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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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mit einem der Mäuler und riss ihn vom Boden. Der Junge schrie und zappelte – und konnte sich doch nicht aus dem eisernen Griff des Drachengebisses winden.
    Reglos blickte Laura ihm nach, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Tränen stiegen in ihr auf.
    Schmatzfraß aber stieß einen derart jammervollen Klagelaut aus, dass er damit selbst ein versteinertes Herz erweicht hätte.
    Da sank Laura kraftlos zu Boden und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Nach einer Weile fiepte Schmatzfraß nur noch leise. Er gesellte sich zu Laura und leckte ihr die nassen Wangen ab.
    Als sie sich endlich beruhigt und die Tränen getrocknet hatte, war der Tag übergangslos zur Nacht geworden. Ein silbriger Mond stand am wolkenlosen Himmel über dem Fatumgebirge und tauchte das ganze Land in hellen Glanz. Laura aber war nur von einem einzigen Gedanken beseelt: Weg! Schnell weg!
    Schon wollte sie in den Sattel ihres Pferdes springen, um in wilder Flucht davonzujagen, als wie aus dem Nichts die Worte ihres Vaters durch ihren Kopf hallten: »Nur wer aufgibt, hat schon verloren!«
    Und da wusste sie, dass sie nicht davonlaufen durfte.
    Jetzt nicht mehr!
    Alarik hatte sich geopfert, nur damit sie ihre Aufgabe erfüllen konnte. Schon ihm zuliebe musste sie der Silbernen Sphinx entgegentreten. Ja, sie würde es wagen. Sie musste ihren Vater retten!
    »Bitte, bitte!« Die Stimme des Platzwechslers störte Lauras Überlegungen. »Binde mich los, bitte, dann führ ich dich zur Sphinx.«
    Das Mädchen ging auf den Baum zu. »Versprichst du das?«
    »Natürlich, natürlich!« Malhiermalda zappelte mit den sechs Beinchen und sah sie schräg an. »Das bin ich dem Jungen doch schuldig.«
    »Wirklich?«
    Der Mutari wiegte den Ballonkopf. »Wenn ich’s dir doch sage.«
    »Gut.« Damit löste Laura seine Fesseln.
    Sie schwang sich auf den Rücken von Sturmwind, nahm den Braunen – an dessen Mähne sich ängstlich der Platzwechsler klammerte – am Zügel und ritt los. Schmatzfraß hatte sich unter Alariks Lederwams verkrochen, das Laura nun anstelle von Philipps Jacke trug.
    Wie flüssiges Silber flutete das Mondlicht in den Dschungel, der immer dichter wurde. Der Pfad wurde immer schmaler. Die Luft war feucht und heiß wie in einem Dampfbad, sodass Lauras Schweiß in Strömen floss. Unheimliche Laute drangen aus dem Dickicht zu ihr, doch sie zwang sich, nur das Zwitschern der Singvögel, das Krächzen von Papageien und das Keckem von Affen zu vernehmen. Dennoch entging ihr das Fauchen der Raubtiere nicht. Keines dieser Wesen zeigte sich. Die von Lianen, Moosen, Flechten und Orchideen überwucherten Urwaldriesen reckten sich fast endlos in den Himmel. Mannshohe Farne breiteten ihre Wedel aus. Üppige Blüten leuchteten im Mondlicht auf und verströmten einen betörenden Duft. Über allem aber hing der schwere, süßliche Geruch von Tod und Verwesung.
    Je tiefer Laura in den dampfenden Dschungel vordrang, desto beklommener wurde ihr zumute. Würde sie jemals wieder lebend daraus zurückkehren? Würde sie ihren Vater, würde sie Lukas, Philipp und Kaja jemals wiedersehen – oder würde auch sie ein Opfer der Silbernen Sphinx werden? Laura spürte Wehmut aufsteigen und schob die Gedanken schnell beiseite. Sie musste sich auf das Bevorstehende konzentrieren!
    Wie konnte die Orakelfrage bloß lauten, die noch keiner richtig beantwortet hatte?
    »Oh, oh! Übel, übel!«, stöhnte da der Platzwechsler auf dem Pony neben ihr. »Bis hierher und keinen Schritt weiter!«
    »Dann ist es also nicht mehr weit bis zu der Bestie?«, flüsterte Laura beklommen.
    »Ja, ja«, antwortete Malhiermalda und deutete nach vorn, wo der Pfad in etwa zwanzig Metern einen scharfen Knick nach rechts machte. »Gleich hinter dieser Biegung dort – Oh, oh! Übel, übel! –, da lauert die Silberne Sphinx!«
    Wie eine heimtückische Natter schlich sich die Angst wieder in Lauras Gemüt. Sie begann zu zittern. »Wi… Willst du mich nicht doch noch ein Stück begleiten?«, fragte sie.
    »Damit es mir genauso ergeht wie Alarik, was?«, ereiferte sich das Kerlchen. »Wenn die roten Augen der Sphinx dich erblicken, dann kannst du ihr nicht mehr entkommen – weil es dich lähmt. Und – Oh, oh! – das will ich wirklich nicht riskieren!«
    »Na, dann«, seufzte das Mädchen. »Hab vielen Dank, dass du mich hierher geführt hast.«
    »Bitte, bitte!«, antwortete Malhiermalda, sprang vom Steppenpony und war kurz darauf verschwunden.
    Laura saß ab und tätschelte Sturmwind den Hals.

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