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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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zu betrauen. Nicht, weil die Wächter es ihr nicht zugetraut hätten, das verantwortungsvolle Amt genauso gut zu bekleiden wie ein Mann. Nein – es lag daran, dass die Nichteingeweihten einer Frau so viel Misstrauen und Ablehnung entgegengebracht hätten, dass es ihr vermutlich unmöglich gewesen wäre, sich auf ihren Auftrag zu konzentrieren. Und der bestand darin, wachsam zu sein und im Verbund mit den anderen Wächtern dafür zu sorgen, dass die Mächte des Bösen nicht eines Tages die Oberhand gewannen. Denn damit wäre der Untergang der Welten besiegelt, und die Herrschaft des Ewigen Nichts würde anbrechen.
    Und das durfte nicht geschehen.
    Niemals!
    Dieses Schreckensszenario raubte Aurelius Morgenstern seit einiger Zeit den Schlaf. Der Tag, der über das weitere Schicksal der Welten entschied, rückte unaufhaltsam näher, und noch immer hatte er das Geheimnis nicht ergründet, das damit verbunden war. Und er konnte nicht einmal das »Buch der Sieben« zu Rate ziehen! Dieses Werk, das über Jahrhunderte in der Geheimen Bibliothek aufbewahrt worden war, enthielt das gesamte Wissen ihres Bundes, das die sieben Urväter der Wächter niedergeschrieben hatten. Aurelius hatte darin früher oft nach Antworten gesucht. Doch ausgerechnet das Kapitel über diesen schicksalhaften Tag hatte er nur flüchtig gelesen, weil er glaubte, noch ausreichend Zeit zu haben. Seine Feinde aber hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hatten das Buch entwendet und es der Polizei zugespielt – als angebliches Beweisstück für einen Mord, den er nicht begangen hatte! Und solange es sich im Besitz der Polizei befand, hatte er keinen Zugriff darauf und konnte sich nicht auf den Tag vorbereiten, an dem sich das Schicksal der Welten entscheiden sollte. Und so quälte ihn seit langem die Furcht, dass dieser alles entscheidende Tag mit einer Niederlage für Elysion und die Krieger des Lichts enden würde. Und damit wäre alle Hoffnung für ihn selbst und die anderen Wächter verloren.
    Aurelius Morgenstern erhob sich, schlüpfte in seine Filzpantoffeln und schlurfte schwerfällig zum Fenster. Er schob den Vorhang zur Seite und starrte hinaus in die Nacht.
    Laura und Lukas rannten um ihr Leben. Mit knapper Not war es ihnen gelungen, aus der Krypta zu entkommen und das Mausoleum zu verlassen, doch die Verfolger waren ihnen dicht auf den Fersen.
    »Latus! Lateris!«, schrie Laura aus Leibeskräften. »Hierher, schnell, holt uns hier raus!«
    Ihre Schreie verhallten ungehört in der Nacht. Die Fluglöwen ließen sich nicht blicken.
    Schon waren die Totenwächter so nah, dass ihre Rufe, mit denen sie sich verständigten, den Geschwistern eisige Schauer über den Rücken jagten. Die Sensenmänner versuchten Laura und Lukas einzukreisen, und sie waren ungemein schnell, wie Laura mit einem Blick über die Schulter zu ihrem Entsetzen feststellte. Die Gerippe schwangen ihre Sensen, als könnten sie es gar nicht erwarten, ihren Opfern endlich den Garaus zu machen.
    In Lauras Augen stand blanke Panik. »Schneller, Lukas, lauf schneller!«, schrie sie dem Bruder zu, dessen Gesicht vor Angst verzerrt war. »Pass auf, eine Baumwurzel!«
    In letzter Sekunde rettete Lukas sich mit einem mächtigen Satz darüber hinweg, sonst wäre er mit Sicherheit gestolpert.
    Der Sensenmann dicht hinter ihm hatte weniger Glück. Er blieb an der Wurzel hängen und wurde zu Boden gerissen. Der Aufprall war so heftig, dass Lukas das hohle Knacken seiner Knochen hörte. Als er sich kurz umdrehte, sah er, dass das Skelett in zahllose Einzelteile zerschmettert worden war. Schon wollte der Junge triumphierend aufschreien, als sich die Rippen und Knochen wie von Geisterhand wieder zusammenfügten. Nur Sekunden später hetzte der unheimliche Verfolger erneut hinter ihnen her, als wäre nichts geschehen.
    Der Zaun war nicht mehr weit. Heftig keuchend hielt Laura an und musterte die Metallstäbe, die mit Spitzen bewehrt waren.
    Das schaffen wir nie!, schoss es ihr durch den Kopf. Das ist viel zu hoch! Trotzdem – es blieb kein anderer Ausweg. »Latus! Lateris!« Ihre verzweifelten Schreie gellten durch die Nacht. Noch immer war keine Spur von den geflügelten Löwen zu entdecken.
    »Los, Lukas – wir müssen über den Zaun klettern!«, rief sie und umklammerte mit jeder Hand einen Metallstab. Obwohl für den späten Oktober noch immer überraschend milde Temperaturen herrschten, waren die Stäbe so eisig kalt, dass Laura für einen Moment fürchtete, ihre Hände

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