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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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militärische Geräte zusammen zu suchen und fort zu schaffen, – als ein Ach! das von dem Schilderhause ausging, welches weil aus dünnen Latten von Tannenholz gefertigt, den Ton um so trauriger in sein Ohr trug, es ihm verbot. Nein, sagte der Korporal zu sich selbst, ich will es tun, ehe Seine Gnaden morgen früh aufsteht. Er nahm also seinen Spaten wieder aus dem Schiebkarren, tat etwas Erde darauf, als wollte er noch etwas am Fuße des Glacis einebnen, – eigentlich aber um etwas näher zu seinem Herrn hinzukommen, und ihn aufzuheitern, – dann löste er ein Paar Rasenstücke ab, – schnitt ihre Enden mit seinem Spaten ab, und nachdem er ihnen mit der Rückseite desselben ein Paar leichte Klopfer gegeben, setzte er sich hart zu den Füßen meines Onkels Toby, und begann wie folgt:
     
    263. Kapitel
    Es war doch gar zu Schade – vielleicht aber sage ich da ein sehr närrisches Ding für einen Soldaten, Euer Gnaden –
    Ein Soldat, rief mein Onkel Toby, den Korporal unterbrechend, kann ebensogut närrische Dinge sagen, wie ein Gelehrter.
    Aber nicht so oft, Euer Gnaden, erwiderte der Korporal.
    Mein Onkel Toby nickte beistimmend.
    Es war doch gar zu Schade, – begann der Korporal wieder und blickte dabei auf Dünkirchen und den Molo, wie Servius Sulpitius bei seiner Rückkehr aus Asien, als er von Ägina gegen Megara segelte, auf Corinth und den Pyräus blickte, –
    Es war doch gar zu Schade, Euer Gnaden, dass diese Werke geschleift werden mussten – und ebenso Schade wäre es gewesen, wenn sie stehen geblieben wären.
    Du hast in beiden Fällen Recht, Trim, sagte mein Onkel Toby.
    Das ist auch der Grund, fuhr der Korporal fort, warum ich vom Beginn der Schleifung an bis zum Schluss niemals gepfiffen, oder gesungen, oder gelacht, oder geweint, oder über vergangene Taten geplaudert oder Euer Gnaden eine gute oder schlechte Geschichte erzählt habe.
    Du hast viele treffliche Eigenschaften, Trim, sagte mein Onkel Toby, und nicht die geringste davon ist, dass von den vielen Geschichten, die du mir erzählt hast, um mich in meinen schmerzlichen Stunden zu unterhalten, und in meinen ernsten zu erheitern, selten eine schlecht war.
    Das kommt daher, Euer Gnaden, weil sie mit Ausnahme von derjenigen vom König von Böhmen und seinen sieben Schlössern alle wahr waren, denn sie handelten von mir selbst.
    Der Gegenstand war mir deshalb nicht weniger angenehm, Trim, sagte mein Onkel Toby. Aber was ist denn das für eine Geschichte von dem König? Du hast mich neugierig gemacht.
    Ich will sie Euer Gnaden gleich erzählen, sagte der Korporal. –
    Nur darf es, sagte mein Onkel Toby, und blickte dabei wieder ernsthaft auf Dünkirchen und den Molo, – nur darf es keine lustige sein: zu einer solchen, Trim, muss man immer die eine Hälfte in sich mitbringen, und die Stimmung, in der ich mich gegenwärtig befinde, würde dir, Trim, und deiner Geschichte nicht günstig sein. – O es ist durchaus keine lustige Geschichte, erwiderte der Korporal. – Es sollte aber auch keine gar zu ernsthafte sein, setzte mein Onkel Toby hinzu. – Sie ist weder das Eine noch das Andere, versetzte der Korporal, sondern wird ganz für Euer Gnaden passen. – Dann dank' ich dir von ganzem Herzen dafür, rief mein Onkel Toby, und so bitte ich dich, fang an, Trim.
    Der Korporal machte seine Verbeugung; und obschon es keine so leichte Sache ist, wie man meinen könnte, eine dünne Monteromütze mit Anmut abzuziehen, – und nach meiner Ansicht nicht um ein Haar weniger schwierig ist, eine so respektvolle Verbeugung wie der Korporal gewohnt war, zu machen, wenn man auf dem Boden kauert, so gelang es dem Korporal doch, indem er seine flache rechte Hand, die gegen seinen Herrn gekehrt war, aus dem Gras zurück und etwas über seinen Körper hinausgleiten ließ, um diesem einen grösseren Schwung zu geben, und indem er zugleich seine Mütze mit dem Daumen und zwei Fingern seiner Linken ungezwungen zusammendrückte, wodurch der Durchmesser der Mütze vermindert und sie eher unmerklich weggequetscht als wie durch den Wind herabgerissen wurde, – beides auf eine bessere Weise durchzuführen, als die Lage der Dinge zu gestatten schien; und nachdem er sich zwei Mal geräuspert hatte, um zu hören, in welcher Tonart sich seine Geschichte am besten mache, und wie sie zu der Stimmung seines Gebieters am besten passe, – tauschte er mit diesem einen einzigen freundlichen Blick und begann dann also:
     
    Die Geschichte von dem König von Böhmen und

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