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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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fahren genötigt sei, – insofern aus den Geburtsregistern von Eisleben in der Grafschaft Mannsfeld sich ergebe, dass Luther nicht im Jahr 1483 geboren sei, sondern 1484; und nicht am 22. Tag des Octobers, sondern am 10. des Novembers, am Vorabend des Martinstags, woher er auch den Namen Martin erhalten habe.
    (– Ich muss meine Übersetzung hier einen Augenblick unterbrechen; denn tät ich es nicht – so bin ich überzeugt, würde ich meine Augen ebenso wenig schließen können wie die Äbtissin von Quedlinburg. – Ich muss dem Leser nämlich sagen, dass mein Vater diese Stelle aus Slawkenbergius meinem Onkel Toby niemals ohne triumphierenden Ausdruck vorlas, – nicht über meinen Onkel Toby, denn dieser erhob niemals eine Einwendung dagegen, – sondern über die ganze Welt. Du siehst jetzt, Bruder Toby, pflegte er zu sagen, indem er die Augen zum Himmel erhob, dass Taufnamen keineswegs so gleichgültige Dinge sind; – hätte Luther einen anderen Namen bekommen als Martin, so wäre er in alle Ewigkeit verdammt worden; – nicht dass ich Martin für einen besonders guten Namen hielte, pflegte er hinzuzusetzen, – weit entfernt, – er ist etwas besser als ein gleichgültiger, aber nicht viel – aber so wenig er auch zu bedeuten hat, so kann man doch sehen – dass er Luthern von Vorteil war.
    Mein Vater wusste so gut wie der beste Logier, wie schwach dieser Pfeiler seiner Hypothese war, – aber so ist nun einmal die Schwäche des Menschen: da er ihm gerade in den Weg kam, so hätte er sich um sein Leben nicht enthalten können, Gebrauch davon zu machen; und gewiss geschah es aus diesem Grunde, dass, obschon es in Hafen Slawkenbergius' Dekaden noch viele Erzählungen gab, die ganz ebenso unterhaltend waren wie die, welche ich hier übersetze, mein Vater doch keine derselben auch nur mit halb dem Vergnügen las wie diese; – sie schmeichelte zugleich zweien seiner seltsamsten Hypothesen – der Namen- und der Nasen-Hypothese. – Ich darf sagen, er hätte alle Bücher der Alexandrinischen Bibliothek lesen können, – wenn nicht das Schicksal anderweitig über sie verfügt hätte, – ohne dass er ein Buch oder eine Stelle in einem Buche gefunden hätte, die so wie diese zwei Nägel mit einem Schlag auf den Kopf traf.)
    Die zwei Universitäten Straßburgs arbeiteten stark an dieser Schifffahrt Luther's. Die protestantischen Doktoren hatten nachgewiesen, dass er gar nicht vor dem Wind segelte, wie die katholischen behauptet hatten; und da jedermann wusste, dass man dem Wind nicht gerade entgegen segeln kannte, so waren sie im Begriff festzustellen, um wie viel Striche er, falls er überhaupt segelte, außerhalb der Linie gewesen sei; ob Martin das Cap umsegelt oder an einer Küste unter dem Wind Anker geworfen habe; und da dies ohne Zweifel eine höchst erbauliche Forschung war, wenigstens für diejenigen, welche sich auf diese Art von Schifffahrt verstanden, wären sie trotz der Grösse der Nase des Fremdlings damit vorgegangen, hätte nicht die Grösse der Nase des Fremdlings die Aufmerksamkeit der Welt von dem abgezogen, bei dem sie gerade waren; – es war daher ihres Amts, der Welt zu folgen.
    Die Äbtissin von Quedlinburg und ihre vier Würdenträgerinnen konnten sie nicht aufhalten; denn da der ungeheure Umfang der Nase des Fremdlings ihre Phantasien ebenso sehr beschäftigte wie jener Gewissensfall – so erkaltete die Sache mit den Rockschlitzen; – mit einem Wort, die Setzer erhielten die Weisung ihre Lettern abzulegen: – alle Streitereien hierüber wurden einstweilen bei Seite gestellt.
    Man konnte eine viereckige Mütze mit einer silbernen Troddel darauf gegen eine Nussschale wetten, wer erraten würde, auf welche Seite der Nase sich die zwei Universitäten spalten würden.
    Das geht über die Vernunft, riefen die einen Doktoren.
    Nein, unter die Vernunft, sagten die anderen.
    Es ist glaubhaft, behauptete der Eine.
    Possen sind's, sagte der Andere.
    Möglich ist's, rief dieser.
    Es ist ganz unmöglich, erwiderte jener.
    Gottes Macht ist unendlich, erklärten die Nasenmänner, er kann Alles.
    Er kann keinen Widerspruch gegen sich selbst begehen, sagten die Antinasenmänner.
    Er kann machen, dass der Stoff denkt, sagten die Nasenmänner.
    Ja, so gut ihr aus einem Schweinsohr eine Samtmütze machen könnt, erwiderten die Antinasenmänner.
    Er kann aus zwei Mal zwei Fünf machen, versetzten die katholischen Doktoren.
    Nichts nutz! entgegneten die Lutherischen.
    Allmacht ist nun einmal Allmacht,

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