Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
Solms hätte uns schicken sollen, – wir hätten uns mit ihnen Mündung an Mündung herumgeschossen. – Für die Reiterei war da nichts zu tun: – als Strafe dafür, fuhr der Korporal fort, haben sie ihm im nächsten Feldzug bei Landen den Fuß abgeschossen – Dort bekam auch der arme Trim seine Wunde. sagte mein Onkel Toby. – Da war nur der Graf Solms daran Schuld, Euer Gnaden; hätte er sie bei Steinkirk gehörig durchgehauen, so würden sie uns bei Landen nicht mehr haben bekämpfen können. – Vielleicht, vielleicht auch nicht, Trim, sagte mein Onkel Toby; denn wenn sie nur den Vorteil eines waldigen Terrains für sich haben oder man ihnen einen Augenblick Zeit lässt, um sich zu verschanzen, so hören sie nicht auf, sich mit Einem herum zu schießen. Es bleibt dann nichts übrig, als kaltblütig auf sie loszugehen, – ihr Feuer auszuhalten und dann über sie herzufallen. – Mit klingendem Spiel, setzte Trim hinzu. – Mann und Ross, rief mein Onkel Toby. – Drunter und drüber, sagte Trim. – Rechts und links! rief mein Onkel Toby. – Blut und Wunden! schrie der Korporal. – Die Schlacht wütete. Yorick zog seinen Stuhl etwas bei Seite, um sich zu sichern. Nach einer kleinen Pause stimmte mein Onkel Toby seinen Ton etwas herab und fuhr in seiner Rede folgendermaßen fort:
140. Kapitel
König Wilhelm, sagte mein Onkel Toby, wobei er sich an Yorick wendete, war so über den Ungehorsam des Grafen Solms aufgebracht, dass er ihn Monate lang nicht vor sich kommen ließ. – Ich fürchte, meinte Yorick, Herr Shandy wird über den Korporal ebenso aufgebracht sein, wie der König über den Grafen. – Aber es wäre allerdings sehr hart, fuhr er fort, wenn Korporal Trim, der so ganz im Gegensatz zu Graf Solms gehandelt hat, das Schicksal haben sollte, die gleiche Ungnade zu erfahren, – aber leider nehmen die Dinge in dieser Welt nur zu oft diesen Gang. – Ich wollte lieber eine Mine anlegen, rief mein Onkel Toby, indem er sich erhob, und meine Festungswerke und mein Haus dazu in die Luft sprengen, dass sie uns unter ihrem Schutt begrüben, als dass ich ruhig dabei stehen und das mit ansehen möchte. – Trim machte eine leichte, aber dankbare Verbeugung gegen seinen Herrn, – und damit schließt das Kapitel.
141. Kapitel
Also Yorick, sagte mein Onkel Toby, Sie und ich, wir wollen die Avantgarde bilden, – und Ihr, Korporal, folgt einige Schritte hinter uns. – Und Susanna, sagte Trim, sollte, wenn Euer Gaden erlauben, die Arrièregarde bilden. – Die Disposition war vortrefflich; und in dieser Ordnung, doch ohne Marschschlagen oder fliegende Fahnen, rückten sie langsam vom Hause meines Onkels Toby nach Shandy Hall.
Ich wollte, sagte Trim, als sie in die Türe eintraten, ich hätte statt der Fenstergewichte die Schnauze von der Dachrinne der Kirche abgeschnitten, wie ich einmal im Sinne hatte. – Ihr habt jetzt Schnauzen genug abgeschnitten, versetzte Yorick.
142. Kapitel
So viele Bilder auch schon von meinem Vater gegeben wurden, und so ähnlich sie ihm immer in der verschiedenen Art des Ausdrucks und der Haltung gewesen sein mochten, – so hätte doch keines derselben und alle mit einander nicht, dem Leser zum Voraus eine Idee von dem geben können, was mein Vater bei irgend einer noch nicht dagewesenen Gelegenheit oder Begebenheit denken, sagen oder tun würde. – Es steckte eine solche unendliche Zahl von Sonderbarkeiten in ihm, und es war dem entsprechend so durchaus zweifelhaft, bei welchem Henkel er die Sache anfassen würde, – dass es jeder Berechnung spottete. – Sein Weg lag wirklich so fern ab von der Straße, welche die meisten Menschen wandelten, – dass sich ihm jeder Gegenstand von einer Seite und in einem Umriss zeigte, die total von der Gestalt und Grösse verschieden war, wie ihn die übrigen Menschen erblickten. – Mit anderen Worten, es war für ihn ein anderes Ding und wurde demgemäß auch anders betrachtet.
Dies ist auch der Grund, weshalb meine teure Jenny und ich, wie auch die übrige Welt außer uns, so ewige Streitereien um nichts und wieder nichts haben. – Sie betrachtet die Dinge von ihrer Außenseite, – ich von der Innenseite. – Wie ist es da möglich, dass wir über den Wert derselben eines Sinnes sein könnten?
143. Kapitel
Es ist eine ausgemachte Sache – ich führe das zum Trost von Konfuzius [Anmerkung: Herr Shandy meint hier den Herrn †††, Parlamentsmitglied für †††, – und nicht den chinesischen Gesetzgeber] an,
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