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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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durch den Raum zwischen uns. – Sie sah so liebenswürdig aus! – Warum kann ich nicht hier leben und meine Tage beschließen! Du gerechter Spender unserer Freuden und Kümmernisse, rief ich, warum kann ich nicht hier im Schoße der Zufriedenheit sitzen, – und tanzen, und singen, und mein Gebet sprechen und schließlich in den Himmel fahren mit diesem nussbraunen Mädchen? – Sie bog den Kopf launisch auf eine Seite und tanzte so verschmitzt daher. – Nun ist es hohe Zeit weiter zu tanzen, sagte ich; so wechselte ich nur Mädchen und Tanzmusik und tanzte von Lunel nach Montpellier und von da nach Pézénas, nach Beziers, – tanzte weiter durch Narbonne, Carcassonne und Castel naudary, bis ich endlich in Pedrillo's Pavillon hineintanzte. Hier nahm ich ein schwarzliniertes Papier als Unterlage, um die Liebesgeschichte meines Onkels Toby recht gerade ohne Abschweifung und Parenthese zu schreiben, – und begann folgendermaßen:
     
~ Ende des ursprünglich siebten Teils ~
     
    245. Kapitel
    Doch nur stät! – in dieser lustigen Ebene, unter dieser heiteren Sonne, wo eben alles Fleisch in der Weinlese pfeift, und geigt und tanzt, wo bei jedem Schritt, den man tut, der Verstand durch die Einbildungskraft in Erstaunen gesetzt wird, da soll mir, trotz Allem was auf verschiedenen Seiten meines Buchs über gerade Linien gesagt wurde, – da soll mir der beste Kohlpflanzer, den es je gab, gleichviel ob er rückwärts oder vorwärts pflanzt (wofern er nicht in dem einen Fall mehr zu verantworten hat als im andern), – er soll mir einmal mit kaltem Blut, kritisch und kanonisch, seine Kohlköpfe einen neben dem andern in geraden Linien, und mit stoischen Distanzen pflanzen, besonders wenn die Schlitze in den Unterröcken nicht zugenäht sind – ohne ein oder das andere Mal neben hinauszufahren oder sich in einer falschen Richtung zu bewegen. – In Frierland, Nebelland und einigen anderen mir bekannten Ländern, – mag das möglich sein; –
    Aber unter diesem klaren Himmel, wo Phantasie und Atem wieder aufleben, wo jeder vernünftige und unvernünftige Gedanke freien Lauf hat, – in diesem Land, mein lieber Eugenius, – in diesem fruchtbaren Lande des Rittertums und der Romantik, wo ich jetzt sitze und mein Tintenfass aufschraube, um die Liebschaft meines Onkels Toby zu beschreiben, und mit all den mäandrischen Pfaden, auf denen Julia ihrem Diego nachging, als Aussicht von meinem Studierzimmer aus, – wenn du da nicht kommst und mich bei der Hand nimmst, – was würde dann für ein Werk daraus werden!
    Wir wollen damit anfangen.
     
    246. Kapitel
    Es ist mit der Liebe wie mit der Hahnreischaft: – nun spreche ich zwar davon ein Buch zu beginnen, habe aber schon seit langer Zeit etwas auf dem Herzen, was ich dem Leser mitteilen möchte, und das ich ihm, wenn ich es ihm jetzt nicht mitteile, in diesem Leben nicht mehr werde mitteilen können (während die oben berührte Vergleichung ihm zu jeder Stunde des Tags mitgeteilt werden kann) – ich will es daher jetzt loslassen und dann in allem Ernst anfangen.
    Dieses Etwas besteht in Folgendem:
    Dass von all den verschiedenen Buchanfängen, die heut zu Tage in der bekannten Welt gang und gäbe sind, meine Art dies zu tun unstreitig die beste ist. – Vor Allem ist sie die religiöseste, – denn ich fange damit an den ersten Satz zu schreiben – und den zweiten dem Allmächtigen anheim zu geben.
    Es würde einen Schriftsteller für immer von dem törichten Gelärme heilen, womit er in der Regel seine Türe nach der Straße aufreisst. und seine Nachbarn und Freunde und Verwandte, nebst dem Teufel und all seinen Sprösslingen, mit ihren Hämmern und Maschinen u. s. w. hereinruft, wenn er sehen wollte, wie bei mir ein Satz auf den andern und der Entwurf nach dem Ganzen kommt.
    Ich wollte, der verehrte Leser könnte sehen, wie ich halb von meinem Stuhl emporfahre, mit welchem Vertrauen ich den Arm desselben ergreife, emporschaue – und die Idee erhasche, nicht selten ehe sie mir noch halbwegs entgegengekommen ist!
    Ich glaube wahrhaftig, ich schnappe manchen Gedanken weg, den der Himmel eigentlich für einen Andern bestimmt hatte.
    Pope und sein Portrait [Anm.: Siehe Pope's Portrait] sind Pinsel gegen mich; – nie war ein Märtyrer so voll von Glauben und Feuer, – ich wollte, ich könnte sagen, auch von guten Werken; – doch habe ich keinen
Eifer oder Zorn, – noch
Zorn oder Eifer;
    und solange Götter und Menschen es einstimmig mit demselben Namen belegen, –

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