Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
diese Anekdote nicht veröffentlicht haben würde – (ich veröffentliche sie auch wirklich nicht, um seinem Charakter und seiner Beförderung in der Kirche zu nahe zu treten – ich überlasse das Andern) – wenn ich nicht zwei gute Gründe hierfür gehabt hätte, denen ich nicht widerstehen kann.
Der erste ist, dass ich durch diesen Akt der Gerechtigkeit dem Geiste Yoricks Ruhe verschaffe; – denn dieser geht noch um – wie die Bauern und noch einige andere Leute behaupten.
Der zweite Grund ist, dass ich durch die Veröffentlichung dieser Geschichte eine Veranlassung bekomme, um das Publikum zu benachrichtigen, – dass falls der Charakter des Pfarrers Yorick und dieses Muster seiner Predigtweise gefallen sollte – sich im Besitz der Familie Shandy noch so viele Predigten von ihm befinden, dass man einen hübschen Band daraus zum Nutzen der Welt machen könnte, – sie würden gewiss viel Gutes stiften.
43. Kapitel
Obadiah hatte die zwei Kronen zweifellos verdient; denn gerade als Korporal Trim das Zimmer verließ, klapperte er herein mit sämtlichen Instrumenten in dem bewussten grünen Beutel, den er quer über die Schulter gehängt hatte.
Es dürfte jetzt, sagte Dr. Slop, dessen Blicke sich bei diesem Anblick aufhellten, es dürfte jetzt, da wir im Stande sind, Frau Shandy von einigem Nutzen zu sein, an der Zeit sein, hinaufzuschicken, um zu hören wie es steht.
Ich habe, erwiderte mein Vater, der alten Hebamme befohlen sofort herunter zu kommen, wenn sich die leiseste Schwierigkeit ergeben sollte; – denn Sie müssen wissen, Dr. Slop, fuhr mein Vater mit einem etwas verlegenen Lächeln fort, dass Sie kraft eines besonderen, zwischen mir und meiner Frau feierlich abgeschlossenen Vertrags in diesem Falle nur die Rolle der Hilfstruppen übernehmen dürfen – und zwar erst dann, wenn die dürre alte Hebamme droben nicht ohne Ihre Hilfe fertig wird. Die Weiber haben nun einmal ihre besonderen Grillen, und in derartigen Angelegenheiten, fuhr mein Vater fort, wo sie die ganze Last zu tragen haben und so viele Schmerzen im Interesse unserer Familien und zum Wohl der Rassen erdulden, – haben sie auch ein Recht en souveraines zu entscheiden, unter wessen Händen und auf welche Art sie die Sache durchmachen wollen.
Darin haben Sie auch ganz Recht, bemerkte mein Onkel Toby.
– Aber mein Herr, entgegnete Dr. Slop, der von der Bemerkung meines Onkels Toby lediglich keine Notiz nahm, sondern sich gegen meinen Vater wandte – sie sollten lieber in andern Richtungen maßgebend sein; und ein Vater, der die Fortdauer seiner Familie sichern will, müsste nach meiner Ansicht dieses Vorrecht für sich in Anspruch nehmen und lieber einige andere Rechte dafür aufgeben. – Ich wüsste nicht, erwiderte mein Vater und sah dabei etwas zu sauer drein, um ganz kaltblütig zu sein, – ich wüsste nicht, sagte er, welches Recht wir für das entscheidende Wort in der Frage, wer unsere Kinder zur Welt befördern dürfe, noch aufzugeben hätten, außer etwa die Entscheidung darüber – wer sie zeugen dürfe. – O dafür sollte man nahe zu Alles aufgeben, versetzte Dr. Slop. – Da muss ich doch bitten! rief mein Onkel Toby. – Sie würden staunen, Herr, fuhr Dr. Slop fort, wenn Sie wüssten, welche Fortschritte in den letzten Jahren in allen Zweigen der Geburtshilfe gemacht wurden, insbesondere aber in der Kunst einer raschen und sicheren Herausbeförderung des Fötus – es ist hierüber ein solches Licht verbreitet worden, dass ich (dabei hob er die Arme in die Höhe) offen gestehen muss, ich wundere mich wie die Welt – ich wollte, fuhr mein Onkel Toby dazwischen, Sie hätten gesehen, was für wundervolle Armeen wir in Flandern hatten.
44. Kapitel
Ich lasse für einen Augenblick den Vorhang über diese Szene fallen – um den Leser an etwas zu erinnern – und ihm etwas anderes mitzuteilen.
Was ich dem Leser mitzuteilen habe, mag allerdings hier etwas unpassend stehen; – es hätte eigentlich 150 Seiten früher gesagt werden sollen, aber dort sagte ich mir, es würde doch richtiger später kommen und hier nützlicher sein als irgend sonst wo. – Schriftsteller müssen voraussehen, um das woran sie eben sind, mit jedem in einer geistigen Verbindung zu erhalten.
Wenn diese zwei Dinge geschehen sind, – soll der Vorhang wieder aufgezogen werden, und mein Onkel Toby, mein Vater und Dr. Slop sollen ihre Unterhaltung ohne weitere Unterbrechung fortsetzen.
Erstens also, an was ich Sie zu erinnern
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