Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Fhurhur stand neben ihm und hatte sich über ihn gebeugt.
Borboron saß eher gelangweilt da, während Syrin das Treiben des Schwarzmagiers ebenso gespannt beobachtete wie Alienor.
Das Mädchen stellte den Krug auf die große Tafel, die weitgehend im Dunkeln lag, da der Schein des Feuers sie nicht erreichte. Sorgsam darauf bedacht, nicht ins Licht zu treten, gab Alienor vor, das Geschirr abzuräumen, auf dem sie dem Schwarzen Fürsten das Frühstück serviert hatte. Ständig schob sie die Teller und den Becher hin und her, um ihren Abgang hinauszuzögern. Sie wollte es miterleben, wenn ihr Bruder erwachte. Borboron und seinen Vasallen durfte das jedoch nicht auffallen, sonst würde ihre Herrin sie mit Sicherheit umgehend des Raumes verweisen.
Es gab allerdings noch einen weiteren Grund, aus dem Alienor sich im Hintergrund hielt: Wenn Alarik wieder zu sich kam, durfte auch er ihre Gegenwart nicht bemerken. Zumindest nicht sofort. Die Gefahr, dass er voller Erstaunen zu erkennen gab, dass sie Geschwister waren, war zu groß.
Auch Syrin schien langsam die Geduld zu verlieren. Sie musterte den Fhurhur verächtlich, bevor sie sich an Borboron wandte. »Es ist genauso gekommen, wie ich Euch bereits gestern prophezeit habe«, zischte sie. »Das Warten war reine Zeitverschwendung. Diese Kreatur wird nicht mehr unter die Lebenden zurückkehren – und selbst dieser Wicht…« – erneut sah sie den Schwarzmagier aus funkelnden Reptilienaugen an – »… und seine erbärmlichen Künste werden nicht das Geringste daran ändern.«
Der Schwarze Fürst rührte sich nicht.
Um die schmalen Lippen des Fhurhurs jedoch spielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Du musst es ja wissen, Weib!«, sagte er mit unverhohlenem Spott und richtete den Blick auf seinen Gebieter. »Seid Ihr bereit, Herr?«
Als der Herrscher zustimmend nickte, streckte der Schwarzmagier beide Hände über dem leblosen Alarik aus, hob den Blick zur Decke und bewegte die faltigen Lippen.
Alienor konnte die beschwörenden Worte nicht verstehen. Sie waren in einer Sprache gehalten, die sie noch nie gehört hatte.
Plötzlich verstummte das Männchen im scharlachroten Kapuzenumhang. Es hielt die rechte Hand nun dicht vor Alariks Gesicht und schnippte mit den Fingern.
Einen Augenblick lang geschah nichts – doch dann kam Leben in den Jungen.
Alienors Herz pochte heftig. Das aufsteigende Blut ließ ihre Wangen kribbeln. Aufgeregt rückte sie näher an die Gruppe heran.
Während sich der Schwarzmagier mit triumphierendem Gesichtsausdruck an den Schwarzen Fürsten wandte, ließ Syrin den Kopf gleich einem missmutigen Aasgeier vorschnellen und starrte grimmig auf den Jungen.
Da schlug Alarik die Augen auf. Verwirrt schaute er sich um. Beim Anblick des Fhurhurs und der Gestaltwandlerin schien ihm zu dämmern, in wessen Hände er gefallen war, und er fuhr merklich zusammen.
Der Schwarze Fürst betrachtete Alarik so abschätzend, dass Alienor das Schlimmste befürchtete. Zu ihrer Erleichterung jedoch lächelte Borboron den Gefangenen nun freundlich an. »Weißt du, wo du dich befindest?«, fragte er überraschend sanft.
»Nicht genau, Herr«, erwiderte Alarik mit brüchiger Stimme. »Aber wenn ich recht vermute…« Er brach ab und ließ den Blick umherschweifen.
Alienor zog sich hastig ans andere Ende der Tafel zurück und senkte den Kopf, damit der Bruder sie nicht erkennen konnte. Dennoch schielte sie verstohlen zu ihm hinüber, damit ihr auch nicht eine seiner Regungen entging.
»Wenn mich nicht alles täuscht, dann befinde ich mich in der Dunklen Festung. Und Ihr, Herr…« – Er brach ab, als suche er nach der passenden Bezeichnung – »… Ihr müsst dieser schreckliche Borboron sein, der Anführer der Dunklen Mächte!«
Während die Mundwinkel des Tyrannen belustigt zuckten, schoss Syrin wie eine bissige Hündin auf den Jungen zu. »Pass auf, was du sagst, du Kreatur!«, zischte sie wütend und hob die Hände. »Ein falsches Wort noch, und ich drehe dir höchstpersönlich den Hals um!«
»Halte dich im Zaum, Weib!«, wies der Schwarze Fürst sie mit herrischer Stimme zurecht. »Oder hast du schon vergessen, dass er unser Gast ist?« Er klang, als meine er seine Worte durchaus ernst. Nur sein Schmunzeln verriet, dass er sich einen grausamen Scherz mit Alarik erlaubte. Während die Gestaltwandlerin sich schmollend zurückzog, fragte Borboron scheinbar besorgt: »Du hast bestimmt Durst.«
Alarik nickte nur.
»Hey, Sklavin! Fülle einen Becher mit
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