LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
liebsten sofort zugeschlagen hätte. Auch Lukas schien sich nicht sattsehen zu können. Er scannte rasch die neuen Sachbücher und war so versunken, sodass Laura ihn schließlich sanft anstupste. »Jetzt komm endlich. Mama und Papa warten doch schon.«
Laura wollte schon losgehen, als sie mit einem Mal innehielt und lächelte: Ihre Eltern standen eng umschlungen im gelben Licht der Straßenbeleuchtung vor der Haustür und hatten offensichtlich die Welt um sich herum vergessen. Sie küssten sich so innig wie zwei Frischverliebte und schienen gar nicht genug voneinander bekommen zu können.
Bei dem Anblick musste Laura sofort wieder an Coolio denken und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Ob zwischen ihnen wohl jemals alles wieder gut werden würde? Genauso gut wie vor den vielen Missverständnissen, die sich zwischen sie gestellt hatten?
Laura senkte traurig den Blick. Sie vermisste Coolios Zärtlichkeiten – mit jedem Tag mehr! In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als sich endlich wieder in seine Arme schmiegen zu dürfen und seinen weichen Mund auf ihren Lippen zu spüren.
»Nun schau dir das mal an!« Lukas beendete ihre wehmütigen Gedanken. »Fehlen nur noch ein paar säuselnde Geigen und zirpende Harfen im Hintergrund und die Hollywood-Romanze ist perfekt.«
»Stimmt.« Laura nickte. »Ich muss sagen: Das hätte ich den beiden gar nicht zugetraut.« Dann zwinkerte sie ihrem Bruder verschwörerisch zu. »Was meinst du? Die haben jetzt bestimmt keine Lust, auf traute Familie zu machen, oder?«
»Kann ich mir auch nicht vorstellen. Schließlich haben sie sich schon fast zwei Wochen nicht mehr gesehen.« Lukas grinste.
Laura legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter. »Also komm, wir sollten uns besser verziehen. Verabschieden wir uns mal lieber schnell von ihnen.«
Was sie dann auch taten.
»Sorry, aber wir haben es uns doch anders überlegt«, erklärte Laura ihren Eltern mit Unschuldsmiene. »Wir sind ziemlich müde und möchten deshalb lieber gleich ins Hotel.«
Obwohl Anna und Marius etwas erstaunt waren, zeigten sie vollstes Verständnis. Anna schien sogar ein wenig besorgt. »Der Tag war ja auch lang und anstrengend. Ich rufe euch nur schnell ein Taxi. Aber bis es da ist, kommt ihr natürlich mit hoch.«
»Nicht nötig«, sagte Lukas. »Wir gehen zu Fuß. Es ist doch nicht weit bis zum Hotel.«
»Kommt gar nicht in Frage!« Marius schüttelte vehement den Kopf. »Ihr kennt euch in Berlin doch gar nicht aus. Wie wollt ihr da den Weg finden? Noch dazu mitten in der Nacht?«
»Kein Problem, Papa!« Lukas zog sein Smartphone aus der Tasche. »Mein Handy hat ein Navi. Das führt uns todsicher zu unserer Nobelherberge. «
Nach einigem Hin-und-her-Argumentieren – Laura war schon leicht genervt, dass ihre Eltern offensichtlich immer noch nicht begriffen
hatten, wie alt sie inzwischen war – gab sich Marius schließlich geschlagen und stimmte zu. Nachdem Laura und Lukas sich von den Eltern verabschiedet hatten – die in Windeseile im Haus verschwanden – , gab Lukas die Hotel-Adresse sowie die Option ›kürzester Weg‹ ein. Dann marschierten sie los.
Sie waren gerade an einem U-Bahnhof-Eingang angelangt, der nur noch dreihundert Meter von der Edelherberge entfernt war – zumindest behauptete das das Navi –, als die angezeigte Route sie in eine kleine, nahezu unbeleuchtete Seitenstraße führte. Sie war so öde und leer wie ein Friedhof zur Geisterstunde. Plötzlich, wie aus dem Nichts, kam Nebel auf. Graue Dunstschwaden drifteten um die Häuser und wurden immer dichter.
In diesem Moment summte Lauras Handy. Beim Blick aufs Display leuchteten ihre Augen auf: Es war Coolio.
Endlich!
»Hallo, Philipp«, sagte sie erleichtert. »Hast du meine Nachrichten bekommen?«
»Nachrichten?« Coolio klang überrascht. »Welche Nachrichten denn?«
»Die Nachrichten, die ich dir seit gestern im Stundentakt geschickt habe – und die SMS auch!«
»Sorry«, gab er kühl zurück. »Aber ich habe absolut nichts aufs Handy bekommen.«
»Was?«, rief Laura. »Aber das gibt’s doch gar ni – « Mitten im Wort brach sie ab und starrte überrascht zum anderen Ende der Straße, wo gerade eine Gestalt im Nebel auftauchte – ein Mädchen, den Umrissen nach zu urteilen. Es kam auf sie zu, nahm sie aber gar nicht wahr, weil es ständig über die Schultern nach hinten blickte.
»Einen Moment bitte, Philipp«, flüsterte Laura ins Handy und ließ es sinken, als sie auch schon die
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