Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Aufregendes zu berichten gegeben? – und zudem zur Hälfte aus Anzeigen bestanden, dauerte es fast eine Stunde, bis die Geschwister alle Ausgaben durchgeblättert und auf Artikel über den Unfall untersucht hatten.
Davon gab es fast ein Dutzend. Maximilian Longolius musste es damals wirklich schlecht gegangen sein, denn er hatte die Artikel höchstpersönlich verfasst. Der Unfall war offenbar anfangs von großem Interesse gewesen. Der erste Beitrag darüber hatte es bis auf die Titelseite geschafft. Die folgenden Artikel wanderten allerdings im Blatt immer weiter nach hinten.
Nachdem Laura und Lukas sämtliche Berichte studiert hatten, waren sie nicht viel klüger als zuvor. Im Grunde hatten sie darin nur das gefunden, was sie bereits wussten: Die Umstände des Unfalls waren so mysteriös, dass er selbst die Polizei vor große Rätsel stellte. Es hatten sich nämlich weder Bremsspuren auf der Straße noch Augenzeugen gefunden. Niemand konnte sich erklären, warum Anna von der Fahrbahn abgekommen und in den Nebelsee gefahren war.
In einem fünf Tage später erschienenen Artikel wurde zwar berichtet, dass ihre fünfjährige Tochter Laura zwei riesige schwarze Hunde auf der Straße gesehen haben wollte, denen die Mutter ausgewichen sei. Ein Polizeisprecher äußerte jedoch Zweifel an der Aussage des Kindes. Die Nachforschungen seiner Kollegen hatten ergeben, dass im Umkreis von gut zwanzig Kilometern kein einziger Hund gehalten wurde, auf den Lauras Beschreibung auch nur im Entferntesten zutraf. Die Beobachtung des Mädchens, so mutmaßte der Mann von der Polizei, sei wohl eher auf den Schock zurückzuführen, den Laura infolge des Unfalls erlitten hatte, und nicht auf ein tatsächliches Geschehen.
Zwei Wochen später berichtete Longolius über die zufällige Entdeckung des Autowracks durch zwei Sportangler und die anschließende Bergung. Dabei war es zu Verzögerungen gekommen, weil die Polizei zunächst eine Schar Gaffer von der Fundstelle verscheuchen musste. Anstatt zu murren, hätten diese Neugierigen eigentlich dankbar sein müssen, schrieb der Verleger in dem Artikel. Die Leiche der Fahrerin habe nach dem langen Aufenthalt im Wasser nämlich einen so entsetzlichen Anblick geboten, dass selbst die erfahrensten Beamten mit Übelkeit zu kämpfen hatten.
Der letzte Artikel zu dem Unfall war am einunddreißigsten Oktober erschienen. Er war nur wenige Zeilen lang und berichtete, dass auch die kriminaltechnische Untersuchung des Wagens keinerlei Anhaltspunkte für die Unfallursache geliefert habe. Weshalb Maximilian Longolius die kurze Meldung mit dem Satz beendete: »Und so wird dieses tragische Geschehen wohl für immer ein Rätsel bleiben.«
»Das war ja nicht gerade aufschlussreich.« Enttäuscht ließ Lukas die Zeitung sinken. »Glaubst du immer noch, dass wir nach so vielen Jahren wirklich etwas entdecken können, was damals übersehen wurde?«
Laura verzog trotzig den Mund. »Wieso denn nicht?«
»Weil –«, begann der Junge, wurde aber sofort von seiner Schwester unterbrochen.
»Erstens haben weder die Polizei noch Longolius geahnt, dass die Dunklen ihre dreckigen Finger im Spiel gehabt haben könnten –«
»Klaromaro. Woher sollten sie das auch wissen?«
»– und deshalb haben sie auch bestimmt nicht in dieser Richtung ermittelt.«
»Da hast du wohl Recht.« Der Junge kratzte sich am Kinn. »Und zweitens?«
»Zweitens ist überhaupt nicht erwiesen, dass Mister L von der Polizei über alle Ermittlungsergebnisse informiert wurde. Vielleicht hat man ihm bestimmte Details verschwiegen?«
Lukas senkte den Kopf und sah die Schwester über den Rand seiner Brille hinweg an. »Und warum sollten sie das getan haben?«
»Ganz einfach…« Laura tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Zeitungen, die aufgeschlagen auf dem Tisch vor ihnen lagen. »Wie in dem Artikel hier zu lesen ist, wurden die Ermittlungen damals von einem Herrn geleitet, der uns leider nur allzu gut bekannt ist.«
»Kommissar Wilhelm Bellheim«, stieß Lukas hervor.
»Du hast es erraten, du Super-Kiu.« Laura nickte grimmig. »Wir vermuten doch schon die ganze Zeit, dass dieser Typ mit unseren Feinden unter einer Decke steckt. Jedenfalls ist er uns Wächtern und besonders Professor Morgenstern nicht gerade gewogen.«
»Ja, schon.« Lukas klang skeptisch. »Aber das beweist gar nichts.«
»Natürlich nicht. Aber ich habe inzwischen gelernt, auf mein Gefühl zu vertrauen – und das sagt mir, dass Bellheim auf ihrer Seite steht. Und
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