Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
verzog das Gesicht. »Aber irgendwann werde ich aus diesem finsteren Loch schon rauskommen. Spätestens wenn Laura mit dem Schwert des Lichts in der Dunklen Festung auftaucht und Borboron für seine Verbrechen Rechenschaft ablegen muss.«
Alienor nickte. »Mit Sicherheit. Auch wenn das noch einige Zeit dauern kann.«
Marius trat näher an das Gitter heran und fuhr sich geistesabwesend durch das verfilzte Haar. »Ich glaube fest daran, dass Laura mich befreien wird, und auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nicht mehr an.«
Das Mädchen betrachtete das dreckverkrustete Gesicht des Gefangenen. Seine Zuversicht war bewundernswert. Trotz seiner bemitleidenswerten Verfassung schien er niemals die Hoffnung zu verlieren.
»Bestimmt.« Alienor lächelte ihn zum Abschied aufmunternd an. »Sobald ich was Neues erfahre, lasse ich es dich wissen.«
Sie wollte sich abwenden, als Marius sie zurückhielt. »Nur eine Frage noch.«
»Ja?«
»Ich bin schon so lange hier, dass ich jegliches Zeitgefühl verloren habe. Aber wenn Laura erst vor wenigen Tagen in Aventerra angekommen ist, dann liegt die Mittsommernacht noch nicht allzu weit zurück?«
»Ja, das stimmt.«
Der Gefangene senkte den Blick. »Bei uns auf der Erde müsste es jetzt also auf Ende Juni zugehen«, murmelte er. »Und das könnte bedeuten, dass sich bei ihm die ersten Anzeichen bemerkbar machen.«
Alienor blickte den Gefangenen forschend an. »Du siehst aus, als würde dir etwas Sorge bereiten.«
»Ach!« Marius winkte ab und mühte sich zu einem Lächeln. »Es ist nur…«
»Wenn es etwas Wichtiges ist, solltest du es mir sagen.«
»Lauras Bruder Lukas wird bald dreizehn. Und möglicherweise verfügt auch er über besondere Kräfte.«
»Wie ist das möglich? Dein Sohn ist doch kein Wächter.«
»Nein. Aber wenn ich die Aufzeichnungen, die seine Großmutter hinterlassen hat, richtig gedeutet habe, dann könnte es sein, dass Lukas ein Schattenseher ist!«
P rofessor Morgenstern blickte Lukas mit ernster Miene an. Das Mondlicht verlieh ihm das Aussehen eines ehrwürdigen Druiden, der mitten in der Nacht eine weihevolle Zeremonie abhielt. »Bist du sicher, dass du auch die richtige Nummer gewählt hast?«
»Klaromaro!« Leicht genervt verzog Lukas das Gesicht. »Laura und ich haben doch öfter mit Frau Reval telefoniert.«
»Wenn das stimmt…« – Attila Morduk kratzte sich mit der rechten Hand am kahlen Schädel, während er sich mit der linken auf die mitgebrachte Schaufel stützte –, »… würde das bedeuten, dass irgendjemand ihr Handy hier verbuddelt hat.«
»Genau.« Lukas schluckte. »Wenn nicht sogar…« Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu.
»Quatsch!«, widersprach der Hausmeister. »Du hast doch vor wenigen Stunden noch mit ihr gesprochen. Außerdem wissen nur sie und du, dass ihr euch hier treffen wolltet. Es wäre schon ein absurder Zufall, wenn sie in der Zwischenzeit nicht nur umgebracht, sondern auch ausgerechnet hier vergraben worden wäre.«
Stimmt, dachte Lukas. Und trotzdem… Er wandte sich an den Professor. »Sollen wir nicht lieber die Polizei informieren?«
»Ich weiß nicht.« Aurelius Morgenstern wiegte bedächtig den Kopf. »Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Bellheim auf der Seite unserer Feinde steht.«
»Stimmt.« Der Junge linste über den Rand seiner Hornbrille. »Genau das vermutet Frau Reval auch.«
»Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte…« – Der Professor strich sich bedächtig über die graue Haarmähne – »… was ist, wenn tatsächlich nur ihr Handy hier im Boden liegt? Der Kommissar ist ohnehin schon nicht gut auf mich zu sprechen. Wenn wir ihn wegen eines vergrabenen Telefons aus dem Bett holen, fühlt er sich doch auf den Arm genommen. Und das würde meine Lage bestimmt nicht verbessern.«
Der Professor hatte dem Hausmeister kaum zugenickt, als der auch schon zu graben begann. Das Erdreich war ziemlich locker, und so kam Attila schnell voran. Es waren noch keine zehn Minuten vergangen, als seine Schaufel auf Holz stieß. Der Hausmeister hielt inne, kratzte sich am kahlen Schädel und schaute Morgenstern fragend an. »Hört sich an, als wäre hier eine Kiste verbuddelt.«
Unschlüssig knetete der Professor sein Kinn. Nach kurzem Nachdenken nickte er Lukas zu. »Wähl bitte noch mal die Handynummer von Frau Reval!«
Erneut drang das Klingeln aus dem Boden, etwas lauter, aber noch genauso dumpf wie zuvor.
Der Hausmeister musterte Aurelius abwartend. Als dessen
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