Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
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»Ja, schon«, gab Laura versöhnlicher zurück. »Aber das kannst du uns ja ein anderes Mal erzählen, okay?«
Obwohl Lukas immer noch beleidigt war, nahm er das Friedensangebot an. »Okay«, brummte er, wenn auch mäßig begeistert.
Laura musste sich das Grinsen verkneifen. Es war zu offensichtlich, dass Lukas enttäuscht war, nicht mit seinem Wissen prahlen zu können. »Und?«, wollte sie dann wissen. »Hast du beim ›HOHENSTÄDTER BOTEN‹ was erreicht?«
»Klaromaro! Was hast du denn gedacht?«, erwiderte Lukas schnippisch. »Der Chefredakteur ließ allerdings nicht mit sich reden und hat mich gleich abgewimmelt.«
»So ein Blödmann!«, sagte Laura enttäuscht.
»Aber beim zweiten Anruf hab ich einen Typen aus der Lokalredaktion an die Leitung gekriegt, Tim Kluge. An den Unfall konnte er sich allerdings nicht mehr erinnern, weil er damals noch nicht für die Zeitung gearbeitet hat.«
»Und weiter?«
»Dafür hat er mir versprochen, uns Zugang zum Archiv zu verschaffen. Wir sollen einfach morgen Nachmittag bei ihm vorbeikommen!«
Kapitel 6 Ein
grauenhafter
Pakt
aura und Lukas trafen viel zu früh in Hohenstadt ein. Bis zu ihrer Verabredung mit dem Lokalredakteur war noch eine gute halbe Stunde Zeit. Während Lukas einen Computerladen aufsuchte, um sich nach der neuesten Software zu erkundigen, machte Laura sich auf den Weg in die Buchhandlung. Sie brauchte dringend neuen Lesestoff. Und da der neue Harry Potter mit Sicherheit noch auf sich warten ließ, wollte sie schauen, was für aufregende Bücher es sonst noch gab.
Als Laura vor dem Geschäft ankam, stand ein Junge vor dem Schaufenster. Er war etwas größer als sie, hatte dichte schwarze Haare und dunkle Augen. Auf seiner linken Wange war ein kleiner Leberfleck zu erkennen, der ihm etwas Verschmitztes verlieh. Er war so in die Auslage mit den neuesten Fantasy-Romanen vertieft, dass er Laura gar nicht bemerkte.
Plötzlich ertönte eine laute Stimme. »Yannik! Jetzt mach endlich, Yannik! Die Wohnungsmaklerin wartet nicht ewig auf uns!«
Der Junge schreckte auf und drehte sich um.
Laura warf ebenfalls einen Blick über die Schulter. Auf der anderen Seite stand eine Frau, die offenbar seine Mutter war, und winkte ihm hektisch zu. »Jetzt komm endlich!«
»Ja, ja«, murmelte der Junge und ging eilig auf die Straße zu.
Plötzlich erblickte Laura einen schwarzen Lieferwagen, der wie aus dem Nichts mit rasender Geschwindigkeit heranschoss. Das Führerhaus schien leer zu sein, und der Geisterwagen hielt direkt auf den Jungen zu!
Oh, nein!
»Vorsicht, Yannik!«, schrie sie gellend. »Das Auto!« Wie von Dämonen gejagt, stürzte Laura zu dem Jungen, packte ihn am Kragen und riss ihn zurück. Nur eine Sekunde später wäre er von den schweren Reifen zermalmt worden!
Der Junge war ganz durcheinander. Er zitterte wie Espenlaub, und sein Gesicht war weiß wie die Wand. »Da… Da… Danke!«, stammelte er. »Wenn du nicht gewesen wärst…«
»Schon gut.« Laura lächelte. »Nicht der Rede wert.« Dann wandte sie den Blick zur Straße, um nach dem schwarzen Lieferwagen zu schauen.
Er war spurlos verschwunden.
Wie vom Erdboden verschluckt.
Das Verlagsgebäude des »HOHENSTÄDTER BOTEN« stand am Rathausplatz in der mittelalterlichen Altstadt. Das Redaktionsteam der Lokalzeitung war genauso bescheiden wie deren Auflage. Außer Tim Kluge, der neben der Lokalredaktion auch den Sport- und Kulturteil betreute, saß noch eine recht junge Volontärin in dem altmodisch möblierten Büro. Der Redakteur begrüßte die Geschwister freundlich. »Ihr seid bestimmt Laura und Lukas, nicht wahr?«
Tim war ein schlaksiger junger Mann Anfang dreißig mit einem offenen und freundlichen Gesicht. Er trug verwaschene Jeans und ein hellblaues Polo-Shirt. Seine dunkle Haartolle und die runde Nickelbrille verliehen ihm ein recht spitzbübisches Aussehen. Nach ein paar kurzen Anweisungen an die Volontärin wollte er die Geschwister schon ins Archiv begleiten, als Lukas plötzlich stehen blieb.
»Hey!«, sagte der Junge überrascht und deutete auf ein Foto, das über Tims Schreibtisch hing. »Was hat denn ein Bild von dem Kerl hier zu suchen?«
Laura erkannte den Mann auf dem Foto sofort: Es war Maximilian Longolius, der steinreiche Verleger und Besitzer eines Medienimperiums – und der aufdringliche Verehrer von Sayelle. Seltsamerweise schien das Foto in den Redaktionsräumen des »HOHENSTÄDTER BOTEN« aufgenommen worden zu sein.
»Das ist
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