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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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allen Ländern kommen, um sich hier zu vergnügen.“
    „Vergnügen?“ Laura nickte nachdenklich. „Ja, vergnügen kann man sich hier wohl im Schutz der Masken. Aber ich hörte, dass auch viele Künstler Venedig verlassen haben, weil es anderswo großzügigere Mäzenen gibt. Was sehr schade ist. Mir will oft scheinen“, fuhr sie nachdenklich fort, „dass unsere Republik mehr in der Vergangenheit lebt und davon zehrt, als in der Gegenwart. Alles, was hier noch Bedeutung hat, ist eben dieses Vergnügen. Die Lust am Leben.“
    „Nun ...“, Paolo runzelte die Stirn und musterte Laura eingehend, „ich glaube nicht, dass ich bisher eine Frau getroffen habe, die sich darüber Gedanken macht, ob die Vergnügungen, denen sie hier in so reicher Zahl nachgehen kann, wirklich von Bedeutung sind.“
    „Oh“, rief Laura lachend aus, „glaubt nicht, dass ich mich deshalb beschweren will! Ich liebe es, auf Bälle zu gehen und halbe Nächte im Ridotto zu verbringen, liebe die Musik, das Theater, Aber weshalb seid Ihr verwundert, dass ich mir Gedanken mache? Ihr haltet es wohl auch mit den Leuten, die der Meinung sind, Bildung wäre schlecht für die Keuschheit einer Frau?“, blinzelte sie vergnügt.
    „Ich kann Euch beruhigen“, fuhr sie mutwillig fort, „ich bin nicht im Geringsten gebildet. Fragt meinen Gatten, der wird Euch das freudig bestätigten.“ Sie konnte bei diesen Worten Domenico förmlich nach Luft ringen hören.
    „Nun ...“, Paolo war sichtlich verwirrt über ihre direkte Art, „vielleicht sollte ich mich auch nicht wundern, solche Überlegungen bei einer Namensvetterin der berühmten Laura zu finden, die den großen Petrarca zu solch glühenden Versen inspiriert hat.“
    „Meine Mutter hat mich tatsächlich nach ihr benannt“, erwiderte Laura lächelnd. „Sie liebt Petrarcas Verse, auch wenn mir scheinen mag, dass es kein gutes Vorzeichen ist, nach einer Frau genannt zu werden, die einen Dichter nur durch Entsagen zu solcher Poesie inspirieren konnte. Ich habe seine ‚Canzoniere’ ebenfalls gelesen, fand sie wunderbar, aber auch sehr traurig.“
    Paolo griff in übertriebener Verehrung nach ihrer Hand. „Dann erlaubt mir, schönste Laura, Euch ein neuer Petrarca zu sein und Euch meine schönsten Verse zu widmen. Auch wenn sie wohl nicht dem Original gleichkommen werden, so werde ich mein Bestes geben und sie weitaus heiterer gestalten.“
    „Oh, das wäre schön, aber ihr müsstet dazu erst meinen Gatten fragen, ob er mir die Annahme dieser Verse überhaupt gestattet. Er ist in dieser Hinsicht sehr streng, und es könnte sein, dass die kostbare Poesie im Kanal landet.“
    Domenico bemerkte mit Verwunderung, dass seine sonst so stille Frau nicht nur überraschender Temperamentsausbrüche fähig war, sondern auch über eine bemerkenswert spitze Zunge verfügte. Er hatte zwar vollkommen richtig gehandelt, als er den Samtpunkt weggeworfen hatte und bereute es, mit Ottavio nicht das Gleiche gemacht zu haben, aber plötzlich war ihm sehr daran gelegen, das gute Verhältnis zu Laura wieder herzustellen. Er räusperte sich. „Nun, solange er aus der Ferne dichtet, wäre Paolo wohl ein Verehrer, den ich akzeptieren kann.“
    „Aber nicht, wenn er in meinem Ankleideraum säße und mein Mieder schnüren wollte?“
    Paolo begann tatsächlich zu grinsen und blinzelte Domenico amüsiert zu.
    „Donna Laura, Ihr zeichnet hier ein Bild, dem ich kaum widerstehen kann. Sagt mir, wann darf ich mich bei Euch einfinden? Gleich morgen früh vielleicht, um Euch den Morgen mit meinem kühnen Witz zu versüßen und Euch dienen zu können, meine schönste Laura – ‚engelgleiches Wesen, so himmlisch eine Schönheit, auf der Welt so einzig ...’“?
    „Du solltest deine Zeit nicht damit verschwenden, meiner Frau Petrarcas Verse zu zitieren, mein lieber Freund“, mischte sich Domenico ein, der sich unbehaglicherweise von Paolo durchschaut sah, „sondern dir ein passenderes Ziel suchen. Nämlich eines, vor dem nicht gerade ein Gatte steht, der seinen Degen auch zu gebrauchen versteht.“
    Zu seinem größten Ärger brach Paolo in schallendes Gelächter aus. „Wohl dem Gatten, der seinen Degen zu führen versteht!“ Er verbeugte sich vor Laura.
    „Ich muss leider erkennen, dass hier jeder Liebesdienst, den Euch ein anderer erweisen könnte, zu spät kommt, und ich muss meine neue Liebe dem Degen des Gatten überlassen, der – wie er selbst sagt – ihn auch zu gebrauchen versteht. Aber auch hier scheint

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