Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
emotionslose Computerstimme bot verschiedene Optionen an: »Zum Speichern der Nachricht bitte die Sechs drücken. Zum direkten Rückruf bitte die Acht drücken. Zum…«
Der Junge drückte auf die Acht. Es klickte und fiepte in der Leitung, bevor das Freizeichen ertönte. Nur Augenblicke später meldete sich ein Anrufbeantworter: »Hier ist die Rufnummer sechs sechs, sechs sechs, sechs sechs. Ich kann…«
Nein!
Lukas lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Er brauchte die Visitenkarte, die er in seiner Schreibtischschublade aufbewahrte, gar nicht erst zu Rate zu ziehen. Er wusste auch so, wem diese Nummer gehörte, schließlich war sie überaus einprägsam:
Maximilian Longolius!
Wie war das nur möglich?
Der Verleger hatte den Dunklen geholfen! Aber was bewegte einen erfolgreichen Geschäftsmann dazu, sich dem Bösen zu verschreiben? Immerhin verfügte Longolius über ein unermessliches Vermögen und war sicher nicht so leicht bestechlich…
In diesem Moment erinnerte sich Lukas an das Foto, das im Redaktionsbüro des »HOHENSTÄDTER BOTEN« hing. Und auch an das, was Tim Kluge Laura und ihm über das wechselhafte Glück des Verlegers erzählt hatte. Plötzlich verstand er, warum sich das Blatt für Maximilian Longolius nach seiner Pechsträhne schlagartig gewendet hatte!
Lukas erbleichte. Seine Knie fühlten sich plötzlich an wie Wackelpudding. Ihm wurde ganz schlecht vor Angst, als ihm die Tragweite seiner Erkenntnis bewusst wurde.
Laura war in Lebensgefahr! Sie ahnte ja nicht, wem sie sich da anvertraut hatte!
Kapitel 29 Der Gestaltwandler
chwere Gewitterwolken hatten sich über der Gralsburg zusammengezogen. Sie schienen sich wie ein gewaltiger Tornado um ein Zentrum zu drehen, das in einem unheimlichen Rot leuchtete.
Die Torwachen von Hellunyat unterhielten sich leise und warfen besorgte Blicke zum Himmel, bis nahender Hufschlag ihre Aufmerksamkeit erregte.
Nur wenig später erschienen im Burghof vierzehn Reiter. Es waren Paravain und seine Mannen, angeführt vom Hüter des Lichts.
Während seine Leibgarde strahlend weiße Rüstungen trug, war Elysion nur in ein einfaches Gewand gekleidet. Das Schwert des Lichts baumelte an seinem Gürtel. Ohne Hast lenkte der Herrscher seinen Schimmel zum mächtigen Burgtor.
Auf einen Wink von Paravain öffneten die Wachen das schwere Holzportal, das schon vielen Feinden getrotzt hatte. Kaum hatte der letzte Weiße Ritter die Gralsburg verlassen, wurde das Tor wieder geschlossen und verriegelt.
Würdevoll schritt Elysions Schimmel über die Ebene von Calderan dahin. Weder das Tier noch sein Reiter schenkte den Schwarzen Kriegern, die angesichts der weißen Ritter von den Feuern aufsprangen und sich verwundert die Augen rieben, Beachtung. Ihre überraschten Ausrufe vermochten die Schimmel ebenso wenig aus dem Tritt zu bringen wie die lauten Verwünschungen und wüsten Drohungen, die einige der dunklen Recken ausstießen. Geraume Zeit später war der Trupp der Weißen Ritter am Hauptquartier des Schwarzen Fürsten angelangt.
Borboron erwartete sie vor seinem Zelt. Die Kunde von den nächtlichen Besuchern war ihnen vorausgeeilt.
Nur wenige Schritte vor dem Dunklen Tyrannen ließ Elysion sein Pferd anhalten und verneigte sich zum Gruß.
Borboron erwiderte den Gruß nicht. »Seid Ihr endlich vernünftig geworden, alter Narr?«, verhöhnte er den Herrscher des Lichts. »Überbringt Ihr mir die Nachricht von Eurer Kapitulation persönlich?«
»Ihr irrt, Borboron«, erwiderte Elysion gelassen. »Wie schon so häufig in Eurem Leben.«
Die Augen des Schwarzen Fürsten verengten sich vor Zorn. »Hütet Eure Zunge!«, knurrte er.
Der Herr der Gralsburg überhörte die Bemerkung. »Ich bin nicht gekommen, um mich zu ergeben, sondern um Euch zum Kampf zu fordern, Mann gegen Mann. Schwert gegen Schwert. Und dieser Zweikampf soll über Sieg oder Niederlage entscheiden!«
Paravain konnte kaum glauben, was sein Gebieter da vorschlug. Hat er den Verstand verloren?, fragte er sich bang. Elysion ist zu alt und im Kämpfen zu unerfahren – er wird niemals gegen Borboron bestehen!
V or dem eisernen Tor hielt Maximilian Longolius seinen Wagen an. Während er den elektrischen Fensterheber betätigte, drehte er sich lächelnd zu den Mädchen auf dem Rücksitz um. »Zum Glück hat Herr Sephem vollstes Vertrauen zu mir. Deshalb hat er mir sogar den Zugangscode verraten.« Er beugte sich aus dem Fenster und gab eine Zahlenkombination in das Display der automatischen
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