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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Diener immer wie einen gehorsamen Freund ansah – konnte er es nicht über sich gewinnen, ihm den Mund zu stopfen. – So war Korporal Trim.
    Wenn ich es wagen dürfte, fuhr Trim fort, Euer Gnaden einen Rat zu geben und meine Ansicht in der Sache auszusprechen. – Das ist mir ganz recht, Trim, erwiderte mein Onkel Toby – sprich nur – sprich ohne Furcht, was du von der Sache denkst, Mann. – Nun denn, versetzte Trim (wobei er keineswegs die Ohren hängen ließ und sich den Kopf kratzte wie ein Bauernlümmel, sondern) indem er sein Haar aus der Stirne strich und sich stramm hinstellte wie vor seine Korporalschaft – ich denke, sagte Trim und stellte dabei seinen linken Fuß, der der lahme war, etwas vor, – und deutete mit der ausgestreckten rechten Hand auf einen Plan von Dünkirchen, der an die Tapete geheftet war – ich denke, sagte Korporal Trim, wobei ich mich übrigens Eurer Gnaden besserem Urteil gehorsamst unterwerfe – diese Ravelins, diese Bastionen, Courtinen und Hornwerke spielen hier auf dem Papier nur eine armselige, elende, läppische Rolle gegen das was Euer Gnaden und ich daraus machen könnten, wenn wir bei uns auf dem Lande draußen wären und hätten nur eine oder anderthalb Ruthen Grund und Boden, um darauf nach Belieben zu hantieren. Jetzt da der Sommer herannaht, fuhr Trim fort, könnten Euer Gnaden im Freien dabei sitzen und dürften mir nur eine Nographie – (es heißt Ichnographie, bemerkte mein Onkel) – von der Stadt oder Zitadelle geben, die Euer Gnaden belagern wollen, und Euer Gnaden sollen mich auf dem Glacis niederschießen lassen, wenn ich sie nicht ganz nach Euer Gnaden Wunsch befestige. – Ja das könntest du recht gut, Trim, sagte mein Onkel. – Denn wenn Euer Gnaden, fuhr Trim fort, mir nur das Polygon angeben wollten und die genaue Länge der Linien und Grösse der Winkel – (das könnte ich ganz gut, meinte mein Onkel) – dann würde ich alsbald mit dem Graben beginnen; und wenn mir dann Euer Gnaden nur sagen wollten, wie tief und wie breit er sein solle – (das kann ich auf ein Haar breit hin, versetzte mein Onkel) – so würde ich nach dieser Seite hin gegen die Stadt, die Erde zur Escarpe aufwerfen, und nach jener Seite gegen das offene Land zur Kontrescarpe – (Ganz richtig, Trim! rief mein Onkel Toby) – und wenn ich ihnen diejenige Löschung gegeben hätte, die Euer Gnaden wünschen, – so würde ich, wenn Euer Gnaden erlauben, – das Glacis mit Rasen verkleiden, wie es bei den schönsten Festungen in Flandern der Fall ist – (und so wie Euer Gnaden wissen, dass sie es sein sollten) – und würde auch den Wall und die Brustwehr mit Rasen verkleiden. – Die besten Ingenieure nennen sie Gazons, Trim, sagte mein Onkel Toby. – Nun Gazons oder Rasen, das ist gleich, erwiderte Trim; Euer Gnaden wissen, sie sind zehn Mal besser als eine Verkleidung mit Backstein oder Werkstein. – Das weiß ich, Trim, in gewisser Beziehung – bemerkte mein Onkel Toby und nickte mit dem Kopfe – denn eine Kanonenkugel dringt gerade in den Gazon ein, ohne Schutt nach sich zu ziehen, was (wie dies am St.-Nicolaustor der Fall war) den Graben ausfüllen und das Überschreiten desselben erleichtern könnte.
    Euer Gnaden verstehen diese Dinge besser als irgend ein Offizier in seiner Majestät Dienst, erwiderte Korporal Trim; – wenn aber Euer Gnaden belieben wollten, die Bestellung mit dem Tisch zu lassen, und aufs Land zu gehen, da würde ich unter Euer Gnaden Leitung wie ein Pferd arbeiten und Euer Gnaden eine Festung machen wie einen Kuchen, mit allen Batterien, Sappen, Gräben und Palisaden, dass die Leute von 20 Meilen weit herreisen würden, um sich's anzusehen.
    Mein Onkel Toby wurde scharlachrot, wie Trim so ins Zeug ging; – aber nicht aus Schuldbewusstsein – oder Bescheidenheit – oder Zorn – sondern lediglich aus Freude; – Korporal Trims Projekt und Schilderung hatte ihn ganz in Feuer und Flammen gesetzt – Trim! sagte mein Onkel Toby, jetzt ist's genug. – Wir könnten, fuhr Trim fort, den Feldzug an dem gleichen Tag eröffnen, da Seine Majestät mit Ihren Verbündeten ins Feld rückten, und dann eine Stadt um die andere demolieren, so schnell als – Trim! fiel ihm mein Onkel Toby ins Wort, nichts weiter! – Euer Gnaden, machte Trim fort, könnten dabei bei schönem Wetter in Ihrem Lehnsessel (er deutete auf diesen) sitzen und mir Ihre Befehle erteilen, und ich würde – Sei still, Trim, sagte mein Onkel Toby. – Und dabei hätten Euer Gnaden

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