LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
weißt du auch, warum ich anrufe?«
Lukas hatte nicht die geringste Ahnung, auch wenn sich tief in seinem Inneren eine Hoffnung breitmachte, die in seinem Kopf rasch Gestalt annahm: weil sie mich als Kandidaten für ›Die Schneller-Wisser‹ ausgewählt haben, deshalb! Der zuständige Redakteur hatte sich schließlich schon zweimal bei ihm gemeldet, um sein Wissen zu testen. Und beide Male hatte Lukas so gut wie keine Schwierigkeiten gehabt, den umfangreichen Fragenkatalog zu beantworten. Seiner Meinung nach hatte er lediglich bei einer Antwort danebengelegen. Es handelte
sich natürlich um eine Sportfrage, ein Wissensgebiet, das nicht gerade zu seinen Stärken zählte. Zudem war sie ziemlich gemein, wenn nicht sogar richtig hinterlistig gewesen: »Wie hieß der Schütze des dritten Tores beim Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft 1954?«
»Helmut Rahn«, hatte Lukas wie aus der Pistole geschossen geantwortet, als ihm auch schon aufging, dass ihn die vertrackte Fragestellung in die Irre geführt hatte. Die richtige Antwort hätte nämlich Max Morlock gelautet, weil der nach der 2:0 Führung der Ungarn das erste Tor für die deutsche Mannschaft und gleichzeitig das dritte des gesamten Spiels geschossen hatte.
Noch während Lukas das alles jetzt in Sekundenschnelle durch den Kopf ging, wurde seine Vermutung auch schon bestätigt.
»Wir haben dich als Kandidat für unser ›Schneller-Wisser‹-Quiz ausgewählt und laden dich zur Aufzeichnung der nächsten Sendung nach Berlin ein«, erklärte Herr Alias nämlich, um ihn danach mit dem weiteren Prozedere vertraut zu machen.
Als Lukas bei seinem Vater ankam, verließ Marius Leander gerade das kleine Arbeitszimmer im Lehrerhaus, das er sich mit Percy Valiant teilte. Er war über die Neuigkeit so überrascht, dass er wie angewurzelt stehen blieb und seinen Sohn für einen Moment zweifelnd anblickte. Er war sich offensichtlich nicht sicher, ob Lukas es ernst meinte oder ob er ihn auf den Arm nahm. Kein Wunder: Er hatte ja nicht einmal gewusst, dass Lukas sich für die Sendung beworben hatte.
»Keine Angst, Papa«, versicherte Lukas deshalb rasch. »Das ist total seriös – kein Scherz!« In kurzen Worten erzählte er seinem Vater von seiner Bewerbung und den Anrufen aus der Redaktion.
Marius schüttelte lachend den Kopf. »Na, dann gratuliere ich dir natürlich!«, sagte er und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Laura wird ganz schön Augen machen, wenn sie das hört.«
»Bestimmt!« Lukas strahlte. »Wenn sie ihr nicht sogar aus dem
Kopf fallen!« Danach berichtete er, was Herr Alias ihm noch erzählt hatte: dass die Sendung bereits am kommenden Freitag aufgezeichnet und nur einen Tag später ausgestrahlt werden sollte.
»Das trifft sich ja gut.« Marius zwinkerte seinem Sohn zu. »Nächsten Freitag ist doch schulfrei, weil am Donnerstag ein Feiertag ist. Dann kannst du ja übers ganze Wochenende in Berlin bei Mama bleiben.«
»Stimmt!« Lukas grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Aber nicht nur ich, sondern du und Laura ebenfalls!« Herr Alias hatte ihm nämlich zugesichert, dass »SCIENCE TV« nicht nur die Reise- und Hotelkosten für ihn selbst, sondern auch für eine Begleitperson übernehmen würde. »Und weil Mama ihm offensichtlich auch von Laura erzählt hat, lässt der Sender sogar ein drittes Flugticket springen«, erläuterte Lukas dem perplexen Vater. »Ist das nicht super? Wenn ihr beiden schön lieb zu mir seid, nehme ich euch sogar mit.«
»Wie großzügig von dir. Vielen Dank.« Auch sein Vater konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Dann solltest du aber schleunigst Mama anrufen und sie entsprechend informieren. Damit sie sich innerlich schon darauf einstellen kann, dass bald drei Landeier bei ihr einfallen.«
»Klar doch! Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!« Lukas imitierte den bekannten Slogan siegestrunkener Fußball-Pokal-Fans und stieß dabei die linke Faust in die Luft, während er mit der rechten Hand sein Handy aus der Tasche zog.
In diesem Moment bog eine Frau um die Flurecke und steuerte zielstrebig auf sie zu. Lukas hatte sie noch nie gesehen. Bei ihrem Anblick blieb ihm fast die Spucke weg: Sie war groß und schlank, und mit ihren seidig glänzenden pechschwarzen Haaren und den leicht exotischen Gesichtszügen sah sie aus, als wäre sie geradewegs einem Hollywood-Film entsprungen.
Mit einem Koffer in der Hand und einem strahlenden Lächeln auf dem sanftbraunen Gesicht kam sie direkt auf sie zu. Dann stellte
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