Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
teureren Cervantes! – meines Vaters und meines Onkel Toby's Gespräch über Zeit und Ewigkeit – war ein Gespräch, das jedes frommen Wunsches würdig war! und der ungestüme Humor meines Vaters, der ihm so plötzlich ein Ende machte, war ein wahrer Juwelenraub aus der ontologischen Schatzkammer, und es sieht nicht danach aus, als ob ein Zusammentreffen großer Gelegenheiten und großer Männer dasselbe jemals wieder bringen könnte.
64. Kapitel
Obschon aber mein Vater darauf beharrte, diese Unterhaltung nicht weiter fortzusetzen – so konnte er doch meines Onkel Toby's Rauchlaterne nicht aus dem Kopfe kriegen – so sehr sie ihn anfangs verletzt hatte; – es lag in dem Vergleiche doch im Grunde etwas, was seine Phantasie frappierte; er ließ den Ellbogen auf dem Tisch ruhen, neigte die rechte Seite seines Kopfes gegen die flache Hand – sah zuerst noch starr ins Feuer – und begann dann mit sich selbst darüber zu Rate zu gehen und zu philosophieren; da aber sein Kopf durch die Anstrengung, womit er nach neuen Pfaden forschte und die beständige Beschäftigung des Gehirns mit jenen mannigfaltigen Gegenständen, auf die die Unterhaltung nach und nach geraten, müde geworden war – so kehrte die Idee der Rauchlaterne seine Gedanken bald vollends ganz zu unterst und oberst – so dass er in Schlaf versank, ehe er wusste, woran er eigentlich damit war.
Was meinen Onkel Toby betrifft, so hatte sich seine Rauchlaterne kaum ein Dutzend Mal umgedreht, als er ebenfalls in Schlaf versank. – Friede sei mit ihnen beiden! – Dr. Slop ist mit der Hebamme und meiner Mutter in der oberen Stube beschäftigt. – Trim verwandelt ein Paar alte Kanonenstiefel in Mörser, um sie als solche nächsten Sommer bei der Belagerung von Messina zu verwenden; – er bohrt gerade die Zündlöcher mit der Spitze eines glühenden Schüreisens. – So sind mir alle meine Helden aus der Hand geschlüpft; – es ist das erste Mal, dass ich einen Augenblick übrig habe, – ich will ihn daher benutzen und meine Vorrede schreiben.
Die Vorrede des Autors.
Nein, ich will nicht ein Wort deshalb verlieren: – hier ist sie! – Indem ich sie veröffentliche, appelliere ich an die Welt – und der Welt überlasse ich sie; – sie muss für sich selbst sprechen.
Alles was ich von der Sache weiß ist, dass als ich mich hinsetzte, ich die Absicht hatte, ein gutes Buch zu schreiben; und so weit die Armseligkeit meines Geistes es gestatten würde, – ein weises, ja, ein vernünftiges Buch – wobei ich nur Sorge trug, im Weiterschreiten all den Witz und Verstand (mochte es nun viel oder wenig sein) hineinzulegen, den der große Schöpfer und Verleiher desselben für passend erachtet hatte mir mit zu geben; – so dass, wie der geneigte Leser sieht, – dies gerade so geworden ist, wie es Gott gefallen hat.
Nun sagt Agalastes (in tadelndem Tone), es möge, so viel er davon verstehe, einiger Witz darin sein – aber durchaus kein Verstand; und Triptolemus und Phutatorius, die ihm beistimmen, werfen noch die Frage auf, wie es denn überhaupt möglich wäre, dass Verstand dabei sein könnte? denn Witz und Verstand gehen in dieser Welt niemals Hand in Hand, da dies zwei geistige Operationen seien, die von einander so weit entfernt wären wie Ost und West. – So sagt Locke; wie einen Wind streichen lassen und schluchzen, sage ich. Allein in Entgegnung hierauf behauptet der große Kirchenrechtslehrer Didius in seinem Codex Codex de fartendi et illustrandi fallaciis, dass ein Gleichnis noch lange kein Beweis sei, und setzt dies näher auseinander; – ebenso wenig behaupte ich, dass das Hellwischen eines Spiegels ein Vernunftschluss ist; – aber jedermann sieht dann doch besser; der Hauptvorteil, den diese Dinge haben, besteht somit darin, dass sie den Verstand aufhellen, ehe der Beweis selbst in Anwendung kommt, ihn von all den kleinen Stäubchen oder Flecken von Verdunklungsstoff reinigen, die, wenn man sie darin schwimmen ließe, das Begreifen hindern und Alles verderben könnten.
Nun, meine lieben Anti-Shandianer und drei Mal trefflichen Kritiker und Kollegen (denn für euch schreibe ich diese Vorrede) – und ihr höchst feine Staatsmänner und kluge Doktoren (kommt – nehmt eure Bärte herunter), die ihr wegen eurer Würde und Weisheit berühmt seid; – Monopulus, mein Politikus, – Didius, mein Rat, – Kysarcius, mein Freund, – Phutatorius, mein Führer, – Gastripheres, mein Lebenserhalter, – Somnolentius, mein Balsam und meine
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