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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Äbtissin von Andouillets, – dass ich eben den Mund öffnen wollte, um sie zum Teufel zu wünschen, – als ein munterer Wagenflicker hurtig über die Straße herüberlief und fragte, ob Monsieur seine Chaise wieder hergestellt haben wolle. – Nein, nein! sagte ich kopfschüttelnd. – Möchte sie Monsieur vielleicht verkaufen? fragte der Wagner wieder. – Sehr gerne, sagte ich; – das Eisen ist vierzig Livre wert – das Glas ebenfalls vierzig – und das Leder mögen Sie umsonst haben.
    Welch' eine Fundgrube des Reichtums war diese Postchaise für mich, sagte ich, als er mir das Geld hinzählte! – Dies ist meine gewöhnliche Art der Buchführung, wenigstens bei Unfällen im Leben – indem ich aus jedem, wie sie mir passieren, Geld mache.
    Sage es der Welt für mich, teure Jenny, wie ich mich bei einem der niederdrückendsten Ereignisse benahm, das einem Mann zustoßen konnte, der einen gerechten Stolz auf seine Mannheit hat.
    Es ist genug, sprachst du und tratest nahe an mich heran, als ich so mit meinem Hosenband in der Hand da stand und über das nachdachte, was nicht geschehen war. – Es ist genug, Tristram, und ich bin überzeugt, sprachst du, indem du diese Worte in mein Ohr flüstertest: *   *   *   *; –   *   * – jeder andere Mann wäre hier in die Erde gesunken.
    Alles ist für etwas gut, sprach ich.
    Ich will auf sechs Wochen nach Wales gehen, und Ziegenmolken trinken, – und so wird der Unfall mein Leben um sieben Jahre verlängern. Deshalb kann ich es auch nicht verantworten, so oft auf das Schicksal geschmäht zu haben wie ich getan, dass es mich mein Leben lang als eine ungnädige Herzogin, wie ich es nannte, mit so vielen kleinen Leiden heimgesucht habe. Wenn ich wirklich Ursache habe, böse auf es zu sein, so ist es wahrhaftig eher deshalb, weil es mir keine große Leiden geschickt hat; – so ein Schock tüchtiger, niederschmetternder Verluste wäre für mich so gut wie eine Pension gewesen.
    Eine solche Pension von etwa 100 Pf. jährlich ist Alles was ich wünsche. – Ich möchte wirklich nicht die Last haben, von einer grösseren die Steuer zu bezahlen.
     
    231. Kapitel
    Wer den richtigen Begriff von Widerwärtigkeit hat, wird zugeben müssen, dass es nicht wohl eine grössere geben konnte, als wenn man sich den besten Teil eines Tags in Lyon, der wohlhabendsten und blühendsten, durch so manche Reste des Altertums merkwürdigsten Stadt Frankreichs befindet – und nicht im Stande ist sie sehen zu können. Wenn man hiervon durch irgend eine Veranlassung abgehalten wird, so ist das schon widerwärtig genug; wenn man aber vollends durch eine Widerwärtigkeit abgehalten wird, – so ist das, was die Philosophie mit Recht
    Widerwärtigkeit
    auf
    Widerwärtigkeit
    nennt.
    Ich hatte meine zwei Tassen Milchkaffee getrunken (beiläufig ein vortreffliches Mittel gegen die Auszehrung, man muss jedoch die Milch und den Kaffee zusammenkochen, – sonst ist es eben nur Kaffee und Milch) – und da es erst acht Uhr Morgens war und das Boot erst um Mittag abging, so hätte ich Zeit gehabt so viel von Lyon zu sehen, um damit die Geduld aller Freunde, die ich auf der Welt habe, zu erschöpfen. Ich will einmal nach der Kathedrale spazieren, sagte ich, indem ich in meine Liste sah, und vor Allem den wundervollen Mechanismus der großen Uhr des Lippius von Basel betrachten.
    Von allen Dingen auf der Welt verstehe ich nun am wenigsten von der Mechanik, – ich habe hierfür weder Talent, noch Geschmack, noch Phantasie, – ja ein für Dinge dieser Art so ungeeignetes Gehirn, dass ich feierlich erkläre, dass ich niemals im Stande war zu begreifen, nach welchen Grundsätzen sich ein Eichhörnchenkäfig oder das Rad eines gewöhnlichen Scherenschleifers bewegt, – obschon ich manche Stunde meines Lebens mit großer Andacht das erstere betrachtet, – und mit so viel Geduld als nur ein Christ aufwenden kann, dem letzteren zugesehen habe.
    Das Erste was ich tue, sagte ich, soll sein, dass ich hingehe und mir die merkwürdigen Bewegungen dieser großen Uhr ansehe; dann will ich die Bibliothek der Jesuiten besuchen, und mir womöglich die dreissig Bände der allgemeinen Geschichte von China zeigen lassen, die (nicht in tatarischer, sondern) in chinesischer Sprache und auch mit chinesischen Schriftzügen geschrieben ist.
    Ich verstehe nun fast ebensowenig von der chinesischen Sprache wie von dem Mechanismus des Uhrwerks von Lippius, und muss es den Naturforschern überlassen herauszufinden, wie

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