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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Doppelte verloren hättest, so würde es eine ganze Gallone gegeben haben?
     
    251. Kapitel
    Aber sprechen wir ums Himmels willen nicht von Schoppen und Gallonen, – nehmen wir die Geschichte von uns wie sie ist; sie ist so zart und verwickelt, dass sie die Versetzung auch nicht eines einzigen Punktes erlaubt; und auf eine oder die andere Art bin ich durch Sie fast in die Mitte derselben gedrängt. –
    Wir müssen künftig besser Acht geben.
     
    252. Kapitel
    Mein Onkel Toby und der Korporal waren mit solcher Hitze und Übereilung abgereist, um das oft besprochene Grundstück in Besitz zu nehmen, und dort ihren Feldzug so frühe wie die übrigen Alliierten zu eröffnen, – dass sie einen der notwendigsten Gegenstände der ganzen Geschichte vergessen hatten; es war dies weder Spaten, noch Spitzhaue, noch Schaufel; – es war ein Bett, um darin zu schlafen; und da Shandy Hall damals noch nicht mit Möbeln ausgerüstet und das kleine Gasthaus, wo der arme Le Fever starb, noch nicht gebaut war, – so sah sich mein Onkel Toby genötigt, für eine oder zwei Nächte ein Bett bei Frau Wadman anzunehmen, bis Korporal Trim (der zu der Eigenschaft eines trefflichen Kammerdieners, Reitknechts, Kochs, Schneiders, Arztes und Ingenieurs auch die eines vorzüglichen Tapezierers fügte) mit Hilfe eines Zimmermanns und einiger Näherinnen ein solches im Hause meines Onkels Toby hergestellt hatte.
    Eine Tochter Eva's – und das war die Witwe Wadman, und der einzige Charakter, den ich ihr beizulegen gedenke, ist: »dass sie ein vollendetes Weib war« – hätte besser daran getan fünfzig Stunden weiter weggeblieben zu sein, – oder in ihrem warmen Bett, – oder mit einem Küchenmesser – oder sonst etwas zu spielen, – als einen Mann zum Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit zu machen, wo Haus und Möbel ihr gehörten.
    Es hat nichts auf sich, draußen und im hellen Tageslicht, wo ein Weib physisch gesprochen, die Macht hat, einen Mann in mehr als einem einzigen Lichte zu betrachten; – in ihrem Hause aber kann sie ihn ums Leben überhaupt in keinerlei Lichte sehen, ohne etwas von ihrem Hab und Gut mit ihm in Verbindung zu setzen, – bis er endlich in Folge solcher wiederholter Verbindungen vollständig in ihr Inventar aufgenommen wird.
    Und dann gute Nacht!
    Es ist dies jedoch nicht Systemssache, das habe ich schon oben auseinandergesetzt; – es ist auch nicht Glaubenssache, – denn ich lege für keinen Menschen ein Glaubensbekenntnis ab als für mich selbst; – noch Tatsache, wenigstens so viel ich weiß; sondern eine kopulative und für das Folgende introduktorische Sache.
     
    253. Kapitel
    Ich spreche hier nicht von dem mehr oder weniger groben Zeug, aus dem sie gemacht sind, oder ihrer Sauberkeit, – noch von der Stärke ihrer Achselstücke, – aber frage ich, unterscheiden sich die Nachthemden nicht in dieser besondern Beziehung ebenso sehr von den Taghemden, als in jeder anderen – dass sie diese in der Länge so überragen, dass sie, wenn man sich in ihnen niederlegt, fast ebensoweit über die Füße hinausgehen, als die Taghemden nicht bis an diese reichen?
    Die Nachthemden der Witwe Wadman waren (wahrscheinlich nach der Mode zur Zeit König Williams und der Königin Anna) nach diesem Muster geschnitten; und wenn die Mode inzwischen anders geworden ist (in Italien zum Beispiel sind sie bis auf Null eingegangen), – um so schlimmer für das Publikum. Damals waren sie 2½ flandrische Ellen lang, so dass wenn man für eine Frau von mittlerer Grösse zwei Ellen annimmt, sie noch eine halbe Elle übrig hatte, mit der sie anfangen konnte was sie wollte.
    Nun war es von einer kleinen Gunstbezeigung nach der andern in den vielen kalten und dezemberlichen Nächten einer siebenjährigen Witwenschaft allmählich dahingekommen und gehörte seit den letzten zwei Jahren zu einer der Schlafzimmerverordnungen, – dass sobald Frau Wadman zu Bett gegangen war und ihre Beine bis ans Ende desselben ausgestreckt hatte, wovon sie Brigitte immer benachrichtigte, – diese, Brigitte, mit allem gehörigen Anstand zuerst das Bettzeug am Fuß öffnete, die oben berührte übrige halbe Elle vom Nachthemd ergriff, und nachdem sie es sanft mit beiden Händen so weit es ging herabgezogen und es dann wieder in 4–5 glatten Falten seitwärts zusammengelegt hatte, eine große Stecknadel aus ihrem Ärmel nahm und mit der Spitze gegen sich die Falten alle etwas über dem Saum fest zusammenheftete, worauf sie Alles dicht an den Füßen in das

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