Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
hast Recht! Jetzt erinnere ich mich wieder. Aber was hat Frau Dübel denn mit Mama zu tun?«
»Ist das nicht offensichtlich, du Spar-Kiu?« Lukas rümpfte die Nase. »Nehmen wir einfach mal an, diese Anna ist damals ums Leben gekommen, aufweiche Weise auch immer.«
»Und weiter?«
»Dann wäre es doch denkbar, dass der Rote Tod ihre Leiche zum See gebracht und hinter das Lenkrad des Käfers gesetzt hat, nachdem der Drache mit Mama verschwunden war.«
»Na ja, theoretisch schon.«
»Damit niemand den Austausch bemerkte, wurde das Auto an eine andere Stelle geschleppt, wo es nicht so schnell gefunden werden konnte. Für Gurgulius dürfte das kein Problem gewesen sein.«
Allmählich begriff Laura, worauf der Bruder hinauswollte. »Als Mamas Auto dann drei Wochen später aus dem See geborgen wurde, ist niemandem aufgefallen, dass nicht sie hinter dem Steuer saß, sondern Frau Dübel. Nach so einer langen Zeit im Wasser sind Tote doch kaum mehr wiederzuerkennen!«
»Eben! Und genau darauf haben diese Schufte vertraut.« Lukas nickte anerkennend. »Ziemlich raffiniert, muss ich sagen. Ich glaube außerdem, dass die Polizei sich nicht aus Mitgefühl damit begnügt hat, dass Papa die Leiche nur anhand des Eherings und der Kleidung identifiziert, sondern dass –«
»– Kommissar Bellheim das absichtlich so gedeichselt hat, damit ausgeschlossen war, dass Papa vielleicht doch noch Verdacht schöpft und den Austausch bemerkt.«
»Genau so muss es gewesen sein!« Lukas hob den Zeigefinger, um die Aussage zu unterstreichen. »Trotzdem bleiben immer noch ein paar offene Fragen.« Er nahm zur Aufzählung die Finger zu Hilfe. »Erstens: Wie sind die Dunklen an Mamas Kleidung und an ihren Ehering gekommen? Zweitens: Aus welchem Grunde haben sie dieses Verwirrspiel überhaupt inszeniert? Schließlich war damit ein erheblicher Aufwand verbunden. Und drittens –«
»Ja?«
»– drittens müssen wir schnellstens überprüfen, ob Frau Dübel damals tatsächlich spurlos verschwunden ist.«
»Aber das hat Nikodemus doch gesagt!«
»Hat er eben nicht.« Lukas schüttelte den Kopf. »Du hast es nur so aufgefasst! Deshalb müssen wir jetzt auf Nummer sicher gehen! Falls sie später nämlich wieder aufgetaucht sein sollte, stürzt unser schönes Gedankengebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammen.«
»Da ist was dran. Sollen wir uns bei ihren Angehörigen erkundigen?«
Lukas zog überheblich die Brauen hoch. »Warum denn so umständlich? Ich rufe einfach die Polizei an.«
»Vergiss es!« Laura sah ihren Bruder verächtlich an. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Bellheim dir eine Auskunft gibt.«
»Stimmt. Mir würde er mit Sicherheit nichts verraten«, erwiderte der Bruder mit einem vielsagenden Grinsen, bevor er das Handy aus der Tasche zog und eine Nummer wählte. Als die Verbindung hergestellt war, senkte er die Stimme. »Hier ist Tim Kluge vom ›HOHENSTÄDTER BOTEN‹. Ich hätte da mal eine Frage, Herr Kommissar…«
Lauras Kinnlade klappte herunter. Die Dreistigkeit des Bruders war einfach unglaublich. Und was noch viel unglaublicher war – er hatte damit Erfolg!
Wilhelm Bellheim zweifelte offensichtlich nicht eine Sekunde lang an der Identität des Anrufers, und so bestätigte er Lukas, dass die Vermisste nie wieder aufgetaucht war. Es war kein einziges Lebenszeichen von Anna Dübel entdeckt worden, sodass es fast den Anschein hatte, »als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden«, wie der Kommissar sich ausdrückte.
»Womit er der Wahrheit wahrscheinlich ziemlich nahe kommt«, kommentierte Lukas nach dem Gespräch und rieb sich triumphierend die Hände. »Jetzt dürfte doch klar sein, wer in unserem Familiengrab liegt: diese Anna Dübel und nicht Mama!«
»Jetzt mal langsam!« Laura versuchte das Hochgefühl des Bruders zu dämpfen. »Das ist noch lange nicht bewiesen.«
»Genau deshalb müssen wir eine Obduktion beantragen.« Der Junge hob die Hände. »Damit kann nicht nur die Identität der Toten, sondern auch die Todesursache festgestellt werden. Ob sie zum Beispiel ertrunken oder auf andere Weise ums Leben gekommen ist.«
»Aber… das würde ja bedeuten…« – Laura wurde blass um die Nase –, »… dass sie wieder ausgegraben werden müsste.«
»Klaromaro«, antwortete Lukas so gleichmütig, als befasse er sich jeden Tag mit Obduktionen. »Allerdings kann das nur die Staatsanwaltschaft veranlassen. Aber leider hat Papa sich gestern noch geweigert, einen entsprechenden Antrag zu
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