Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Frühstück und hastete hinaus in den Burghof, wo der laubfroschgrüne Dienstwagen des Kripobeamten parkte. Die hagere Gestalt seines Assistenten lehnte an der Fahrertür. Wie ein Irrwisch schoss der Junge auf Anton zu. »Was soll das?«, fragte Lukas vorwurfsvoll. »Wie kommt Ihr Chef dazu, das Haus des Professors zu durchsuchen?«
»Reg dich ab, mein Junge!«, sagte Anton beschwichtigend, während Lukas vor ihm stehen blieb. »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl, falls es dich interessiert.«
»Der Richter hat ihn sofort ausgestellt, als ich ihm die Sachlage geschildert habe«, erklärte der Kommissar, der inzwischen herangekommen war.
»Wer weiß, welchen Unsinn Sie ihm erzählt haben«, brummte Lukas und bedachte Bellheim mit finsteren Blicken.
»Nichts als die Wahrheit.« Der Kommissar grinste. »Und deshalb bin ich auch nicht im Geringsten überrascht, dass wir ein weiteres Beweisstück gefunden haben, das deinen verehrten Direktor belastet.« Er drehte sich zu einem der Beamten um und gab ihm einen Wink. Der öffnete seinen Koffer und holte einen Plastikbeutel mit einer Strickmütze daraus hervor.
Lukas erkannte sie sofort. Sie gehörte Mr.. Cool. Laura hatte sie in der Mittsommernacht getragen! Natürlich begriff er augenblicklich, was das bedeutete. Ihm wurde ganz schwindelig.
»Da staunst du, nicht wahr, mein Junge?« Bellheim klang
heiter. »Professor Morgenstern hatte sie in der Kommode in seinem Wohnzimmer versteckt.«
»Aber…« Lukas rang um Worte. »Das ergibt doch alles gar keinen Sinn! Warum sollte er ein belastendes Indiz denn aufbewahren?«
»Das kann ich nicht sagen, jedenfalls im Moment noch nicht.« Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur eins: Der Strick um den Hals deines Direktors zieht sich immer weiter zu. Und es würde mich wundern, wenn wir nicht schon bald weiteres Material gegen ihn entdecken würden.«
»Anfangs habe ich gedacht, dass Sie ein guter Polizist sind«, entgegnete der Junge düster. »Aber langsam wird mir klar, dass ich mich getäuscht habe. Sonst würden Sie doch merken, dass diese angeblichen Indizien allesamt manipuliert und dem Professor untergeschoben worden sind!«
»Quatsch!«, bellte der Kripobeamte. »Und der Richter wird das genauso sehen und Haftbefehl erlassen.«
Lukas war der Verzweiflung nahe. »Aber Professor Morgenstern ist unschuldig! Er hat mit Lauras Verschwinden absolut nichts zu tun!«
»Das behauptest du!« Bellheims Zeigefinger zielte auf die Brust des Jungen. »Aber kannst du das auch beweisen?«
Der Junge schluckte. Wie denn?, dachte er für sich. Solange Laura sich auf Aventerra befindet, kann das niemand beweisen!
D er See glitzerte im Licht der Sonne. »Das ist genau das, was ich jetzt brauche«, rief Laura Venik zu, »ein kühles und erfrischendes Bad!«
Die beiden waren gut vorangekommen. Zu Lauras Überraschung hatte Kraomir doch mit Sturmwind Schritt halten können, und Venik hatte sich als geschickter Reiter erwiesen.
Unermüdlich überquerten Pferd und Büffel das Hügelland, das sich scheinbar unendlich nach Südosten ausdehnte. Obwohl Laura das Lederwams inzwischen ausgezogen hatte und nur noch ein luftiges T-Shirt zu den Jeans trug, war sie wie Venik nach kürzester Zeit schweißgebadet. Sie waren den ganzen Vormittag ohne Rast geritten. Beim Anblick des verführerisch funkelnden Sees merkte Laura, dass sie alle dringend eine Pause brauchten. Deshalb ließ sie Venik hinter sich und galoppierte auf das Ufer zu. Dort sprang sie aus dem Sattel, warf Schuhe und Jeans von sich und stürzte sich in die Fluten. Ihre Wasserscheu, die ihr noch vor einigen Monaten jedes Bad verleidet hatte, war inzwischen verflogen.
Das Nass war angenehm kühl. Der Geruch, den es verströmte, war seltsam vertraut. Der See erinnerte sie an Sonne, Spaß und fröhliches Kinderlachen.
A n S ommer und unbeschwerte F erien.
Plötzlich musste Laura an die herrlichen Urlaubstage ihrer frühen Kindheit denken, die sie mit ihrem Vater, der Mutter und Lukas verbracht hatte. Wie glücklich wir damals doch waren!, dachte sie wehmütig, doch sie verscheuchte den Gedanken und wagte sich ins tiefere Wasser vor.
Der See war so klar, dass Laura bis auf den Grund sehen konnte. Nach kurzem Zögern holte sie tief Luft und tauchte. Aus dem sandigen Boden, der rasch abfiel, wuchsen ihr Pflanzen entgegen, die sie noch nie gesehen hatte. Sie sahen aus wie gemalt und schienen geradewegs den Seiten der Poesiealben entsprungen zu sein, die in der
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