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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Korporal wieder in Atem gesetzt; und da er nichts Besseres fand, hatte er die zwei Bleigewichte der Fallfenster im Kinderzimmer genommen; und da die Fensterrollen nutzlos waren, wenn kein Bleigewicht mehr da war, so hatte er diese gleichfalls mitlaufen lassen, um ein Paar Räder für eine ihrer Laffetten daraus zu machen.
    Längst vorher hatte er jedes Fallfenster im Hause meines Onkels Toby in gleicher Weise geplündert – nur nicht immer in der gleichen Reihenfolge; denn manchmal brauchte er die Rollen, und das Blei nicht – und dann begann er mit den Rollen; waren aber die Rollen abgenommen, so wurde das Blei nutzlos, – und so musste dieses ebenfalls dran glauben.
    Man könnte hieraus recht hübsche Moral ziehen, aber ich habe keine Zeit dazu; – es genügt wenn ich sage, dass mit was immer die Plünderung begann, sie für das Fallfenster gleich verhängnisvoll wurde.
     
    138. Kapitel
    Der Korporal hatte seine Maßregeln bei diesem artilleristischen Streich nicht so ungeschickt genommen, dass er die Sache nicht hätte für sich behalten und Susanna die ganze Last des Angriffs tragen lassen können, so gut sie es vermochte; – aber der wahre Mut begnügt sich nicht damit so leicht abzukommen. – Der Korporal hatte, gleichviel ob als General oder als Trainverwalter, das getan, ohne was seiner Ansicht nach das Missgeschick nie hätte geschehen können, – am allerwenigsten unter Susanna's Händen. – Wie hätte sich der geneigte Leser in diesem Falle benommen? – Er war sofort entschlossen, sich nicht hinter Susanna zu verstecken – sondern im Gegenteil ihr Schutz zu gewähren; und mit diesem Vorsatz schritt er gerade nach dem Wohnzimmer, um meinem Onkel Toby das ganze Manöver vorzulegen.
    Mein Onkel Toby hatte Yorick gerade einen Bericht über die Schlacht bei Steinkirk gegeben und das seltsame Benehmen des Grafen Solms hervorgehoben, der die Infanterie halten und die Reiterei auf einem Terrain vorrücken ließ, wo sie nichts machen konnte, was ganz gegen den Befehl des Königs war und den Verlust der Schlacht nach sich zog.
    Es gibt in einigen Familien Vorfälle, die so auf das passen, was daraus folgen soll, – dass sie kaum von der Erfindungsgabe der dramatischen Schriftsteller übertroffen werden, – ich meine solcher der alten Zeit.
    Mit Hilfe seines Zeigefingers, den er flach auf den Tisch legte und der Kante seiner Hand, die er unter einem rechten Winkel quer darüber fallen ließ, bemühte sich Trim die Geschichte in einer Weise zu erzählen, dass Priester und Jungfrauen es hätten mit anhören können. – Als er fertig war, wurde das Gespräch in folgender Weise weiter geführt.
     
    139. Kapitel
    Ich ließ mich lieber zu Tode peitschen, rief der Korporal, nachdem er Susanna's Geschichte beendigt hatte, ehe ich duldete, dass dem Frauenzimmer ein Leid deshalb widerführe: – ich war daran Schuld, Euer Gnaden, – nicht sie.
    Korporal Trim, antwortete mein Onkel Toby und setzte seinen Hut auf, der auf dem Tische lag, wenn irgend Jemand an einer Sache Schuld war, deren Ausführung der Dienst durchaus erforderte, so bin ich es zweifellos; du hast nur nach Befehl gehandelt. Hätte Graf Solms dasselbe in der Schlacht bei Steinkirk getan, Trim, sagte Yorick, indem er ein wenig auf den Korporal stichelte, der beim Rückzug von einem Dragoner überritten worden war, – so hätte er dich gerettet. – Mich gerettet! rief Trim, Yorick unterbrechend und den Satz nach seiner Art vollendend, – fünf Regimenter hätte er gerettet, Euer Hochwürden. Mann für Mann. – Die Regimenter Cutts, fuhr der Korporal fort, klopfte mit dem Zeigefinger der rechten Hand an den Daumen der linken und zählte an den übrigen Fingern weiter, – Mackay, – Angus, – Graham, – Leven, alle wurden ja in Stücke gehauen; und das wäre auch der englischen Garde passiert, wenn ihr nicht ein Paar Regimenter vom dem rechten Flügel mutig zu Hilfe gekommen wären und das feindliche Feuer auf sich gezogen hätten, ehe noch eine einzige ihrer Compagnien eine Muskete abfeuerte. – Sie werden dafür in den Himmel kommen, setzte Trim hinzu. – Trim hat ganz Recht, sagte mein Onkel Toby und nickte Yorick zu; – er hat vollkommen Recht. – Was hat denn das heißen sollen, dass er die Reiterei vorrücken ließ, fuhr der Korporal fort, wo doch das Feld so enge war und die Franzosen einen ganzen Haufen Hecken und Verrammlungen und Gräben und gefällte Bäume vor sich gelegt hatten, um sich zu decken (wie sie immer tun). Graf

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