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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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soll der ärgste Tartuffe in Wissenschaft, – Politik, – oder Religion nie einen Funken davon in mir entzünden, oder von mir ein schlimmeres Wort oder eine unfreundlichere Begrüßung bekommen, als wir im nächsten Kapitel lesen werden.
     
    247. Kapitel
    Bon jour! – guten Morgen! – Sie haben Ihren Mantel bei Zeiten angezogen! – aber es ist ein kalter Morgen und Sie haben ganz Recht daran getan; – es ist besser gut beritten sein als zu Fuß zu gehen, – und Drüsenanschwellungen sind gefährlich. – Und wie geht es deiner Konkubine, – deiner Frau, – und deiner Kleinen, die du von beiden hast? Und was hören Sie von dem alten Herrn und der Frau Mama – von Ihrer Schwester, Tante, Onkel und Vettern? – Ich hoffe, es geht besser mit ihren Erkältungen, Husten, Zahnweh, Fiebern, Harnbeschwerden, Schiatiken, Geschwulsten und bösen Augen.
    Dieser Teufel von einem Apotheker! so viel Blut zu lassen, – ein so abscheuliches Abführungsmittel zu geben, – und dieses Brechmittel, – Umschlag, – Pflaster, – Nachttrunk, – Klistier, – Zugpflaster! – Und warum so viel Gran Calomel? Santa Maria! und diese Dosis Opium! die setzt ja Ihre ganze Familie vom Kopf bis zum Schwanz der grössten Gefahr aus! – Bei der alten schwarzen Samtmaske meiner Großtante Dinah! ich glaube, es war kein Anlass dazu da.
    Da diese Maske von dem häufigen Aus- und Anziehen, noch ehe sie das Kind von dem Kutscher bekam, am Kinn etwas kahl und durchsichtig geworden war, – so wollte sie nachher Niemand von der Familie tragen. Die Maske neu überziehen zu lassen, lohnte sich nicht, – und eine Maske zu tragen, die kahl war oder durch die man halb hindurch sehen konnte, war ebenso schlimm als gar keine zu haben.
    Dies ist auch der Grund, wenn der geneigte Leser erlaubt, warum wir in unserer ganzen zahlreichen Familie in diesen vier Generationen nur einen Erzbischof, einen Walliser Richter, 3–4 Ratsherrn und einen einzigen Quacksalber aufzuweisen haben. –
    Im sechzehnten Jahrhundert können wir uns eines ganzen Dutzends Alchimisten rühmen.
     
    248. Kapitel
    Es ist mit der Liebe wie mit der Hahnreischaft; – der leidende Teil ist höchstens der Dritte, in der Regel aber der Letzte im Hause, der etwas von der Sache erfährt; dies kommt, wie Jedermann weiß, davon her, dass man ein halb Dutzend Wörter für die gleiche Sache hat; und solange sich in diesem Gefäß der menschlichen Gestalt Liebe befindet, – in jenem Hass, – eine halbe Elle höher Empfindung, – und Possen. – Nein, Madame, – ich meine nicht dort; – ich meine den Teil, auf den ich jetzt mit meinem Zeigefinger deute, – wie können wir uns da heraushelfen?
    Von allen Sterblichen und auch Unsterblichen, wenn Sie erlauben, welche je über diese geheimnisvolle Sache mit sich selbst sprachen, war mein Onkel Toby am wenigsten geeignet, um seine Forschungen durch so widerstreitende Gefühle hindurch zu bekommen; und er hätte ihnen unfehlbar allen freien Lauf gelassen, wie wir in noch schlimmeren Dingen tun, um zu sehen, was daraus werden würde, – hätte nicht die Brigitte sie zum voraus der Susanna angekündigt, und Susanna hierüber gegen alle Welt zu wiederholten Malen Eröffnungen gemacht, so dass mein Onkel Toby sich notwendig auch mit der Sache beschäftigen musste.
     
    249. Kapitel
    Warum Leineweber, Gärtner und Gladiatoren, – oder ein Mann mit einem eingeschrumpften Bein (das von einem Schmerz im Fuß herkam) – immer irgend eine zärtliche Nymphe besessen haben, welcher im Geheimen das Herz für jene brach, das sind Punkte, die von alten und neuen Physiologen gehörig beleuchtet und festgestellt sind.
    Auch ein Wassertrinker, wenn er es von Profession ist und es ohne Betrug und geheimes Einverständnis mit einer dritten Person tut, befindet sich in derselben Klasse; auf den ersten Blick ist es zwar keine notwendige Folge oder logische Notwendigkeit: dass ein Bächlein kalten Wassers, das durch meine Eingeweide sickert, notwendig eine Fackel in meiner Jenny – entzünden müsse. –
    Die Sache ist keineswegs von durchschlagender Klarheit; im Gegenteil scheint sie dem natürlichen Gang von Ursache und Wirkung entgegen zu sein.
    Aber da zeigt sich eben die Schwäche und Einfältigkeit der menschlichen Vernunft.
    »Und Sie befinden sich dabei vollkommen gesund?«
    So vollkommen, Madame, als die Freundschaft selbst wünschen könnte.
    »Und trinken nichts – nichts als Wasser?«
    Ungestüme Flut! in diesem Augenblick drängst du dich

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