Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Fhurhur verbeugte sich mit höhnischem Grinsen. »Verzeiht die dumme Frage, Herr.«
»Gern.« Vorfreude ließ Borborons Fratze aufleuchten, und die Lava-Augen in den tiefen Höhlen glühten. »Der Tag ist nicht mehr fern, an dem unser Plan Früchte tragen wird, und noch bevor die Drachenkönige erahnen, was im Gange ist, wird es schon zu spät sein. Dann ist die Stunde unseres Triumphes gekommen!«
D ie Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag Lukas auf dem Bett in seinem Internatszimmer und starrte finster an die Decke. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, ohne dass er zu einem vernünftigen Ergebnis gekommen wäre. Trotz aller Anstrengungen hatte er das Rätsel um Lea Mano immer noch nicht gelöst. Was immer der Professor damit auch gemeint haben konnte, das Geheimnis hatte sich ihm einfach nicht erschlossen. Er musste Aurelius Morgenstern auf andere Art und Weise helfen.
Angeregt durch ein Buch über die Arbeit eines FBI-Profilers, das er erst kürzlich gelesen hatte, versuchte er sich in die Denkweise von Kommissar Bellheim hineinzuversetzen. Was, so fragte er sich, hat der Typ eigentlich in der Hand? Okay, Laura ist zweifelsohne verschwunden. Aber weder Kaja noch Magda noch ich selbst sind strafmündig, und deshalb haben wir nicht das Geringste von der Justiz zu befürchten. Und es ist auch nicht verboten, eine Mitschülerin zum Tragen der schwesterlichen Kleidung zu überreden. Ebenso wenig sind mitternächtliche Spaziergänge strafbar. Mir kann also nicht das Geringste passieren und den beiden Mädchen schon gar nicht.
Gänzlich anders dagegen verhielt sich die Sache bei Professor Morgenstern. Dass er auf Lauras spurloses Verschwinden nicht reagiert hatte, rückte ihn in ein schlechtes Licht. Da der Kommissar den Direktor ohnehin schon reichlich suspekt fand – immerhin hielt er ihn nach wie vor für den Mörder von Pater Dominikus! – , war es nur folgerichtig, dass er ihn verdächtigte, auch im Fall Laura die Finger ihm Spiel zu haben. Und auch seine Vermutung, Lukas habe mit Hilfe von Magda Schneider die Anwesenheit seiner Schwester nur vortäuschen wollen, war ja vollkommen richtig.
Sie hatten diese Scharade in der Mittsommernacht doch inszeniert, weil die Dunklen nicht merken sollten, dass Laura in der großen Halle von Drachenthal nach dem fehlenden Schwertteil suchte. Das Ablenkungsmanöver war ihnen auch bestens gelungen, bereitete ihnen nun aber zusätzliche Probleme.
Denn eines war sicher: Bellheim würde bestimmt nicht die Hände in den Schoß legen.
Lukas sah den bulligen Mann förmlich vor sich, wie er an seinem Schreibtisch saß und verbissen die Akten mit den Untersuchungsergebnissen studierte. Es war düster in dem kleinen Kabuff, die alten Tapeten an den Wanden vergilbt von Zigarettenrauch. Die Schreibunterlage auf der Tischplatte war dunkelgrün wie der Schirm der Lampe, die einen Lichtkegel auf die Papiere warf, über denen Bellheim brütete, einen qualmenden Glimmstängel zwischen den Fingern. Das schwarze Tastentelefon rechts neben ihm schrillte. Ohne den Blick von den Dokumenten zu wenden, griff der Kripomann zum Hörer. »Ja?«, brummte er und lauschte angestrengt. Plötzlich zuckte er wie elektrisiert zusammen, und sein Rücken straffte sich. »Würden Sie das bitte wiederholen?«, fragte er mit dem lauernden Blick eines Raubtiers. »Sie haben also tatsächlich in der fraglichen Nacht… Sie sind sich absolut sicher, und es ist keine Täuschung möglich?… Gut, sehr gut! Dann darf ich Sie bitten, ins Kommissariat zu kommen und Ihre Aussage zu Protokoll zu geben. Ich danke Ihnen.« Er legte auf und rieb sich freudestrahlend die Hände. »Na, also! Ich wusste doch, dass er mir was verschweigt!«
Als Bellheim sich wieder den Akten zuwandte, klopfte es an der Tür. Doch der Kommissar reagierte gar nicht darauf. Den Kopf auf die Arme gestützt und wie ein Säugling an seiner Zigarette nuckelnd, vertiefte er sich in die Unterlagen und ließ sich auch durch das neuerliche Klopfen nicht stören…
Da wurde Lukas bewusst, dass das Geräusch von seiner Tür kam. Verwirrt schüttelte der Junge den Kopf. Die Szene in Bellheims Büro war ihm so real vorgekommen, als erlebe er sie persönlich mit. Andererseits beschäftigte ihn das Problem natürlich ungemein, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er sich fast leibhaftig in die entsprechende Situation hineinversetzte. Genau das machte ein guter Profiler doch auch!
Aber warum hatte er dann am Vortag diese Vision von Bellheims
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