern fest, ohne sich von dessen heftigen Protesten und seiner wilden Zappelei beeindrucken zu lassen. »Wir machen jetzt eine kurze Rast, und wenigstens dabei will ich meine Ruhe haben. Deshalb werde ich dich solange festbinden!«
»Oh, oh! Übel, übel!«, jammerte Malhiermalda. »Nur das nicht! Stillhalten ist doch das Allerallerschrecklichste für mich.«
Alarik blieb ungerührt.
»Bitte, bitte!«, flehte der Platzwechsler. »Lasst mich gehen. Ihr braucht mich doch gar nicht mehr. Ihr müsst nur weiter diesem Pfad folgen, dann findet ihr die Silberne Sphinx.«
»Wer weiß, wer weiß«, äffte der Knappe ihn nach.
»Ach, Alarik!« Laura sah den Jungen bittend an. »Warum lassen wir den armen Kerl nicht einfach gehen? Wenn es stimmt, was er sagt, dann kommen wir doch auch ohne ihn aus.«
»Und wenn es
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