Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
nichts, doch als Syrin schon unverrichteter Dinge von dannen ziehen wollte, bewegte sich etwas im Dunkel der Höhle und kam auf die Gestaltwandlerin zu.
Es war eine Frau. Das Gewand, das sich wie die Haut einer Schlange um ihren schlanken Körper schmiegte, hatte ein Muster aus rotgelben Flammen. Es wirkte, als sei sie von flackernden Feuerzungen eingehüllt. Erst auf den zweiten Blick war zu erkennen, dass es sich tatsächlich um ein Flammenkleid handelte. Auf dem Haupt der Frau loderte ebenfalls ein Feuer – eine üppige feuerrote Lockenpracht. Ihre gelben Reptilienaugen musterten Syrin abweisend. Dann öffnete sie den lippenlosen Mund, über dem anstelle einer Nase nur zwei kleine Löcher zu sehen waren, und entblößte die spitzen Giftzähne einer Schlange. »Sssshhh!«, zischte sie. »Syrin! Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?«
Obwohl die Gestaltwandlerin sich sichtlich unwohl fühlte, bemühte sie sich um ein Lächeln. »Nun, vielleicht habe ich einfach Sehnsucht nach dir verspürt – Schwester!«
»Ach, was! Halbschwester höchstens!« Die Frau im Flammenkleid ließ ein wütendes Zischen hören. »Unsere Mutter hatte ja nichts Besseres zu tun, als meinen Vater mit einem Fhurhur zu betrügen!« Sie musterte Syrin verächtlich. »Nun ja – du bist ja Strafe genug.«
Die Gestaltwandlerin blieb ruhig.
»Also, was willst du von mir?« Rygani klang ungeduldig.
»Ich will dir einen Handel vorschlagen.«
Die Feuerschlange antwortete nicht und wartete, bis Syrin fortfuhr: »Du hütest das Portal, das in das Reich von Taranos führt. Borboron, mein Gebieter, bittet dich deshalb um einen Gefallen.«
»Sssshhh«, zischte Rygani kalt. »Tatsächlich?«
»Ja. Er bittet dich, seine gefallenen Schwarzen Krieger unbemerkt von Taranos aus der Unterwelt entkommen zu lassen, damit sie sich zurück in die Dunkle Festung begeben können.«
»Das ist unmöglich!« Die Flammen auf dem Haupt der Schlangenfrau loderten wie zum Protest auf.
»Nicht für dich«, widersprach die Gestaltwandlerin mit fester Stimme. »Wenn du willst, vermagst du auch Taranos zu täuschen. Selbst Elysion ist auf deine List hereingefallen, nicht wahr?«
»Und was hätte ich von diesem Handel?«
»Nun«, antwortete Syrin mit schmalem Lächeln, denn sie merkte, dass Ryganis Interesse geweckt war. »Borboron weiß, dass es dein sehnlichster Wunsch ist, Taranos zu stürzen, um an seiner Stelle über die Unterwelt zu herrschen. Der Schwarze Fürst ist bereit, dich als Dank für deine Hilfe dabei zu unterstützen.«
»Sssshhh! Wie sollte ihm das möglich sein? Seine Macht ist doch auf Aventerra begrenzt –«
»Genau wie deine auf das Reich der Schatten! Deshalb wird dieser Handel euch beiden nützen. Mit Hilfe der Schattenkrieger könnte Borboron den Hüter des Lichts besiegen und damit zugleich die Schmach rächen, die der verfluchte Elysion dir angetan hat.«
»Und weiter?«
»Nach der gewonnenen Schlacht werden die Schattenkrieger in Taranos’ Reich zurückkehren. Der Schwarze Fürst wird mit ihrer Hilfe in den Besitz von Hellenglanz gelangen, das Schwert des Lichts. Genau wie das Schwert Pestilenz war es einst ein Geschenk der Drachenkönige. Borboron wird dir die beiden Schwerter überlassen. Ihren vereinten Kräften kann niemand widerstehen, selbst Taranos nicht – und so wirst du endlich die Herrschaft über sein Reich erringen können.« Syrin trat einen Schritt vor. »Was hältst du von dem Vorschlag?«
Rygani überlegte einen Moment. Ihr Flammenhaar schien aufzulodern, bevor sie der Gestaltwandlerin die krallenartige Hand entgegenstreckte. »Abgemacht – der Handel gilt!« Erneut zischte sie. »Aber dein Gebieter soll bloß nicht versuchen, mich hereinzulegen. Dann wird er mich nämlich erst richtig kennen lernen!«
Damit zog sich der Frauenkopf blitzartig in ihren Hals zurück, und an seiner Stelle schossen drei mächtige Schlangenhäupter aus Ryganis Körper hervor, rissen die Mäuler auf und zischten Syrin mit gespaltenen Zungen an.
Der Anblick war so Furcht erregend, dass Syrin vor Entsetzen aufschrie.
Kapitel 7 Reise
in die
Vergangenheit
ukas wandte sich zufrieden grinsend vom Monitor seines Computers ab und blickte Laura, die auf dem Schreibtischstuhl neben ihm saß, herausfordernd an. »Willst du jetzt immer noch behaupten, ich hätte mit meinen Hackerkünsten nur angegeben?« Damit zeigte er auf den Bildschirm, wo in der linken oberen Ecke das Wappen der Hohenstädter Polizei aufblinkte. Es war Lukas
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