Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Überwachungskameras«, erklärte Bellheim. »Kein Besucher kann unbemerkt ins Präsidium gelangen.« Dann bat er seinen Mitarbeiter, ihnen die Bänder vom Vortag zu zeigen.
Laura und der Professor waren fassungslos, als sie sahen, wie der Professor höchstpersönlich auf dem Bildschirm erschien! Die Kameras hatten seinen Besuch lückenlos dokumentiert. Jeder seiner Schritte im Präsidium war aufgezeichnet worden. Und natürlich auch der Moment, in dem er das Buch aus den Händen von Wilhelm Bellheim entgegennahm. Die Aufnahme war so gestochen scharf, dass man sogar den Buchtitel erkennen konnte: »Societas Septem Sodalium«.
Bellheim wandte sich an den Direktor, der mit bleichem Gesicht auf den Monitor starrte. »Wollen Sie immer noch behaupten, dass ich mich täusche?«
»Nein«, gab Morgenstern zu. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurfmachen, Herr Kommissar.« Er deutete aufsein Ebenbild, das immer noch auf dem Bildschirm zu sehen war. »Wer immer das gewesen sein mag – ich war es jedenfalls nicht!«
»Haben Sie etwa einen Zwillingsbruder?«, fragte Bellheim ironisch. »Wer sollte es denn sonst gewesen sein?«
Eine gute Frage!, dachte Laura. Eine sehr gute sogar! Und noch eine weitere kam ihr in den Sinn: Wo, um alles in der Welt, befindet sich unsere Geheimschrift jetzt?
Kapitel 21 Der
Homunkulus
ukas hörte sich Lauras Schilderung des Besuches im Polizeipräsidium aufmerksam an. »Das gibt’s doch nicht!«, sagte er dann. »Und der Mann auf dem Monitor hat genauso ausgesehen wie der Professor?«
»Ja, total!«
»Haben die denn seinen Ausweis nicht kontrolliert?«
»Natürlich nicht!«, entgegnete Laura. »Der Direktor war im letzten Jahr doch so häufig bei der Polizei, dass ihn jeder Beamte dort persönlich kennt!«
Der Blick des Jungen drückte große Besorgnis aus. »Das haben bestimmt die Dunklen eingefädelt. Vermutlich handelt es sich bei dem falschen Professor um einen Gestaltwandler.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.« Laura sah ihren Bruder mit hochgezogenen Brauen an. »Syrin befindet sich auf Aventerra – und Kevin Teschner auch. Und dass es weitere Gestaltwandler geben sollte, habe ich noch nie gehört.«
Lukas starrte für eine Weile nachdenklich vor sich hin. »Dann werden wir vermutlich nicht so schnell rausfinden, wer das war«, sagte er schließlich düster. »Immerhin sah er aus wie der Professor.« Der Junge zuckte mit den Schultern. »Dafür bin ich ein gutes Stück weitergekommen.« Er deutete auf das Buch, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Ich habe einige von Omas Tagebuchnotizen entziffern können.«
»Das ist ja toll!«, lobte Laura. »Und? Was hast du rausgekriegt?«
»Eine ganze Menge. Zum Beispiel weiß ich jetzt einiges über diesen geheimnisvollen Wolkentänzer, der dir zweimal das Leben gerettet hat. Aber lies doch selbst…« Er deutete auf den Computermonitor. »Ich habe alles aufgeschrieben.« Er griff zur Maus und scrollte rasch zur richtigen Stelle.
Laura ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und vertiefte sich in den Text. ›»Die Menschen scheinen blind für ihre Umgebung zu sein‹«, las sie vor. ›»Sie haben keine Ahnung, dass sich Wesen aus Aventerra mitten unter ihnen befinden. Sie bemerken einfach nicht, dass sich in einigen der Statuen, die sie ›Engel‹ nennen, in Wahrheit Geflügelte verbergen, die sie vor den bösen Mächten beschützen sollen.‹« Laura musste schmunzeln. »Sie schreibt über dich! Du wolltest mir ja nicht glauben, als ich dir von diesem geheimnisvollen Engel auf dem Friedhof erzählt habe!«
»Och.« Der Junge winkte ab. »Selbst der Klügste macht mal einen Fehler.«
»Stimmt!«, gab Laura spitz zurück und wandte sich wieder dem Text zu. Ihre Großmutter schrieb davon, dass sie in Drachenthal einen Wolkentänzer entdeckt hatte. Lena vermutete, dass ein Dunkler den Geflügelten in die Todesstarre versetzt hatte, sodass er sich nicht mehr aus seiner steinernen Form lösen konnte und mit Sicherheit verloren gewesen wäre. Es war ihr jedoch gelungen, den Engel zu retten. Dennoch verspürte sie seit diesem Tag große Angst, denn das Erlebnis ließ sie vermuten, dass ganz in ihrer Nähe jemand lebte, der sich auf schwarze Magie verstand.
Laura schaute den Bruder mit großen Augen an. »Das ist ja unfassbar!«
»Wieso?«, fragte Lukas zurück. »Wenn man Menschen in die Todesstarre versetzen kann, warum sollte das bei steinernen Wesen nicht auch möglich sein?« Er spielte damit auf das Schicksal ihres
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