Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
stellen.«
»Vielleicht lässt er sich ja von dem überzeugen, was du in deiner Vision beobachtet hast?« Laura schaute den Bruder eindringlich an. »Das wirft doch plötzlich ein ganz anderes Licht auf die Sache.«
»Für uns beide schon. Fragt sich nur, ob Papa das genauso sieht.« Lukas war immer noch skeptisch. »Versuchen wir unser Glück«, sagte er mit einem Schulterzucken und begann die Böschung zu erklimmen, um zurück zu den Fahrrädern zu gelangen.
Laura wollte ihm gerade folgen, als sie in der Ferne etwas erblickte. »Seltsam«, murmelte sie kaum hörbar.
Der Bruder hatte die Bemerkung dennoch aufgeschnappt. »Was ist denn?«
Das Mädchen streckte den Arm aus und deutete zu dem Hügel, der sich jenseits des Sees erhob. »Ich wusste gar nicht, dass die Teufelskuppe so nah am Nebelsee liegt.«
»Wundert mich nicht, du Spar-Kiu.« Lukas grinste hämisch. »Sich richtig zu orientieren oder irgendwo zurechtzufinden ist ja nicht gerade die Stärke von euch Mädels.«
»Haha!« Laura fand das gar nicht lustig. »Du musst es ja wissen, du Macho.« Obwohl sie sich über ihn ärgerte, erzählte sie dem Bruder, was sie dort kürzlich erlebt hatte.
Lukas wurde nun doch nachdenklich. Er schirmte die Augen mit der Hand gegen die tief stehende Herbstsonne ab und starrte hinüber zu dem Haus. »Du glaubst also, dass es wieder bewohnt ist?«
»Warum würde sonst wohl Rauch aus dem Schornstein aufsteigen so wie auch jetzt wieder?« Sie wies mit ausgestrecktem Finger auf das altertümliche Gebäude. »Würde mich schon interessieren, welcher komische Kauz in ein solches Spukhaus einzieht.«
»Ach, hör doch auf!« Lukas machte eine verächtliche Geste. »Diese Teufelsstory, die Nikodemus dir erzählt hat, ist doch nichts als Humbug!«
»Das ist vielleicht deine Meinung«, beharrte Laura. »Jedenfalls stimmt es, dass dort Menschen verschwunden sind. Auch Anna Dübel wurde zum letzten Mal in der Nähe der Teufelskuppe gesehen! Und diese komische Katze ist mir auch dort begegnet.«
Und wenn schon?, wollte der Bruder einwerfen, doch Laura ließ sich nicht unterbrechen.
»So wahr ich hier vor dir stehe« – sie hob die Hand zum Schwur –, »das Biest hat tatsächlich nach Feuer und Schwefel gestunken!«
Zu ihrer großen Verwunderung widersprach ihr Lukas diesmal nicht. »Das glaub ich dir sogar«, entgegnete er. »Nur hat das bestimmt nichts mit dieser Katze zu tun – falls es tatsächlich eine gewesen sein sollte.«
»Was denn sonst?«
Lukas hob die Schultern. »Weiß ich’s? Eine Wildkatze vielleicht. Oder ein Luchs?«
»Die sind doch nicht schwarz«, widersprach Laura. »Und das Tier sah aus wie eine Katze, auch wenn es viel größer war.«
»Dann war es vielleicht eine Mutation, wäre doch möglich! In letzter Zeit hört man doch immer öfter, dass es bei uns wieder Wildtiere gibt, die man schon seit Jahrhunderten nicht mehr beobachtet hat. Wölfe, zum Beispiel. Oder Bären. Und in früheren Zeiten waren in unserer Gegend auch Luchse heimisch.«
»Echt?«, fragte Laura verwundert.
»Würde ich es sonst erzählen?« Lukas wirkte beleidigt. »Aber was diesen Schwefelgestank betrifft – der hat mit Sicherheit eine andere Ursache.« Bevor Laura ihn daran hindern konnte, begann er ihr einen Vortrag über den vulkanischen Ursprung der Gegend zu halten. »In Deutschland gab es vor Tausenden von Jahren viele aktive Vulkane. Im Schwarzwald zum Beispiel, im Taunus oder in der Eifel. Und natürlich auch hier bei uns. Bei der Teufelskuppe handelt es sich um einen ehemaligen Vulkankegel, genau wie bei dem Hügel, auf dem Burg Ravenstein erbaut wurde. Davon zeugt nicht zuletzt die fast kreisrunde Form der beiden Seen, die in ihrer unmittelbaren Nähe liegen: hier der Nebel-, dort der Drudensee.«
»Sind die auch durch Vulkane entstanden?«
»Klaromaro! Meist als Folge gewaltiger Explosionen. Sie werden häufig auch Maare genannt, wie du vielleicht schon mal gehört hast.«
»Stimmt.« Das Mädchen grinste. »Jetzt, wo du es sagst.« Dann wurde Laura wieder ernst. »Aber diese Vulkane sind doch nicht mehr aktiv? Wie der Vesuv zum Beispiel? Oder der Ätna?«
Lukas war überrascht. »Woher kennst du Spar-Kiu den Ätna?«
»Aus dem Erdkundeunterricht natürlich«, entgegnete Laura ungehalten. »Wegen des Tsunami haben wir uns mit verheerenden Naturkatastrophen in der Menschheitsgeschichte befasst. Unter anderem auch mit dem Ausbruch des Ätna im zwölften Jahrhundert, der fünfzehntausend Menschenleben gekostet
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