Lauras Liebhaber
wieder?«, fragte Chloe.
Laura verdrehte dabei mit einem Seufzer die Augen. »Wobei es eigentlich eher diese kleinen fiesen, penetranten Tropfen sind. Die, bei denen du denkst: So schlimm regnet’s ja gar nicht, es nieselt nur – und fünf Minuten später bist du bis auf die Knochen nass.«
Chloe war froh, dass sie den ganzen Tag im Trockenen verbracht hatte.
»Ich bringe das hier nur kurz weg, dann muss ich dir von meinem unglaublichen Tag berichten«, sagte Laura.
Als sie zurückkam – sie hatte noch schnell ihre Sachen gegen eine Jogginghose, ein T-Shirt und eine Kapuzenjacke getauscht –, nahm sie dankbar die heiße Tasse Tee, die Chloe ihr reichte. »Oh, danke, ich merke jetzt erst, wie durchgefroren ich bin.« Sie pustete vorsichtig in die Tasse und nahm einen kleinen Schluck. »Mhm, der ist ja gut. Was ist das für eine Sorte?«
»Die billigste Früchteteemischung aus dem Supermarkt unten an der Ecke, ich finde sie einfach am besten.«
»Echt? Ich hätte jetzt gedacht, die stammt aus einem teuren Teeladen.«
Chloe schüttelte den Kopf und flehte Laura insgeheim an, sie solle endlich mit dem Small Talk aufhören und von ihrer Begegnung mit Robert erzählen.
Als hätte Laura sie gehört, begann sie, direkt in allen Einzelheiten von ihrem ersten Kurs zu berichten.
Chloe versuchte dabei die ganze Zeit, erstaunt und überrascht zu wirken, was ihr auch recht überzeugend gelang.
»Weißt du,« schloss Laura ihren Bericht ab, »was das Schlimmste ist? Ich war die ganze Zeit wie hypnotisiert von Mr Culper und …« Sie hielt inne und schaute verlegen nach unten.
Chloe knuffte aufmunternd gegen Lauras Schulter und hakte nach: »Was denn?«
»Ich war die ganze Zeit total heiß. Jedes Mal, wenn er so dicht neben mir stand und ich seine Stimme gehört habe, sind meine Nippel hart geworden. Echt peinlich, so was hab ich noch nie erlebt.«
Chloe jubilierte innerlich, aber sie nickte nur ganz ruhig und versuchte, so gelassen wie möglich zu sagen: »Ich weiß, er ist sehr attraktiv, oder? Ich habe auch schon den einen oder anderen Tagtraum an ihn verschwendet.«
»Ja, aber er ist doch so alt.«
Chloe machte eine wegwerfende Handbewegung. »Pff, was ist schon alt? So darfst du das nicht sehen. Immerhin ist er nicht sechzig mit weißen Haaren und dritten Zähnen. Ältere Männer wissen meistens genau, was sie tun.« Chloe schaute anzüglich und spitzte die Lippen, so dass Laura lachen musste.
»Ja, aber ich bin seine Studentin, das geht einfach nicht.« Sie stand vom Sofa auf. »Aber es war aufregend!« Dann verschwand sie im Bad.
Chloe kribbelte es in den Fingern, Robert eine SMS zu schreiben. Doch sie wusste, dass sie besser noch warten sollte. Laura kam aus dem Bad zurück und bemerkte jetzt den Karton, der neben dem Sofa stand.
»Ist nicht wahr. Sind das schon die Sachen, die wir bestellt haben?«
»Ich wollte es dir eigentlich gleich sagen, aber deine Geschichte hat mich abgelenkt. Na los, pack schon aus.«
Laura jauchzte förmlich und ließ sich auf die Knie nieder. Sie riss die Papplasche ab und klappte den Deckel hoch. »Vielleicht sollte ich den Kurs wechseln. Oder warten, bis diese Miss Irgendwas nächstes Semester den Kurs gibt. Wer weiß, wo das sonst noch hinführt.«
»Laura!« Chloes Stimme klang so streng, dass Laura sie verwirrt ansah. »Was willst du von deinem Leben? Heiraten? Kinder? Ein nettes Haus irgendwo im Grünen? Nette Schwiegereltern und ein gemachtes Bett? Eine erfolgreiche Künstlerin sein?«
Laura verstand zwar nicht, was Chloe von ihr wollte, aber sie nickte benommen. Nicht exakt so, aber als groben Entwurf konnte man das durchgehen lassen.
»Und wann willst du was erleben? Deinen Geist entfalten? Erfahrungen sammeln, die in deine Kunst einfließen? Dich treiben lassen?« Chloe senkte ihre Stimme. »Sinnlich sein?«
Laura schluckte, ihr Hals war trocken geworden, und ihr Herz schlug schneller. »Was willst du damit sagen, dass ich …« Sie brach ab, und eine leichte Röte stieg in ihre Wangen.
Chloe lächelte sie an und strich ihr beruhigend über die Haare. »Ich sage ja nicht, dass du Mr Culper vögeln sollst.« Daraufhin wurde das Rot auf Lauras Wangen noch intensiver und breitete sich weiter in Richtung Hals aus.
»Ich sage aber auch nicht, dass du es nicht tun sollst – offensichtlich hast du auch darüber nachgedacht. Aber du solltest leben, hier und jetzt. Erfahrungen machen, aber auch Fehler; dich entfalten, Kunst studieren. Alles eben, das volle
Weitere Kostenlose Bücher