Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Bibliothek ist doch von drei Schlüsseln die Rede, die laut Hermes Trismegistos zum ewigen Leben führen«, begann Lukas nach einer Weile zögernd. »Bei dem ersten Schlüssel handelt es sich um den Ring, und der zweite bezeichnet den richtigen Weg zur Feuerschlange, damit man ihr ein Opfer bringen kann.«
»Und weiter?«
»Könnte es sich bei dem dritten Schlüssel nicht um eine bestimmte Stunde handeln, zu der das geschehen muss? Und Herr Sephem ist deshalb hergekommen, weil dieser Zeitpunkt bevorsteht?«
»Das wäre schon möglich«, gab Laura zu. »Aber was bedeutet das für uns?«
»Och«, antwortete ihr Bruder mit gespielter Coolness. »Nicht viel. Wir müssen nur herausfinden, welcher Zeitpunkt gemeint sein könnte. Und wir müssen den richtigen Eingang zu Ryganis Reich entdecken. Na ja, und dann müssen wir irgendwie in den Besitz dieses Ringes gelangen, damit wir Mama aus dem Reich der Schatten befreien können.« Er grinste ironisch. »Alles nur Kleinigkeiten, wenn du mich fragst!«
Wie sollen wir das bloß schaffen?, dachte Laura beklommen.
Aurelius Morgenstern schaute seine Schülerin forschend an. Er lehnte sich in seinem Bürostuhl nach vorn und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. »Ich kann deine Bedenken verstehen«, sagte er. »Dennoch sollten wir uns hüten, ein vorschnelles Urteil über Herrn Sephem zu fällen.«
»Aber es ist doch offensichtlich!«, widersprach Laura erregt. »Er trägt diesen Ring, das haben Sie selbst gesehen!«
»In der Tat.« Der alte Mann nickte bedächtig. »Aber er hat eine recht einleuchtende Erklärung dafür. Nach seiner Aussage handelt es sich um ein Familienerbstück, das seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird. Der Ring datiert angeblich sogar bis in die Zeit weit vor Christi Geburt zurück.«
»Na und?« Laura, die dem Direktor bislang an dem Schreibtisch aus dunklem Holz gegenübergesessen hatte, sprang auf. »Das beweist doch gar nichts! Im Gegenteil: Das bestärkt mich sogar in meiner Vermutung. Dieser Baumeister, Philetos Sephem, muss den Ring einst besessen haben. Sonst hätte er niemals den Eingang zum Reich der Schatten fin-« Sie brach ab und schlug die Hand vor den Mund.
Verdammt!
Hatte sie zu viel gesagt? Eigentlich hatten Lukas und sie beschlossen, niemandem etwas über ihr Abenteuer zu verraten, weder den anderen Wächtern noch ihrem Vater. Wenn Marius Leander geahnt hätte, dass sie auf das Mausoleum gestoßen wären, hätte er ihnen mit Sicherheit verboten, allein weiterzusuchen. Viel zu gefährlich!, hätte er gesagt. Und Laura befürchtete, dass auch die anderen Wächter dagegen gewesen wären. Und nun hatte sie sich gegenüber dem Direktor verplappert!
Wie konnte ich nur?, dachte sie und ärgerte sich maßlos über sich selbst.
»Laura!«, sagte der Professor mit vorwurfsvoller Stimme. »Ich habe dich schon einmal gewarnt und wiederhole das hiermit in aller Deutlichkeit. Ich verstehe ja, dass dir das Schicksal deiner Mutter am Herzen liegt und dass du wissen möchtest, was mit ihr geschehen ist. Aber ich habe dich gewarnt: Der Ring der Feuerschlange bündelt die Kräfte des Bösen. Jeder, der sich damit beschäftigt und sich mit Rygani einlässt, begibt sich in allergrößte Gefahr. Selbst Elysion soll einst ihrer List erlegen sein, auch wenn ich die näheren Umstände nicht kenne. Du weißt also, worauf du dich einlässt, und solltest jeden deiner Schritte sorgfältig bedenken.«
Das tue ich doch, dachte Laura. Und trotzdem wird mich niemand davon abhalten.
»Wir werden dir nicht helfen können, das Geheimnis zu ergründen, fürchte ich. Weder Miss Mary noch Percy oder dein Vater. Und ich auch nicht.«
»Warum denn nicht?«
Aurelius Morgenstern seufzte schwer. Laura spürte, dass ein schweres Gewicht auf ihm lastete. Er schien nicht so recht zu wissen, wie viel er preisgeben sollte. »Eigentlich wollte ich dir das nicht erzählen, denn ich glaube, dass ich dich damit in große Gefahr bringe«, begann er schließlich. »Einer der Gründe, warum wir dir nicht helfen können, ist unser maurischer Besucher. Ich glaube inzwischen nämlich auch, dass du leider Recht haben könntest mit deiner Vermutung.«
»Weshalb dieser plötzliche Gesinnungswandel?«, fragte Laura nun doch einigermaßen erstaunt.
Aurelius lächelte traurig. »Ich habe schon seit geraumer Zeit den Verdacht, dass sich etwas gegen uns zusammenbraut. Und ich glaube, dass das etwas mit unserem Jubiläumsfest zu tun hat.« Der Direktor
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