Laura - Venezianisches Maskenspiel
getroffen hatte! Wenn er zuvor noch einen Zweifel gehabt hatte, dass ein Verhältnis mit seinem Vetter bestand, dann war jetzt alles völlig klar. Sie hatte es mit ihnen beiden getrieben. Mit ihm, um ihn in Sicherheit zu wiegen, und dann mit seinem verfluchten Vetter, den er in die tiefste Hölle wünschte und ihm einen schnellen Weg dorthin verschaffen würde.
Sie wollte sich losmachen, aber er hielt sie fest, drehte sie herum, bis sie mit dem Rücken zu ihm stand und drängte sie zu dem Sessel. „Dein Liebhaber hat sich davongemacht, aber ich bin noch nicht fertig mit dir. Außerdem möchte ich nicht, dass dir durch meine Schuld der Genuss entgeht, hier über dem Sessel gebogen genommen zu werden wie eine Hure.“ Seine Stimme klang heiser an ihr Ohr, und sein Atem strich heiß über ihre Wange und ihren Hals.
„Aber ...“
Er legte die Hand über ihren Mund. „Sei still!“ Er riss mit einem Ruck den Mantel von ihren Schultern, seine Hände glitten über ihre Arme abwärts, legten sich um ihre Taille. Laura stieß den Atem aus, als er sie eng an sich presste. „Ich wäre doch ein Narr, würde ich deine Bereitwilligkeit und Hingabe nicht besser nutzen, nicht wahr? Und mir nicht das holen, was du mir im Ehebett versagst!“
Seine Hände lagen jetzt um ihre Brüste, massierten sie fest und fast derb, seine Finger glitten unter das Mieder, rieben die zarten Spitzen, bis sie leicht aufschrie.
„Du schreist?“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Nun, ich werde dich noch viel mehr zum Schreien bringen.“
„Nein, tu das nicht! Lass mich!“ Sie wehrte sich, stieß ihn fort, stolperte und fiel auf die Knie.
Domenico wollte nach ihr greifen, sie hochzerren, aber dann hielt er inne und starrte auf seine Frau, die vor ihm kniete, die Arme schützend um ihren Körper gelegt. Sein Zorn sank plötzlich in sich zusammen. Was hatte er nur getan? Seinen Zorn und seine Eifersucht, seine Verzweiflung an ihr ausgelassen. Dabei war er es schließlich gewesen, der mit Lieblosigkeit und Zynismus das Spiel begonnen hatte. Hätte er sie von Beginn an mit Respekt und Zuneigung behandelt, wäre all das nicht passiert, dann hätte Ottavio und auch sonst kein anderer jemals die Gelegenheit gehabt, sie ihm zu stehlen.
Laura sah nicht auf. Sie fühlte, dass er hinter ihr stand, fühlte seine Nähe, aber so sehr sie ihn sonst liebte, so sehr hasste sie ihn in diesem Augenblick. Er konnte doch nicht tatsächlich glauben, dass sie ihn mit Ottavio betrogen hatte! Nicht einmal, nachdem sie in der Nacht davor seinen Namen geflüstert hatte.
Wenn er doch nur endlich gehen würde. Sie wollte ihn nicht mehr fühlen, ihn nicht mehr hören. Und sie konnte ihm nicht sagen, dass Ottavio sie hatte vergewaltigen wollen. Jedenfalls nicht, ohne befürchten zu müssen, dass er tatsächlich versuchte, ihn zu töten. Und um ihm im Gefängnis zu sehen – nein, dafür liebte sie ihn immer noch zu sehr.
„Geh weg und lass mich in Ruhe.“ Sie zuckte zusammen, als er seinen Mantel über ihre Schultern legte.
„Laura ...“ Seine Stimme klang plötzlich müde. „Laura, bitte sieh mich an.”
„Geh weg! Und fass mich nicht an!“ Sie schrie es fast hinaus, als er sie berührte.
Er kniete neben ihr nieder, nahm sie in die Arme. „Laura, bitte. Verzeih mir, ich wusste kaum, was ich tat. Ich war wie von Sinnen.“ Wäre er nicht so entsetzt und gekränkt gewesen, hätte er wohl über sich selbst gelacht. Weit war es mit ihm gekommen! Kühl und überlegen hatte er Laura ihre Untreue auf den Kopf zusagen wollen und hatte sich dann, als es so weit war, wie ein eifersüchtiger Verrückter benommen. Aber Laura sollte keine Angst haben. Nicht sie. Ottavio hatte bei einem nächsten Wiedersehen allerdings allen Grund dazu.
Sein Blick fiel auf Lauras halbzerrissene Kleidung. Die zerfetzten Bänder. Jetzt, wo der erste glühendrote Zorn, der ihm das Denkvermögen geraubt hatte, abgekühlt war, konnte er klarer überlegen. Sah das wirklich nach einem zärtlichen Stelldichein aus? Wären die beiden wirklich so unvorsichtig gewesen? Und konnte es sich eine Frau, die ihren Mann betrog, überhaupt leisten, mit zerrissenen Kleidern heimzukommen? Wenn er jetzt nachdachte, dann hatte es nicht ausgesehen, als hätte sich Laura vor Lust gewunden, sondern sich eher gegen etwas gewehrt, das sie nicht wollte. „Laura. Sieh mich an!“ Laura wollte sich freimachen. „Lass mich in Ruhe!“
„Nein, das kann ich nicht. Nicht jetzt.“ Er lockerte seinen Griff, ohne sie
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