Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
nickte. »Genauso ist es. Die Chronik jedenfalls berichtet, dass es Faust gelungen sein soll, aus Blei Gold zu machen. Dadurch hat er es zu großem Reichtum gebracht und konnte das stattliche Anwesen auf der Teufelskuppe erwerben. Doch schon bald entstanden die ersten Gerüchte, dass er mit dem Teufel im Bunde sei. Als sich die Vorwürfe häuften, wurde eine offizielle Untersuchung durchgeführt.« Philipp schaute die Geschwister ernst an. »Welche Folgen das für ihn gehabt hätte, könnt ihr euch sicherlich vorstellen.«
»Ja, klar«, antwortete Lukas ernst. »Folter und wahrscheinlich den Tod auf dem Scheiterhaufen. Es war damals die Zeit der Inquisition und Hexenverfolgung.«
»Richtig.« Mr. Cool nickte. »Doch die Chronik erzählt von einem anderen Schicksal des Alchimisten: Eines Nachts, als ein fürchterliches Gewitter über der Teufelskuppe wütete, ist angeblich der Leibhaftige auf der Schwelle seines Hauses erschienen und hat ihn mit in die Hölle genommen. Jedenfalls wurde Doktor Faust nach dieser stürmischen Nacht nie wieder gesehen. Das gesamte Gold aber, das sich in seinem Besitz befunden hat – und auch das, mit dem er das Haus bezahlt hatte –, ist noch in der gleichen Nacht zu Staub zerfallen.«
»Wirklich?« Lukas klang skeptisch.
Mr. Cool hob die Hände. »Ich gebe nur das wieder, was ich in den alten Dokumenten gelesen habe. Darin standen noch weitere interessante Details: In der Nacht, in der Faust verschwunden ist, wurde das Haus von einem mächtigen Blitzschlag getroffen und brannte teilweise aus. Was übrigens auch in späteren Jahrhunderten immer wieder mal vorgekommen ist.«
»Das ist nicht weiter verwunderlich«, erklärte Lukas herablassend. »Es steht auf der Spitze einer Erhebung und zieht dadurch Blitze fast automatisch an.«
»Schon.« Mr. Cool verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber trotzdem erklärt das nicht, warum es bei diesen Gelegenheiten immer wieder zu verheerenden Explosionen kam.« Er überlegte kurz. »Da fällt mir noch etwas zu der Gewitternacht ein«, sagte er dann. »In dieser Nacht kam auch der Inquisitor, der das Verfahren gegen Johannes Faust angestrengt hatte, ums Leben. Man hat ihn am nächsten Morgen tot in seinem Bett gefunden. Sein Kopf war auf den Rücken gedreht, was man damals als ein Zeichen des Teufels angesehen hat. Und eine Nachbarin hat behauptet, kurz nach Mitternacht sei eine große schwarze Katze aus seinem Schlafzimmerfenster gesprungen!«
Laura stöhnte auf. »Das wird ja immer unheimlicher.«
»Finde ich auch«, stimmte Kaja zu. »Ich kriege schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.«
»Das ist doch gar nichts«, spottete Lukas. »Wahrscheinlich würdest du dich niemals trauen, mitten in der Nacht zur Teufelskuppe zu gehen!«
Kaja stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. »Da würden mich keine zehn Pferde hinbringen – niemals!«
Lukas, dem offensichtlich schon eine spitze Antwort auf der Zunge lag, bemerkte den warnenden Blick seiner Schwester gerade noch rechtzeitig. Und so schwieg er und grinste still in sich hinein.
»Apropos Teufelskuppe«, meldete Philipp sich wieder zu Wort. »Ich weiß zwar auch nicht, wem das Haus gehört. Aber dafür weiß ich, wer dort jetzt wohnt – nämlich niemand anderer als unser maurischer Gast, Tephilos Sephem.«
»Was?«, riefen Laura und Lukas fast gleichzeitig aus. »Woher weißt du das denn?«
»Von Saskia Burwieck«, antwortete der Junge. Als er die überraschten Gesichter der beiden sah, fügte er schnell hinzu: »Fragt sie doch selber. Vielleicht kann sie euch noch einiges mehr erzählen.«
Kapitel 20 Ein
dämonischer
Doppelgänger
ie Freunde hofften, von Saskia noch etwas mehr über den Bewohner des unheimlichen Hauses zu erfahren. »Herr Sephem hat sich für die Dauer seines Aufenthaltes in Europa dort eingemietet«, erklärte das Mädchen mit den langen dunklen Haaren. »Er hat mir erzählt, dass das Haus von seinem Vorfahren erbaut worden ist, genau wie Burg Ravenstein.«
»Verständlich, dass er dort wohnen möchte«, meinte Lukas nachdenklich. »Allerdings hätte Herr Sephem es in einem Hotel bestimmt bequemer gehabt. So lange, wie das Haus schon leer steht, muss die Einrichtung ziemlich verschlissen sein.«
»Ich hab keine Ahnung, wie es dort aussieht.« Saskia zuckte die Schultern. »Er hat mich noch nicht zu sich eingeladen.«
»Und sonst?« Laura schaute sie neugierig an. »Wie ist er denn so? Nett?«
»Sehr nett sogar«, gab das Mädchen zurück.
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