Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
höhnisches Gelächter Laura aufschrecken.
Als sie aufsah, erblickte sie die Umrisse eines geflügelten Wesens. Ein weiterer Tanzender Schatten – oder eine Harpyie?
Vielleicht sogar Syrin?, kam es ihr in den Sinn, aber da war das Hohngelächter schon verklungen.
Lauras Kopf schmerzte so sehr, dass sie sich die Schläfen massierte. Was die Pein allerdings nicht linderte. Und schon gar nicht vermochte es den Gedanken an Syrin zu vertreiben.
Die Reptilienaugen der Gestaltwandlerin leuchteten vor Begeisterung auf, als Beolor ihr das Schwert des Lichts entgegenhielt. Die frisch polierte Waffe strahlte im Schein des Feuers, das die Schmiedehöhle erhellte. »Dieses Balg verfügt über weit größere Kräfte, als ich vermutet hätte«, zischte sie anerkennend. »Seid Ihr auch sicher, dass sie den Betrug nicht bemerken wird?«
»Vollkommen sicher«, erklärte der Herr der Dunkelalben. Rasch trat er an einen groben Holztisch und schlug das darauf liegende Tuch zur Seite. Darunter kam ein weiteres Schwert zum Vorschein, das er mit der Linken ergriff.
Syrin erkannte mit einem Blick, dass sich die Waffen wie ein Ei dem anderen glichen. Beide Schwerter waren Meisterstücke der Schmiedekunst. »Unglaublich«, staunte die Gestaltwandlerin. »Niemand wird sie auseinander halten!«
»Nicht wahr?« Beolor zeigte ein triumphierendes Grinsen. »Selbst Braamir hat nicht bemerkt, dass ich die Schwerter vertauscht habe. Dabei gibt es außer mir in ganz Aventerra niemanden, der so viel von Waffen versteht wie er! Allerdings…«
»Ja?«
Der Dunkelalb hob das rechte, dann das linke Schwert. »Wer das nötige Gespür dafür besitzt, wird feststellen, dass Hellenglanz nicht ganz so schwer ist wie die Kopie. Sterneneisen ist leichter als jedes andere Metall. Um den Unterschied herauszufinden, muss man allerdings schon beide Waffen in den Händen halten.« Der Anflug eines Lächelns huschte über sein finsteres Gesicht. »Die Gelegenheit werden wir diesem Balg aber nicht bieten, nicht wahr?«
»Natürlich nicht.« Syrins Augen glänzten. »War das nicht ein toller Einfall von mir?«
Der Dunkelalb rümpfte die Knollennase. »Als wäre das allein Eure Idee gewesen!« Ein Grinsen verformte die wulstigen Lippen des Schmieds. »War es nicht weitsichtig von mir, das
Musterschwert aufzubewahren, das wir damals für die Drachenkönige hergestellt haben?«
»In der Tat! Zumal ich schon weiß, wozu die Kopie von Pestilenz gut sein könnte«, antwortete Syrin mit zufriedenem Lächeln. »Sobald sich beide Schwerter in unserer Hand befinden, kann uns keiner mehr etwas anhaben – selbst Borboron nicht!« Die Gestaltwandlerin streckte die Krallenhand aus, strich mit dem Zeigefinger behutsam über die Schneide von Hellenglanz und zuckte zurück. »Verflucht!« Ungläubig starrte sie auf die Blutstropfen, die aus der Fingerspitze quollen. »Ich habe es doch kaum berührt!«
Der Schmied grinste schadenfroh. »Ich habe Euch doch gewarnt! Nur das Schwert des Schwarzen Fürsten ist genauso scharf wie das Schwert des Lichts.«
»Dann passt gut auf Hellenglanz auf!«, mahnte Syrin, während sie den Daumen auf die Wunde presste. »Verwahrt es an einem sicheren Ort, bis sich auch Pestilenz in unserem Besitz befindet.« Ihr fahles Gesicht verdüsterte sich. »Dann aber soll Borboron uns kennen lernen! Und glaubt mir, der Hund wird noch bereuen, dass er uns so rüde behandelt hat!«
Mit übertriebenem Eifer deutete Beolor eine Verbeugung an. »Ich kann es kaum mehr erwarten, ihm die verdiente Lektion zu erteilen.«
»Und ich erst!« Damit nahm Syrin wieder ihre Harpyiengestalt an und flatterte aus der Höhle.
Beolor wartete, bis sie verschwunden war. Dann trat er zu einem Eisenring in der Wand, wie er für das Anbinden von Vieh benutzt wurde. Als der Dunkelalb daran zog, schwang der schwere Amboss lautlos zur Seite, und eine Vertiefung im Boden wurde sichtbar.
Beolor kniete neben dem Geheimversteck nieder, als er ein Geräusch vernahm. Es kam aus der dunklen Ecke, in der der Kohlehaufen zum Befeuern der Esse aufgeschüttet war. Misstrauisch stand er auf und richtete den Blick dorthin. Als er nichts entdecken konnte, ging er näher heran. Da sprang ein Tier hinter dem Haufen hervor und huschte davon.
E ine harmlose M aus!
Beolors Miene entspannte sich wieder. Erneut kniete er nieder und bettete das Schwert des Lichts behutsam auf ein Fell, das in der rechteckigen Vertiefung ausgebreitet war. Nachdem er es sorgsam eingeschlagen hatte, ging er zur
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