Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
begleite euch!«, erklärte Sayelle hastig. »Ich lasse meine Stieftochter in so einer Situation doch nicht allein!« Sie öffnete die Beifahrertür.
Laura wollte schon einsteigen, als sie eine Stimme hinter sich vernahm: »Darf ich auch mit?«
Es war Saskia Burwieck.
»Du?«, fragte Laura verwundert. »Was willst du denn dort?«
»Dieser Schuft!«, entgegnete das dunkelhaarige Mädchen. »Er hat mich immer noch nicht bezahlt. Und jetzt will er sich wohl einfach so verdrücken! Aber nicht mit mir! Ich werde mir mein Geld schon holen!«
»Du bist verrückt«, sagte Laura. »Der Kerl ist gefährlich. Tephilos Sephem könnte dich umbringen.«
»Quatsch!« Saskia schien zu allem entschlossen. »Ich habe ihm doch gar nichts getan. Außerdem ist Herr Longolius ja dabei.« Ein feuchter Glanz trat in ihre Augen. »Das Geld steht mir doch zu. Versprochen ist versprochen!«
»Ich halte das für keine gute Idee«, warf der Verleger ein und bot Saskia an, den entgangenen Lohn aus eigener Tasche zu ersetzen.
Doch das lehnte das Mädchen ab. »Sie schulden mir ja nichts«, sagte Saskia stur, während eine Träne über ihre Wange rollte.
Laura wurde die Sache langsam zu bunt. Sie hatte schließlich Wichtigeres zu tun, als solche kindischen Diskussionen zu fuhren! »Dann komm von mir aus mit«, fuhr sie Saskia an. »Aber sag hinterher bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«
Die vier stiegen in den Wagen, der kurz darauf vom Burghof rollte.
Lukas hatte vor Sorge um seine Schwester kein Auge zugetan. Beim Klirren der Fensterscheiben war er vom Bett aufgeschreckt, rasch in seine Kleider geschlüpft und nach unten geeilt.
Als der Junge aus der Eingangstür trat, sah er gerade noch, wie Laura und Saskia in die schwarze Luxuslimousine von Maximilian Longolius stiegen und der Wagen davonfuhr. Fast gleichzeitig ertönte ein Martinshorn, und Blaulichter blitzten in der Dunkelheit. Nur einige Minuten später stand ein halbes Dutzend Fahrzeuge auf dem Burghof: Polizei- und Feuerwehrautos, Rettungs- und Notarztwagen. Die Ärzte und Sanitäter nahmen sich sofort der Hilfsbedürftigen an, und die Polizisten versuchten, sich einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen.
Lukas sah sich suchend um, bis er seinen Vater gefunden hatte. Zum Glück war er ebenso unversehrt wie Aurelius Morgenstern, Miss Mary Morgain und Percy Valiant. Die meisten Anwesenden waren mit dem Schrecken davongekommen und hatten sich bereits erholt. Eva Luzius hingegen fühlte sich immer noch unwohl. Der älteren Dame machte das giftige Gas, das sie für einige Zeit hatte einatmen müssen, sehr zu schaffen. Der Arzt, der sie untersucht hatte, stellte leichte Vergiftungserscheinungen fest und beauftragte zwei Sanitäter, sie zum Rettungswagen zu bringen.
»Deine Großtante wird wieder gesund«, beruhigte Marius Leander seinen Sohn. »Der Notarzt möchte nur, dass sie die Nacht in der Klinik verbringt, wo man sie überwachen kann. Eine reine Vorsichtsmaßnahme.« Die beiden begleiteten Eva Luzius, die inzwischen auf einer Trage lag.
Bevor die Sanitäter sie in den Wagen hoben, bat Eva sie noch um ein wenig Geduld. »Nur eine Minute, bitte«, sagte sie und winkte Lukas näher heran. »Vorhin auf dem Fest, mein Junge« – das Sprechen strengte sie merklich an –, »da ist es mir endlich wieder eingefallen!«
»Was denn?«, fragte Lukas.
»Der Name des Mannes, der Michael damals den Ring abkaufen wollte.« Die alte Dame musste husten.
Ein Sanitäter trat hinzu und schob Lukas zur Seite. »Tut mir leid, aber wir müssen jetzt wirklich los.«
»Nur eine Sekunde noch!«, bat Eva Luzius mit schwacher Stimme. »Der Platz neben mir ist den ganzen Abend leer geblieben – und als ich auf die Tischkarte sah, habe ich mich wieder erinnert. Hier!« Sie drückte ihm einen gefalteten Zettel in die Hand. »Ich habe es dir aufgeschrieben.« Die Sanitäter schoben die Trage in das Innere und schlössen die Tür. Kurz darauf brauste das Fahrzeug mit Blaulicht davon.
Lukas faltete das Papier auseinander und strich es glatt. Ein Name stand darauf:
Maximilian Longolius.
Der Junge erschrak. War Mister L etwa für den Tod seines Großvaters verantwortlich? Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf. Er eilte in sein Zimmer zurück und holte das Handy seiner Mutter aus der Schreibtischschublade.
Mit ein paar schnellen Tastendrucken rief Lukas die gespeicherte Nachricht auf, durch die Anna Leander am Tage ihres Unfalls in die Falle gelockt worden war. Eine
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