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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Bankett war noch in vollem Gange. Laura hatte sich unter dem Vorwand, müde zu sein, vorzeitig verabschiedet.
    Im Rest der Burg war vollkommene Ruhe eingekehrt. Bis auf die Handvoll Ravensteiner, die am Bankett teilnahmen, waren die Schüler zu Bett gegangen – schließlich stand für den nächsten Morgen wieder ganz normaler Unterricht auf dem Plan.
    Der Wind hatte aufgefrischt. Laura schlug den Kragen ihres Anoraks hoch und huschte eilig die Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und legte die Hand nacheinander auf die Köpfe der beiden Fabeltiere, um diese ein weiteres Mal aus ihrem steinernen Schlaf zu wecken. »Hört zu, ihr Löwen Rechts und Links«, sprach sie, »die ihr die Brüder seid der Sphinx, in dieser Stunde großer Not, auch ihr gehorcht des Lichts Gebot und löst euch nun aus totem Stein, damit ihr könnt behilflich sein!«
    Doch nichts geschah. Reglos und stumm standen die Steinlöwen da und starrten in den dunklen Burghof.
    Seltsam, dachte Laura mit pochendem Herzen. Das ist noch nie passiert! Habe ich etwas falsch gemacht?
    Vorsichtshalber murmelte sie den Spruch ein zweites Mal. Doch Latus und Lateris wollten nicht aufwachen. Oder gehorchten sie ihr nicht mehr?
    Laura kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Sie benötigte die Hilfe der Löwen dringender denn je! Wie sollte sie sonst zum Mausoleum auf der Teufelskuppe kommen?
    Da fiel Lauras Blick auf die Säule, die das Vordach stützte – vielleicht wusste Portak ja Rat? Schließlich kannte der Steinerne Riese das Geheimnis der geflügelten Löwen schon seit Jahrhunderten.
    Rasch huschte sie einige Stufen empor, kniete sich nieder und strich dreimal kreisförmig über den Granitsockel. Doch so erwartungsvoll sie Portak auch anblickte – es tat sich nichts. Auch der Hüne wollte sich nicht aus seiner Starre lösen!
    Ein unheimliches Gefühl erfasste Laura. Da stimmt doch etwas nicht, dachte sie verzweifelt.
    Da ist etwas faul!
    Wie das Gift einer Natter breitete sich Panik in ihr aus. Sie rannte zu den Löwen zurück, unternahm einen dritten und vierten Versuch – vergeblich!
    Da vernahm Laura Schritte hinter sich. Sie wirbelte herum und erblickte eine dunkle Gestalt, die sich im Hof aus der Dunkelheit löste und bedrohlich langsam auf sie zukam. Laura musste unwillkürlich an den unheimlichen Homunkulus aus der Alchimisten-Küche denken.
    Sie hielt den Atem an.
    Tephilos Sephem!
    Der mysteriöse Gönner, der die Wächter mit seiner Höllenmaschine hatte in die Luft jagen wollen!
    Tephilos trug das Gewand, das in seiner Heimat üblich war. Nur auf die gewohnte Sonnenbrille hatte er verzichtet. Als er vor Laura stehen blieb, spielte ein böses Lächeln um seine Lippen. »Was hast du denn, Mädchen?«, fragte er mit einem merkwürdigen Unterton. »Ich verstehe nicht, warum du dich wunderst.«
    Laura ließ sich ihre Angst nicht anmerken. »Wundern? Worüber denn?«, fragte sie mit kühler Stimme.
    »Darüber, dass deine Freunde dir nicht mehr gehorchen wollen«, erklärte er mit Blick auf die Steinlöwen. »Dabei müsstest du den Grund doch kennen. Oder solltest du noch nie von der Todesstarre gehört haben? Sie kann nicht nur Menschen lähmen, sondern auch fantastische Wesen! Nicht einmal die Wolkentänzer sind davor gefeit!« Seine Augen funkelten düster, während er Laura lauernd betrachtete.
    »Aber woher wissen Sie von den Löwen?« In Lauras Stimme hatte sich nun doch ein leises Zittern eingeschlichen.
    »Das überrascht dich, nicht wahr?« Erneut setzte Herr Sephem ein falsches Lächeln auf. »Du hast also wirklich geglaubt, dass es nur auf Aventerra Schwarzmagier gibt. Welch großer Irrtum, Laura! Auch bei uns auf dem Menschenstern gibt es Fhurhurs, obwohl sie nicht so genannt werden. Die Menschen haben uns viele Bezeichnungen gegeben im Laufe der Jahrhunderte: Nekromanten, Alchimisten, Zauberer – nenn es, wie du willst! Name ist Schall und Rauch.«
    Laura hatte sich wieder gefangen. Betont ungerührt fragte sie: »Warum erzählen Sie mir das eigentlich?«
    »Nun…« Tephilos Sephem lächelte. »Das ist eine kleine Marotte von mir. Andere mögen es Schwäche nennen, aber ich bevorzuge diese Bezeichnung. Du kennst das doch von deinem Bruder: Wer über ein gewaltiges Wissen verfügt, möchte andere daran teilhaben lassen, zumindest ein wenig. Das trifft nicht nur auf Lukas zu, sondern eben auch auf mich.« Er lachte, und das Geräusch hallte im Hof wider. »Mir gefällt einfach nicht, wenn jemand unwissend sterben muss

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