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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Domenicos Finger sich ihr näherte. Eine zarte Berührung genau oberhalb ihres rechten Mundwinkels. Domenicos Hand fasste unter ihr Kinn. „Sieh in den Spiegel.“
    Sie öffnete die Augen und sah im Spiegel ihr eigenes Gesicht, die geröteten Wangen. Dicht daneben, über sie gebeugt, war Domenico. So dicht, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Wenn sie den Kopf ein wenig wandte, dann konnte sie mit den Lippen über sein Kinn streicheln. Die Versuchung, genau das zu tun, wurde beinahe übermächtig. Er fasste jedoch mit zwei Fingern ihr Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie sich im Spiegel betrachten konnte. Über ihrem rechten Mundwinkel war der kleine schwarze Punkt. Ein warmer Finger strich über ihre Wange und über ihre Lippen.
    „Genau dort ist der richtige Platz“, murmelte Domenico, während er keinen Blick von ihrem Gesicht ließ. „Genau dort, wo jeder Mann mit Verstand beginnen würde, diese Lippen zu küssen.“
    Laura wandte atemlos den Kopf und sah ihn an. Sein Mund war nur eine Handbreit von ihrem entfernt und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er sie küsste. Sie küsste, in die Arme nahm, streichelte und dann hinüber ins Schlafzimmer trug. Warum tat er es nicht endlich? Was hatte er mit ihr vor?
    Sein Finger strich leicht über ihre Wange. „Wie schön du bist ohne all den Puder und die Schminke. Du solltest immer so sein, Laura, deine Haut ist so zart, so weich ... überlass es den anderen Frauen, ihre natürliche Schönheit durch lächerlichen Putz zu verbergen.“ Domenico hasste es, wenn er die Lippen voller Puder und Rouge hatte. Und diese weichen Wangen aus diesem Grund nicht zu küssen und zu liebkosen, war schier unmöglich.
    „Du ... Du findest mich schön?“
    „Ja.“ Er sagte nur dieses Wort, aber es klang in Laura nach wie die Glocken von San Marco.
    Er lächelte, als er ihr Gesicht betrachtete und sein Zeigefinger blieb auf dem mouche ruhen. Laura sah, dass er es plötzlich stirnrunzelnd fixierte. „Ich kann mich nicht erinnern, so etwas jemals in Venedig gesehen zu haben.“
    „Es ist auch nicht aus Venedig.“ Laura, völlig verzaubert von seiner Nähe und seiner Liebenswürdigkeit, vergaß alle Vorsicht. „Ottavio hat es aus Paris kommen lassen.“ Sie hätte sich, kaum, dass diese Worte draußen waren, am liebsten die Zunge abgebissen, aber es war zu spät. Domenicos Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Er warf ihr einen grimmigen Blick zu, zupfte dann das Schönheitspflästerchen mit spitzen Fingern herunter, öffnete eines der Fenster, die auf den Kanal führten – und schnippte den kostbaren Samtpunkt verächtlich hinaus. „Du wirst in Zukunft keine Geschenke von Ottavio mehr annehmen, ist das klar?“ Er beachtete sie nicht weiter, sondern wandte sich zum Gehen. „Ich werde dich anstelle von Patrizio in die Messe begleiten.“ Seine eben noch so verführerische Stimme klang jetzt wieder kühl und zurückhaltend. „Und dir nun Anna schicken, damit sie dir beim Ankleiden hilft. Ich erwarte dich dann unten im Hof.“
    „Und noch etwas, Laura“, sagte er, bevor er den Raum verließ, „ich möchte in Zukunft weder meinen Onkel noch meinen Vetter dabei erwischen, wie sie sich in deinem Ankleideraum aufhalten und über Schönheitspflästerchen streiten. Und auch sonst niemanden“, fügte er nach kurzer Überlegung hinzu.
    „Das ist aber so üblich!“, erwiderte Laura, verwirrt über seine Reaktion und zugleich erbost über den befehlenden Tonfall. „Jede Frau, die auch nur ein bisschen etwas auf sich hält, hat zumindest einen cicisbeo, der sie hofiert, ihr das Puderdöschen bringt, ihr Taschentuch aufhebt, sie bei ihrer Kleidung berät, ja ihr sogar das Mieder schnürt!“
    Domenico nickte. „Durchaus möglich. Bei anderen können Ottavio und Patrizio meinetwegen Mieder schnüren, bis sie wunde Finger davon haben. Aber nicht in meinem Haus und schon gar nicht bei meiner Frau.“ Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

    * * *

    „Ich denke, dieses neue Luxusgesetz ist nicht mehr als ein Anlass für den Senat, um von den anderen, weitaus wichtigeren Dingen abzulenken!“
    „Ganz zweifellos.“ Domenico klang ebenfalls abgelenkt, als er seinem alten Freund antwortete. Sie hatten Paolo nach der Messe vor der Kirche getroffen, und dieser hatte die Gelegenheit sofort genutzt, um Domenico auf die Seite zu ziehen. In der Nähe der Buden, die sich um den Campanile schmiegten, wollte er mit ihm über die letzten Entscheidungen

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