Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Entscheidung immer noch auf sich warten ließ, spuckte Attila in die Hände. »Sind wir Angsthasen, oder was?«, fragte er mit grimmiger Miene. »Wir haben es angefangen, also lasst es uns auch zu Ende bringen.« Damit schaufelte er weiter. Kurze Zeit später hatte er den vergrabenen Gegenstand freigelegt. Es war tatsächlich eine Holzkiste.
E in S arg!
Lukas stockte der Atem.
O h G ott!
Hoffentlich bedeutet es nicht das, wonach es aussieht! Während der Junge geräuschvoll Luft durch die Lippen sog, blickte Attila Morduk seinen Vorgesetzten erneut an.
Auch der Professor holte erst tief Luft, bevor er dem Hausmeister beklommen zunickte.
Der Zwergriese konnte den Sarg mühelos öffnen, denn der Deckel war nur aufgesetzt. Als er ihn zur Seite legte, flutete das Mondlicht in die Kiste.
O h nein!
Lukas musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuschreien: Im Sarg lag eine reglose Gestalt, die ihn mit offenen Augen anstarrte.
R ika R eval!
Während Attila die Tote wie versteinert anblickte, stöhnte der Professor entsetzt und schlug die Hände vors Gesicht.
Obwohl Lukas eisige Schauer über den Rücken liefen und sein Herz jeden Moment stehen zu bleiben drohte, konnte der Junge den Blick nicht abwenden. Er hatte noch nie eine Leiche gesehen, und trotzdem erkannte er auf den ersten Blick, dass Rika schon länger tot sein musste. Plötzlich japste er nach Luft und deutete mit schreckgeweitetem Blick in den Sarg. »D… D… Das gibt’s doch nicht«, stammelte er. »Wie kommt denn Mr.. Cools Sonnenbrille da rein?«
»Das möchte ich auch gerne wissen!«, ertönte da eine bärbeißige Stimme. Gleichzeitig flammte gleißendes Licht auf dem Wolfshügel auf, und eine gedrungene Gestalt trat aus der blendenden Helligkeit.
K ommissar W ilhelm B ellheim.
Zielstrebig ging er auf Aurelius Morgenstern zu. »Darf ich Sie bitten, mich aufs Kommissariat zu begleiten. Wie es aussieht, haben Sie mir einiges zu erklären!«
K apitel 11 Die
Botschaft des
Orakels
er Hüter des Lichts sah die junge Heilerin enttäuscht an. »Und mehr haben die wissenden Dämpfe dir nicht offenbart?«
Wie zur Entschuldigung hob Morwena die Hände. »Es tut mir Leid, Herr. Als ich gefragt habe, wie wir dem Mädchen vom Menschenstern behilflich sein können, gab uns das Orakel nur diese Worte: ›Wenn aus Licht Dunkelheit wird und aus Dunkelheit Licht, wird sich das Schicksal entscheiden. Und nur der wird die Prüfung bestehen, der die wahre Natur der Dinge erkennt‹.«
Elysion nickte versonnen. Sein Blick wanderte über die Ebene von Calderan. Durch die geöffneten Fensterflügel des Thronsaals strömte milde Nachtluft. Der herbe Duft des Wispergrases wehte herein, das die ausgedehnte Ebene bis hin zu den Drachenbergen am Horizont bedeckte. Die silbrigen Blüten der Gräser glitzerten im Licht der beiden Monde, die rund und schwer am Himmel hingen: der gelbe Goldmond und der blaue Menschenstern. Die schlanken Halme wiegten sich im sanften Hauch des Windes, der über sie hinwegstrich. Ihr myriadenfaches Aneinanderreihen erzeugte ein hauchfeines Flüstern, das wie ein vielstimmiges Konzert feinster Feen- und Elfenstimmen durch die Luft schwirrte. »Und?«, hob Elysion schließlich an. »Wie deutest du die Botschaft der Dämpfe?«
»Der Orakelspruch will sich mir diesmal nicht so recht erschließen, Herr«, antwortete die Heilerin. »Der erste Teil meint offensichtlich den Tag, dem alle Bewohner Aventerras schon mit großer Erwartung entgegensehen…«
»Du meinst den Tag, an dem der Menschenstern den Goldmond verschluckt, um ihn nach einiger Zeit wieder auszuspucken, wie unsere Vorfahren dieses seltene Ereignis beschrieben haben?«, unterbrach Paravain sie mit gerunzelter Stirn.
»Gewiss!« Morwena nickte. »Obwohl es keinen Sinn zu machen scheint; schließlich wird es noch geraume Zeit dauern, bis sich der Goldmond verfinstert und unsere Welt in Dunkelheit taucht.«
»Ja«, sagte Paravain. »In der Nacht vom zwölften auf den dreizehnten Tag des dreizehnten Mondes dieses Jahres, so haben es die Astronomen schon seit langem berechnet. Dann wird aus Licht Dunkelheit und aus Dunkelheit Licht – wie es das Orakel prophezeit hat.«
Ein Schatten legte sich auf Morwenas Gesicht. »Dennoch glaube ich nicht, dass sich Lauras Schicksal erst in dieser Nacht erfüllt – danach habe ich die Wissenden Dämpfe ja gefragt.«
»Und warum nicht?«, fragte der Weiße Ritter.
»Weil Laura unmöglich so lange in unserer Welt bleiben kann. Das
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