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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Liebhaber ertappt

    L aura war wieder aus dem Hinterausgang gehuscht und lief, verborgen unter ihrer maschera nobili, durch die engen Gassen den nun schon vertrauten Weg zum Palazzo ihres Cavalieres. Es war schwieriger als sonst gewesen, sich ungesehen aus dem Haus zu entfernen, da Sofia den ganzen Tag über wie eine Klette an ihr klebte. Laura hatte sie zwar kühl behandelt, sich jedoch außerstande gesehen, ihr ihre Verachtung und ihren Abscheu entgegenzuschleudern, ohne zu verraten, was sie in der Nacht belauscht hatte, und hatte sich schließlich mit Kopfschmerzen in ihr Zimmer zurückgezogen. Wobei diese Unpässlichkeit dieses Mal nicht einmal vorgetäuscht war, denn sie fühlte sich gedemütigt und zutiefst unglücklich.
    Es war das erste Mal, dass sie nicht gerne gekommen war. Sie hatte es auch nicht getan, um einige leidenschaftliche Stunden zu verbringen, sondern um ihm zu sagen, dass sie die Wahrheit wusste und diese schlechte Komödie endlich beenden wollte. Und dann wollte sie ihn vor die Entscheidung stellen, ob er diese Nicoletta und alle anderen als Mätressen – oder sie als Ehefrau haben wollte. Für sein doppeltes und heimtückisches Spiel hatte sie keine Kraft mehr. Sogar Ottavio hatte ihn einen Narren genannt, der seine Leidenschaft bei einer Hure verausgabte, statt bei seiner Ehefrau. Sie wollte aber alles oder nichts. Eher hätte sie sich wieder ins Kloster zurückgezogen, als weiter bei ihm zu bleiben und für ihn nichts weiter zu sein als jene Frau, die dafür sorgte, dass die Familie nicht ausstarb.
    Als sie den Palazzo betrat, die Treppe hochstieg und durch die Tür in ihr Liebesnest trat, wartete ihr Cavaliere nicht wie sonst auf sie, trat jedoch fast unmittelbar nach ihr ein.
    Sie hob abwehrend die Hand, als er ungeduldig auf sie zukam und nach ihr griff, ließ zwar dann zu, dass er ihr Hut und Maske abnahm und den schwarzen Umhang von ihren Schultern streifte. Aber als er sich an ihrem Kleid zu schaffen machte, schob sie ihn weg. Er trug nicht nur wieder diese lächerliche Maske, sondern hatte nicht einmal seinen Mantel abgelegt. Laura musterte ihn kühl. Wie lange hatte er eigentlich noch vor, dieses dumme Spiel fortzusetzen? „Einen Moment, mein geheimnisvoller Kavalier“, sagte sie, als er abermals nach ihr griff. „Ist heute nicht der Tag, an dem Ihr mir Eure Identität entdecken wolltet? Mir will scheinen, beim letzten Treffen hattet Ihr etwas Derartiges gesagt.“
    „Noch nicht.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. „Zuerst sollt Ihr mir gehören. Ein letztes Mal, bevor ich meine Maske fallen lasse.“
    „Heute nicht. Heute bin ich nur gekommen, um mit Euch etwas zu besprechen.“
    „Aber, mon amour, so zurückhaltend heute? Habe ich etwas getan, um Euch zu beleidigen? Dann verzeiht mir, das geschah gewiss nicht mit Absicht. Und nun seid nicht so grausam zu mir. Lasst mich Eure Verzeihung erlangen, indem ich Euch liebe, wie Ihr noch nie von mir geliebt wurdet. Lasst mich diesen reizenden Leberfleck auf Eurem Busen küssen, der jedes andere Schönheitspflästerchen in den Schatten stellt.“ Seine Hände glitten über ihren Körper, als er sprach, und seine linke Hand fuhr dorthin, wo sich unter dem Kleid und Mieder tatsächlich ihr kleiner Leberfleck befand.
    Sie schob ihn abermals weg, dieses Mal noch energischer. „Wir haben einiges zu bereden, monsieur!“ Sie gab dieses Mal dem monsieur einen sarkastischen Ausdruck.
    „Lasst uns später sprechen, meine wunderbare und einzige Geliebte. Lasst mich Euch meine Liebe beweisen, bevor wir hohle Worte wechseln, uns damit auf dem Boden der Alltäglichkeit bewegen. Bitte, meine Angebetete, habt Nachsicht mit einem Verdurstenden, der sich an Eurer Schönheit laben will.“
    Laura lauschte seiner Stimme nach. So ähnlich übertriebene Worte hatte er zu Anfang gefunden, als er das Spiel begonnen hatte, aber welchen Grund konnte er heute haben, sie wieder so zu umwerben? Er sprach auch leiser als üblich, flüsterte gerade noch. Und auch sonst war etwas anders an ihm. Heute stieg ein seltsamer Ekel in ihr hoch, als seine Hände über ihren Körper glitten. Nicht auf diese selbstverständliche, besitzergreifende und zugleich ungemein sinnliche Art, sondern hemmungslos und gierig. Sie wich zurück, immer weiter, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand, sie nicht mehr weiter konnte, und als er sich anschickte, ihr Kleid zu öffnen, machte sie sich abermals frei, dieses Mal weitaus heftiger.
    Er zog sie wieder heran,

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