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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Ende ich angesteckt werden wollte – so würde ich – denn ich kann den Gedanken nicht ertragen, so viehmäßig angebrannt zu werden, – eine Hausfrau stets veranlassen, mich an meiner Spitze anzuzünden; ich würde dann ganz anständig nach der Dille herabbrennen, das heißt vom Kopf nach dem Herzen, und vom Herzen nach der Leber, von der Leber nach den Eingeweiden und so fort durch die Gekrösvenen und Arterien, durch all die Windungen und Seitengänge der Eingeweide und ihrer Häutchen bis zum Blinddarm.
    Ich bitte, Dr. Slop, sagte mein Onkel Toby, als dieser in einem Gespräch mit meinem Vater an dem Abend, da meine Mutter mit mir nieder kam, des Blinddarms erwähnte, – ich bitte Sie, sagte mein Onkel Toby, sagen Sie mir doch, welches der Blinddarm ist, denn ich muss gestehen, so alt ich bin, so weiß ich doch bis heutigen Tag noch nicht, wo er liegt.
    Der Blinddarm, erwiderte Dr. Slop, liegt zwischen dem Ilion und dem Colon. [Bezeichnung zweier anderer Därme]
    Bei dem Mann? fragte mein Vater.
    Bei dem Weib ist es ganz dasselbe, sagte Dr. Slop.
    Das ist mehr als ich weiß, versetzte mein Vater.
     
    260. Kapitel
    Und so beschloss denn Frau Wadman, um den Nutzen von beiden Systemen zu haben, meinen Onkel Toby weder an diesem noch an jenem Ende anzuzünden, sondern wie das Licht des Verschwenders womöglich an beiden zugleich.
    Wenn nun Frau Wadman sieben Jahre lang alle Rumpelkammern mit militärischen Geräten, für Kavallerie wie für Infanterie, von dem großen Arsenal zu Venedig bis zum Tower von London (exclusive) durchstöbert hätte, und dabei von Brigitte unterstützt worden wäre, so hätte sie doch keine Blendierung, kein Mantelet finden können, das sich so für ihre Zwecke eignete, als das welches ihr die Unternehmungen meines Onkels Toby in die Hand gaben.
    Ich glaube, ich habe dem geneigten Leser noch nicht gesagt, – doch ich weiß nicht, – möglicher Weise habe ich es doch gesagt, – mag das nun sein wie dem will, es gehört jedenfalls unter die Dinge, die man besser noch einmal tut als dass man lange darüber schwatzt, – dass mein Onkel Toby, mochte der Korporal im Laufe ihrer Feldzüge an dieser oder jener Stadt oder Festung beschäftigt sein, stets Sorge trug, im Innern seines Schilderhauses, linker Hand, einen Plan der Festung mit 2–3 Nadeln am oberen Rand anzuheften, so dass er nach unten frei hing und nach Bedarf dem Auge näher gebracht werden konnte. Wenn daher Frau Wadman einen Angriff beschlossen hatte, so brauchte sie nichts weiter zu tun, als nach dem Schilderhause zu gehen, die rechte Hand auszustrecken, und während sie zugleich den linken Fuß hineinsetzte, und die Karte oder den Plan oder den Aufriss oder was es war zu ergreifen und demselben mit vorgestrecktem Halse auf halbem Wege entgegen zu gehen. Hierbei mussten meines Onkels Toby Leidenschaften notwendig Feuer fangen, – denn er ergriff dann natürlich sofort mit seiner linken Hand die andere Ecke des Plans und begann mit dem untern Teil seiner Pfeife in der anderen, eine Erläuterung.
    Wenn der Angriff bis zu diesem Punkte vorgetrieben war, – wird die Welt natürlich die Motive zu Frau Wadmans nächster taktischer Bewegung zu würdigen wissen; – diese bestand nämlich darin, meinem Onkel Toby sobald als möglich seine Tabakspfeife aus der Hand zu nehmen; was sie unter diesem oder jenem Vorwand, in der Regel aber indem sie tat, als wollte sie genauer auf eine Redoute oder sonstige Schanze auf dem Plane hinzeigen, bewerkstelligte, ehe mein Onkel Toby (die arme Seele) mehr als ein halb Dutzend Toisen damit zurückgelegt hatte.
    Auf diese Art sah sich mein Onkel Toby genötigt, seinen Zeigefinger zu nehmen.
    Der Unterschied, den dies im Angriff bewirkte, bestand in Folgendem: – wenn sie im ersten Fall mit der Spitze ihres Zeigefingers gegen das Ende der Tabakspfeife meines Onkels Toby manövrierte, so hätte sie mit dieser ohne alle und jede Wirkung den Schanzen entlang von Dan bis Berseba gehen können, wenn die Schanzen meines Onkels Toby soweit gegangen wären; denn da das Ende der Tabakspfeife keinerlei Blut- oder Lebenswärme enthielt, konnte es auch keine Empfindung hervorrufen, – konnte es weder durch Pulsation Feuer mitteilen, – noch durch Sympathie welches empfangen; – es war nichts als Rauch.
    Ging aber meines Onkel Toby's Zeigefinger dicht neben dem ihrigen durch all die kleinen Windungen und Einsprünge seiner Werke, – wobei er bisweilen gegen die Seite des letzteren drückte, – oder

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