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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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auf seinen Nagel zu liegen kam, – oder über ihn stolperte, – ihn da und dort berührte, – so setzte er endlich irgend etwas in Bewegung.
    Dies war zwar nur ein leichtes Geplänkel und in einiger Entfernung vom Gros, aber es zog dieses bald nach; denn da dann der Plan gewöhnlich mit seinem Rücken dicht an die Wand des Schilderhauses zurückfiel, pflegte mein Onkel Toby in der Arglosigkeit seiner Seele seine Hand flach darauf zu legen, um in seiner Erklärung weiter zu machen; worauf dann Frau Wadman mit einem Manöver das so schnell wie ein Gedanke ging, ebenso sicher ihre Hand hart neben die seinige brachte. Hierdurch wurde alsbald eine Verbindung eröffnet, die groß genug war, um jedes Gefühl passieren und zurückpassieren zu lassen, das eine in dem elementaren und praktischen Teil der Liebeskunst bewanderte Person gerade brauchte.
    Wenn sie dann ihren Zeigefinger parallel neben den meines Onkels Toby legte, – so wurde unvermeidlich der Daumen mit in die Aktion gezogen; – waren aber einmal Daumen und Zeigefinger im Gefecht, so folgte die ganze Hand natürlich nach. Die deinige, lieber Onkel Toby, war dann nie an ihrem rechten Platz, – Frau Wadman musste sie deshalb immer aufheben oder durch die zartesten Püffe, Stöße und zweideutige Drücke, die eine Hand, die man entfernen will, zu empfangen im Stande ist, – sie um eine Haaresbreite aus dem Wege schieben. Während dies vor sich ging, vergaß sie natürlich nicht, ihm fühlbar zu machen, dass es ihr Bein (und Niemand anders) war, welches weiter unten im Schilderhaus leicht gegen seine Wade drückte. – So war es kein Wunder, dass mein Onkel Toby, wenn er so auf beiden Flügeln angegriffen und schwer bedrängt wurde, manchmal in seinem Zentrum in Unordnung geriet.
    Hol's der Henker! sagte mein Onkel Toby.
     
    261. Kapitel
    Der geneigte Leser wird leicht begreifen, dass diese Angriffe der Frau Wadman verschiedener Natur waren, und sich von einander wie die Angriffe, von denen die Geschichte voll ist, und aus denselben Gründen unterschieden. Ein gewöhnlicher Zuschauer würde kaum zugeben, dass es überhaupt Angriffe gewesen; – oder würde sie, wenn er es zugab, mit einander vermengt haben; – für solche schreibe ich aber nicht. Es wird Zeit genug sein, etwas genauer in meiner Beschreibung derselben zu werden, wenn ich an die Sache selbst komme, was erst nach einigen Kapiteln der Fall sein wird. In diesem habe ich nur noch beizufügen, dass sich in einem Bündel von Originalpapieren und Zeichnungen, welche mein Vater sorgfältig aufrollte, auch ein vollkommen gut erhaltener Plan von Bouchain befindet (er soll auch so lange ich dazu im Stande bin, ferner erhalten werden), in dessen unterer rechtseitigen Ecke sich noch die Spuren eines Schnupftabaksfingers und Daumens vorfinden, die man alle Ursache hat, für von Frau Wadman herrührend zu halten; während die entgegengesetzte Ecke, wo sich wahrscheinlich die Finger meines Onkels Toby befanden, durchaus sauber ist. Dies scheint eine authentische Urkunde eines dieser Angriffe zu sein; denn an dem entgegengesetzten Rande des Plans sind noch die vestigia zweier Stiche sichtbar, die jetzt zum Teil zugegangen sind, unzweifelhaft die Löcher, durch welche der Plan an das Schilderhaus geheftet war.
    Bei allem was priesterlich ist! ich schätze diese kostbare Reliquie mit ihren Stigmata's und Stichen höher als alle Reliquien der römischen Kirche; – wobei ich immer, wenn ich über solche Sachen schreibe, die Stiche ausnehme, welche in das Fleisch der h. Radagunda in der Wüste gingen; welche die Nonnen gleichen Namens den Leuten auf der Tour von Fesse nach Cluny um der Liebe willen zeigen.
     
    262. Kapitel
    Euer Gnaden, sagte Trim, die Befestigungen sind jetzt vollständig geschleift, und – der Hafen ist auf einem Niveau mit dem Molo. – Ja, ja, so ist's – erwiderte mein Onkel Toby mit einem halbunterdrückten Seufzer; – aber gehe in das Wohnzimmer, Trim, und hole mir die Stipulation, – sie liegt auf dem Tisch.
    Sie hat sechs Wochen dort gelegen, erwiderte der Korporal, aber gerade heute Morgen hat die alte Frau das Feuer damit angemacht.
    Dann, versetzte mein Onkel Toby, dann sind unsere Dienste nicht mehr nötig. – Das ist wirklich recht Schade, Euer Gnaden, sagte der Korporal; dabei warf er seinen Spaten mit der Miene der äußersten Trostlosigkeit in den Schiebkarren, der neben ihm stand, und drehte sich traurig um, um seine Spitzhaue, seine Schaufel, seine Pflöcke und andere

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