Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
das Gute steht. Wer glaubt, es allen recht machen zu können, wird daran zu Grunde gehen!«
»Wir stehen seit Anbeginn der Zeiten treu auf der Seite des Li –« Herr Virpo unterbrach sich, abgelenkt von dem Donnergetöse, mit dem eine riesige Feuerzunge aus einem der Vulkangipfel aufstieg.
Auch Paravain beobachtete das Schauspiel fasziniert. »Was hat das zu bedeuten, Herr Virpo?«, fragte er. »Die Feuerberge sind Euch doch viel besser vertraut als mir.«
»In der Tat, in der Tat!«, meldeten sich Yirpo und Zirpo zu Wort, während ihr Anführer sich erstaunt die Augen rieb.
»Das ist höchst merkwürdig«, erklärte Virpo schließlich. »Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser Berg jemals so heftig gespuckt und gefaucht hätte. Fast hat es den Anschein…«
»Ja?«, fragte der Ritter ungeduldig.
»Nun – ich kann nur hoffen, dass ich mich täusche«, fuhr der Flatterflügler mit besorgter Miene fort, »aber es hat fast den Anschein, als fühle sich der Rote Feuerdrache in seinem Schlaf gestört!«
»Aha«, antwortete der Ritter gedehnt. »Das klingt nicht gerade beruhigend.«
Venik glaubte Laura kein Wort, als sie ihm beim Frühstück von ihrer nächtlichen Begegnung mit der weißen Ratte berichtete, zumal die Tür zum Turm wieder fest verschlossen und von Aurian nicht die geringste Spur zu entdecken war. »Ich dachte, er hat dir versprochen, uns ins Drachenland zu führen?«, fragte der junge Magier und biss heißhungrig in den Kanten Brot, den er dick mit Butter bestrichen und mit einer Scheibe fetten Schinkens belegt hatte.
Laura stellte eine Schüssel mit Milch vor Schmatzfraß hin, über die sich der Swuupie gierig hermachte. »Er wird schon noch auftauchen. Wahrscheinlich hat er nur verschlafen.«
»Wers waubt!«
Als Laura Venik so mit vollem Mund sprechen hörte, musste sie an Kaja denken. Ihr wurde so weh ums Herz, dass sie dem Jungen richtig dankbar war, als er sie auf andere Gedanken brachte.
»Warum hast du mich eigentlich nicht geweckt?« Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Weil…« Laura verzog gequält das Gesicht, weil sie einfach nicht die richtigen Worte fand. »Ach, du tust so viel für mich – viel mehr, als ich verlangen kann. Ich wollte deinen Schlaf nicht stören. Schließlich zwingt dich nichts, mich auf meiner Reise ins Drachenland zu begleiten.«
»Wer behauptet das?«, fragte der Junge mit muffeligem Gesicht.
Erstaunt runzelte Laura die Stirn. »Aber was sollte dich denn dazu bewegen?«
Venik antwortete nicht, sondern trank einen Schluck von dem Kräutertee, den Laura aufgebrüht hatte.
Laura musterte ihn aus schmalen Augen. »Es hängt mit deinem Vater zusammen, nicht wahr?«
Der Junge zögerte, bevor er schließlich nickte.
»Willst du nicht endlich erzählen, was mit ihm geschehen ist?«
Venik schluckte, und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Bevor er zur Antwort ansetzte, atmete er tief durch. »Du hast Recht, Laura«, sagte er. »Es wird Zeit, dass ich dir reinen Wein einschenke.«
Und so erfuhr Laura, dass Milian, Veniks Vater, einer der letzten Vertreter der Weißmagier war, die ihr geheimes Wissen seit Anbeginn der Zeiten in den Dienst des Lichts stellten, während ihre dunklen Vettern, die berüchtigten Schwarzmagier, zu deren gefährlichsten Vertretern die Fhurhur zählten, von jeher auf der Seite Borborons kämpften. Der Schwarze Fürst versuchte ohne Unterlass, die Weißmagier für seine Sache zu gewinnen, doch es gelang ihm nur selten. Die meisten Weißmagier verweigerten ihm selbst bei Androhung des Todes die Gefolgschaft.
»Mein Vater hatte sein Wissen noch nicht vollständig an mich weitergegeben, als der Schwarze Fürst mit seinen Schergen bei uns auftauchte«, erzählte der Junge. »Papa konnte mich gerade noch auf dem Boden verstecken, bevor die Truppe in den Hof ritt –« Veniks Stimme versagte.
Mitfühlend legte Laura eine Hand auf Veniks Arm. »Schon gut«, sagte sie sanft. »Ich kann mir schon denken, was passiert ist.«
Der Junge räusperte sich. »Mein Vater hat sich standhaft geweigert, einen Eid auf die Dunklen Mächte abzulegen. Worauf Borboron« – Venik schluchzte und zitterte plötzlich – »sein Schwert gezogen und ihm eiskalt die Kehle durchgeschnitten hat.« Der junge Magier hob den Kopf und schaute das Mädchen aus tränennassen Augen an. »Ich habe alles mitangesehen und werde diesen Anblick nie vergessen. Am Grab meines Vaters habe ich geschworen, den Mord zu rächen und diesen Hund mit eigener
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