Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
»Und die Arbeit ist nicht anstrengend. Ich muss nur hin und wieder etwas notieren, während er die Burg inspiziert. Außerdem überspiele ich die Fotos, die er von allen Ecken und Winkeln macht, auf den Computer und lege sie in Dateiordnern ab, das ist alles.«
»Oh, nö!« Kaja zog eine Schnute. »Das klingt wirklich einfach. Warum hat mich denn keiner gefragt, ob ich den Job haben will?«
Laura blickte verlegen zu Boden.
»Ich weiß auch nicht, wie Direktor Morgenstern ausgerechnet auf mich gekommen ist«, sagte Saskia. »Ich hatte wohl einfach Glück. Herr Sephem bezahlt mir sogar etwas.« Sie erhob sich. »Entschuldigt, aber ich muss jetzt Hausaufgaben machen.« In diesem Moment fiel ihr Blick auf Lukas’ Schreibtisch, wo die Kopie des alten Schriftstücks lag. »Das ist ja komisch!«, rief sie überrascht aus.
Lukas wurde hellhörig. »Wieso?«
Saskia ergriff das Blatt und deutete auf die Zeichnung des Rings. »Herr Sephem trägt genauso einen Ring wie den hier!«
»Was?«, fragten Laura und Lukas fast gleichzeitig und sahen das Mädchen fassungslos an. »Bist du sicher?«
»Natürlich!«, sagte Saskia empört. »Ich sehe ihn doch jeden Tag!« Sie blickte forschend vom einen zum anderen. »Was ist denn so Besonderes daran?«
»Ach, nichts«, erklärte Laura in beiläufigem Ton. »Ich hab mich nur gewundert, dass du den schon mal gesehen hast. Der Ring ist nämlich schon sehr alt.«
Saskia war anzusehen, dass sie Lauras Erklärung keinen Glauben schenkte. Dennoch verzichtete sie auf eine Erwiderung und ließ die Freunde allein.
Auch auf Kaja und Mr. Cool warteten noch Hausaufgaben; sie verabschiedeten sich wenig später. Nachdem die beiden verschwunden waren, wandte Laura sich an ihren Bruder. »Hältst du das wirklich für möglich? Dass dieser Tephilos Sephem tatsächlich einen Ring der Feuerschlange besitzt?«
»Nach den Erfahrungen im letzten Jahr halte ich alles für möglich!« Lukas stützte das Kinn auf die Hand und machte ein grüblerisches Gesicht. »Laut Professor Morgenstern soll es ja drei dieser Ringe geben. Prinzipiell ist es also durchaus denkbar, dass auch Herr Sephem einen besitzt.«
»Es könnte auch sein, dass der Ring, der Opa damals gestohlen wurde, irgendwie in seinen Besitz gelangt ist«, warf Laura ein.
»Leider wissen wir nicht, ob der Kerl auch die besondere Bedeutung des Schmuckstücks kennt«, sagte Lukas. »Vielleicht hat er ihn sich nur deshalb zugelegt, weil er ihm gefällt.«
Laura schüttelte energisch den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich habe einen ganz anderen Verdacht: Dieser saubere Herr Sephem hat Professor Morgenstern bestimmt angelogen! Die großzügige Unterstützung, die er dem Internat zukommen lassen will, ist wahrscheinlich nur ein Vorwand, damit er sich ungestört hier umsehen kann.«
»Wenn du Recht hast, dann hat er das Haus auf der Teufelskuppe sicher nicht ohne Grund gemietet. Wenn er über den Ring der Feuerschlange Bescheid weiß, dann ist ihm doch auch bekannt, dass sich der Eingang zum Reich der Schatten im Mausoleum befindet.«
»Aber warum taucht Sephem ausgerechnet jetzt in Ravenstein auf? Warum nicht schon früher?«
»Vielleicht besitzt er den Ring erst seit kurzem… Oder es hat damit zu tun, dass sich ein besonderes Datum nähert. Vielleicht führt er irgendetwas im Schilde, was jetzt erst möglich ist.«
»Was meinst du damit?«
»Das ist doch nun wirklich ganz einfach«, erklärte Lukas geduldig. »Ein Beispiel: Fußballweltmeister kann man doch auch nicht jedes Jahr werden, sondern nur alle vier Jahre. Und vielleicht ist das, was dieser Sephem vorhat, auch nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt möglich. Darum hätte es keinen Sinn ergeben, wenn er schon im letzten Jahr hier aufgetaucht wäre.«
Laura dachte einen Moment nach. »Hat Portak neulich nicht auch so was erwähnt? Wie war das noch mal?« Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke, als stünden dort die Worte des steinernen Hünen. »›Damit Ihr auch die Nacht erlebt‹«, zitierte sie aus dem Gedächtnis, ›»von der im Buch geschrieben steht, dass ganz allein an Euch es liegt, ob’s Gute oder Böse siegt‹ – hat er das nicht so gesagt?«
»Ich glaube, ja«, bestätigte der Bruder. »Ich habe allerdings keine Ahnung, welche Nacht er meinen könnte.«
Er sah so nachdenklich aus, dass Laura sich nicht gewundert hätte, wenn kleine Dampfwolken aus seinem Kopf emporgestiegen wären. Sie wagte nicht, ihn zu unterbrechen.
»In dem alten Dokument aus der
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