Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
was er hier so treibt, und erstattet mir regelmäßig Bericht.«
»Das hat sie uns gar nicht erzählt«, erwiderte Laura erstaunt.
»Ich habe sie angewiesen, mit niemandem darüber zu reden!«, sagte Professor Morgenstern. »Je weniger Leute davon wissen, umso besser.« Er betrachtete seine Schülerin mit ernster Miene. »Du siehst, dass es viel zu tun gibt. Wir sind nicht nur mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt, sondern müssen uns auch um die Dunklen kümmern. Wir überwachen jeden ihrer Schritte, damit wir ihre finsteren Pläne durchkreuzen können – und ich bin fest davon überzeugt, dass uns das auch gelingt!«
»Bestimmt! Mit der Kraft des Lichts ist doch alles möglich!«, entgegnete Laura vertrauensvoll. »Und dadurch, dass Sie die Dunklen in Schach halten, helfen Sie Lukas und mir ja auch.«
Aurelius sah sie betrübt an. »Ich wollte, wir könnten mehr für dich tun! Aber der eigentliche Grund, warum du auf dich allein gestellt bist, ist eine alte Prophezeiung unserer Urväter, die sich mit dieser ganz besonderen Nacht beschäftigt. Unglücklicherweise erinnere ich mich nicht mehr an den genauen Wortlaut. Nur an eines – dass ein Kind mit einer besonderen Gabe das Schicksal dieser Nacht entscheiden wird. Ich mag mich ja täuschen, Laura, aber ich bin fest davon überzeugt, dass du damit gemeint bist. Erinnere dich an das, was ich dir schon einmal gesagt habe. Die wahren Erkenntnisse muss jeder Mensch selbst erringen, wenn er sie richtig begreifen will.«
»Aber warum lesen Sie diese Prophezeiung nicht einfach nach?«, wollte Laura wissen.
»Weil ich keinen Zugriff mehr darauf habe.« Aurelius Morgenstern erhob sich. »Sie ist in ›Societas Septem Sodalium‹ niedergeschrieben, in jenem Buch der Bruderschaft der Sieben, das die Kripo als angebliches Beweisstück gegen mich konfisziert hat.«
Laura hob erstaunt die Brauen. »Ich dachte, das Verfahren gegen Sie wäre inzwischen eingestellt?«
»Das ist es auch.« Aurelius seufzte. »Allerdings ist noch kein rechtskräftiger Bescheid ergangen. Aber sobald ich den in den Händen halte, werde ich Kommissar Bellheim aufsuchen und es mir zurückholen.«
»Ich würde gerne mitkommen, wenn Sie es abholen.« Laura dachte voller Vorfreude an das enttäuschte Gesicht des Kommissars, wenn er das wichtige Buch wieder herausgeben musste.
Eine Woche später war es endlich so weit. Attila Morduk setzte sich hinter das Steuer des museumsreifen Opel Kapitän von Aurelius Morgenstern und chauffierte den Professor und Laura nach Hohenstadt zum Polizeipräsidium. Er hielt direkt vor dem Eingang. Aurelius Morgenstern und seine Schülerin blickten sich erwartungsvoll an, als sie die Stufen hinaufschritten und sich auf den Weg zum Büro von Wilhelm Bellheim machten. Es erwartete sie allerdings eine herbe Enttäuschung. Nicht weil der unfreundliche Kommissar die Herausgabe des Buches verweigert oder sie rüde behandelt hätte. Im Gegenteil, Bellheim behandelte sie überaus zuvorkommend. Er empfing die Besucher sogar mit der Andeutung eines Lächelns.
»Herr Professor«, rief er scheinbar überrascht aus, stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor, »womit habe ich es verdient, dass Sie mir erneut Ihre Aufwartung machen?«
Morgensterns Miene verfinsterte sich. »Wie soll ich das verstehen?«, fragte er. »Wir beide haben uns doch eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Zum Glück, wie ich hinzufügen möchte!«
»Was?« Der Kommissar, bei dessen Anblick Laura stets an eine bissige Bulldogge denken musste, ließ ein verwundertes Lachen hören. »Was reden Sie denn da, Herr Professor? Sie waren doch erst gestern bei mir. Um das Buch abzuholen! Erinnern Sie sich nicht mehr?«
Aurelius wurde blass. »Aber das stimmt nicht, Herr Kommissar«, sagte er tonlos. »Sie müssen sich täuschen. Ich habe Ravenstein gestern nicht verlassen. Meine Mitarbeiter können Ihnen das jederzeit bestätigen.«
Die Gesichtszüge des Polizisten entgleisten, sodass er nun eher einem begossenen Pudel ähnelte. Ausdruckslos starrte er vor sich hin, murmelte schließlich »Einen Moment, bitte!« und griff zum Telefonhörer. Nach dem Telefonat bedeutete er den Besuchern, ihm zu folgen. »Kommen Sie mit, ich will Ihnen etwas zeigen.«
Kurze Zeit später standen sie in einem Raum, dessen Wände über und über mit Monitoren bedeckt waren. Ein junger Polizist stand am Schaltpult, das die Anlage steuerte, und wartete auf Anweisung. »Die Geräte zeigen die Bilder unserer
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