Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
das war damals wahrscheinlich nicht anders. Wenn es also irgendwelche Verdachtsmomente gegen seine Freunde gegeben haben sollte, dann hat er die Indizien mit Sicherheit verschwinden lassen – meinst du nicht auch?«
Lukas biss sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. Es war ihm anzusehen, dass sein Superhirn auf Hochtouren arbeitete. »Das ist zumindest nicht auszuschließen«, gab er schließlich zu. »Die Frage ist nur, wie wir das herausfinden können.«
»Möchtest du deinen Telefonjoker anrufen oder lieber das Publikum befragen?«, antwortete Laura spöttisch und konnte sich ein selbstzufriedenes Lächeln nicht verkneifen. »Ich bin zwar nicht so ein Super-Super-Super-Kiu wie du und lese keine wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern nur ab und zu die Tageszeitung –«
»Ja, und?«
»– aber aus der Zeitung weiß ich rein zufällig, dass die Hohenstädter Polizei vor zwei Jahren endlich auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt hat.«
»Ja, und?« Lukas blickte seine Schwester verwirrt an. »Ich verstehe immer noch nicht, was du –«
»Bellheim und Kollegen bearbeiten nicht nur die aktuellen Fälle mit Hilfe des Computers, sondern können dazu noch auf das gespeicherte Wissen des umfangreichen Archivs zurückgreifen.«
»Ach so!« Das Gesicht des Jungen begann zu leuchten, als hätte jemand eine Tausend-Watt-Birne in seinem Kopf angeknipst. »Darauf willst du hinaus!«
»Genau!« Laura freute sich diebisch, schneller als der Bruder gedacht zu haben. »Schließlich hat ein gewisser Mister Superhirn mir gegenüber mal behauptet, er könne sich in jeden Computer einhacken! Oder war das nur Angeberei, Lukas?«
Der Junge antwortete nicht, sondern griff hastig nach der Sammelmappe, um sie ins Regal zurückzustellen. Er wollte sie schon zuschlagen, als ihm etwas auffiel. »O Mann!«, brummte er. »Die Hohenstädter Polizei hatte damals ja alle Hände voll zu tun.«
Laura hob die Augenbrauen. »Was meinst du?«
Der Bruder deutete auf eine Überschrift. »Hier, lies mal!«
Das Mädchen beugte sich vor, um die Meldung zu überfliegen. »Kein Lebenszeichen von vermisster Frau«, lautete die Schlagzeile. ›»Von Anna Dübel, die vor einer Woche auf dem Nachhauseweg von der Arbeit verschwunden ist, fehlt trotz fieberhafter Suche noch immer jede Spur‹«, las Laura halblaut vor, bevor sie den Ordner wieder sinken ließ. »Das muss die Frau sein, von der Nikodemus Dietrich gesprochen hat!«
Lukas konnte natürlich nicht wissen, was sie damit meinte. Also wiederholte Laura, was der Bauer ihr über die Frau erzählt hatte, die in der Nähe des alten Hauses verschwunden war. Die Falte auf seiner Stirn zeigte allerdings, dass er an der Geschichte einige Zweifel hegte. »Das mit der Katze ist doch Blödsinn – glaubst du nicht auch?«
»Na ja…« Laura erinnerte sich an ihre Begegnung mit dem Teufelsbiest. »Das würde ich nicht unbedingt sagen. Vielleicht wird sie in der Zeitung sogar erwähnt?« Damit las sie weiter: »›Nur das Fahrrad, mit dem Frau Dübel unterwegs war, konnte inzwischen ausfindig gemacht werden. Ein Spaziergänger fand es im Wald in der Nähe des Nebelsees. Obwohl das Gelände daraufhin von einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei mit Suchhunden durchkämmt wurde, konnte nicht der geringste Hinweis auf den Verbleib der jungen Frau entdeckt werden. Aus diesem Grund bittet die Polizei -‹« Laura brach ab und warf einen Blick auf das Porträtfoto der Vermissten, das neben dem Artikel abgedruckt war. »Schade, kein Wort von einer Katze. Aber ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass die Ärmste Mama nicht nur ähnlich sah, sondern auch genauso hieß wie sie?« Das Mitleid in ihrer Stimme war echt. »Wenn ich Nikodemus richtig verstanden habe, dann ist diese Frau nie wieder aufgetaucht.«
D er Eingang der Höhle lag in einer düsteren Schlucht unweit des Schlangenflusses. Es war feucht und kalt in dem engen Tal, in das kaum Sonnenlicht drang. Ein beißender Gestank nach Feuer und Schwefel hing in der Luft. Pappeln, Erlen und Weiden säumten den schmalen Weg, der zu der zerklüfteten Öffnung in der Felswand führte. Obwohl Syrin ihn schon unzählige Male gegangen war, schauderte es sie jedes Mal wieder aufs Neue. Direkt vor der Höhle, in der undurchdringliche Finsternis zu herrschen schien, blieb sie stehen, formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und ließ einen lauten Ruf erschallen: »Rygani!« Und dann noch einmal: »Ryyygaaaniii!«
Geraume Zeit tat sich
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